Die beiden Seiten der Münze (German Edition)
das so wirkt als ob der Einbrecher mich persönlich kennt und seine Wut an mir abreagiert.“
Lynn wurde eiskalt und übel. Sie wollte nicht glauben, dass Cedric etwas damit zu tun hatte, aber wenn sie an seine gestrige Reaktion dachte... und hing auch der Mord an Martin damit zusammen? Sie musste sich setzen und ihre Gedanken überschlugen sich.
„Lynn?“ Ach ja, Therese war noch dran. Lynn versuchte sich zusammen zu reißen. „Soll ich zu dir kommen? Brauchst du Hilfe oder einfach jemanden zum reden?“ fragte Lynn. „Das wäre toll. Ja bitte komm her.“ Therese klang ungewohnt kleinlaut. Lynn versprach, sich gleich auf den Weg zu machen.
Kaum hatte sie aufgelegt, fingen ihre Gedanken wieder an zu rotieren. Was sollte sie machen? An wen konnte sie sich mit ihrem Verdacht wenden? Sie brachte es nicht über sich, die Polizei zu informieren so lange sie nicht sicher war, dass Cedric etwas mit diesen Dingen zu tun hatte. Sie musste sich Gewissheit verschaffen. Aber zuerst galt es, Therese zu trösten. Zur Abwechslung war jetzt mal Lynn gefragt und sie hatte nicht vor, ihre Freundin im Stich zu lassen.
Sie beeilte sich, um so schnell wie möglich zu Therese zu kommen. Als sie die Wohnung betrat erschrak Lynn. Jemand hatte alle Schubladen und Kästen aufgemacht und den Inhalt herausgerissen. Alles lag kreuz und quer im ganzen Wohnzimmer verstreut. Therese stand mitten in dem Chaos und sah sich ratlos um. „Hallo Lynn, danke, dass du so schnell hergekommen bist. Tut mir leid, dass es noch immer so aussieht, aber zuerst habe ich gewartet bis die Polizei hier fertig war und dann habe ich Lukas zu meiner Mutter gebracht. du weißt ja, wenn ich mal dort bin, lässt sie mich nicht so schnell wieder weg. Sie wollte mich gleich dortbehalten, am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn ich gar nicht mehr in meine Wohnung zurückgegangen wäre. So bin ich erst vor kurzem wieder hierher gekommen.“ Lynn fragte: „Wie kann es sein, dass du nichts von dem Einbruch gemerkt hast? Du hast doch nebenan geschlafen.“ Therese seufzte: „Ich hatte gestern Kopfschmerzen und die Nachbarn in der Wohnung über mir haben unglaublich viel Krach gemacht. Sie haben bis spät am Abend laut gestritten. Lukas hat nach einem schlechten Traum ohnehin bei mir im Bett geschlafen, also habe ich mir Ohrstöpsel in die Ohren gegeben. Ich habe dann wie eine Tote geschlafen und überhaupt nichts bemerkt.“
„Komm, wir räumen da mal etwas auf.“ Lynn musste sich irgendwie betätigen. Sie verbrachten die nächsten zwei Stunden damit, wieder etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Als das Schlimmste beseitigt war, öffnete Therese eine Flasche Rotwein und brachte zwei Gläser aus der Küche.
Lynn fühlte sich elend und wusste nicht was sie tun sollte. Sie musste über ihren Verdacht mit Therese reden. Dieses Gespräch würde nicht angenehm werden. Sie räusperte sich.
„Therese, ich muss mit dir reden. Es betrifft dich auch. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... also, die Sache ist die: ich mache mir schreckliche Sorgen, weil ich einen Verdacht habe, wer für all das hier verantwortlich ist.“ Lynn machte mit ihrer Hand eine umfassende Geste.
Therese nippte an ihrem Wein. „Wie meinst du das?“ Sie sah Lynn aufmerksam an. Lynn wand sich vor Verlegenheit und Scham. „Cedric, ich glaube, dass er etwas damit zu tun hat.“
Therese sah verblüfft aus. „Wie kommst du denn darauf?“ Lynn erzählte von ihrem Gespräch mit Cedric und von seiner Reaktion, nachdem Lynn ihm erzählt hatte, dass Therese ihr geraten hatte, sich von ihm fernzuhalten. „Deswegen demoliert doch kein Mensch eine Wohnung.“ Therese schüttelte den Kopf.
„Das ist noch nicht alles. Bevor Martin starb, habe ich Cedric von meinem Streit mit ihm und den Problemen mit der Wohnung erzählt. Er sagte etwas von Schuld, die gesühnt werden müsse. Dann ist er gegangen und kurz darauf war Martin tot. Ich habe schreckliche Angst, was wenn er dahinter steckt?“
Therese sah sie fassungslos an: „Du hattest den Verdacht, dass er jemanden getötet haben könnte und hast nichts gesagt? Spinnst du? Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten. Kannst du nicht ein einziges Mal in deinem Leben vernünftig sein? Verdammt, Lynn – ich fasse es nicht. du hättest sofort mit der Polizei darüber reden müssen.“
„Wenn ich mich nun irre, was dann?“ Lynn war nicht auf diese heftige Reaktion gefasst
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