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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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brauchst du so lang?«, wollte ich wissen.
    »Ich geb mir Mühe. Oder soll ich das nicht?«
    »Doch. Bitte gib dir Mühe.«
    »Okay, dann halt die Klappe.«
    »In unserem Haus darfst du nicht ›Halt die Klappe‹ sagen.«
    »Leck mich.«
    »Das darfst du sagen.«
    Tut mir leid, wenn Du Dich daran störst, Almighty, aber ich zitiere nur Bridget.
    Beim Ausmalen des Motivs drückte sie den Stift fest auf. Ich beugte mich noch ein paar endlose Minuten vor, dann war sie endlich fertig. Mein Kopf war schwer, als ich ihn hob. »Wie sieht es aus?«
    »Abscheulich. Schau in den Spiegel.«
    Ich stellte mich vor Norries Schminktisch und versuchte, meinen Nacken im Spiegel zu betrachten, schaffte es aber nicht. Warum hatte ich die Tätowierung an eine Stelle machen lassen, wo ich sie nicht sehen konnte?
    »Hier.« Bridget reichte mir Norries Handspiegel. Ich hielt ihn hoch, wie sie es beim Friseur machen, damit man seinen schicken neuen Haarschnitt begutachten kann. Da war das Tattoo. Tintenschwarz, es sah echt gemein aus: der Totenkopf und die gekreuzten Knochen.
    »Cool, oder?« Bridget zog ein Hosenbein hoch, um sich ihr Kleeblatt noch mal anzusehen.
    »Wenn es doch bloß ein echtes Tattoo wäre«, sagte ich. »Ich werde mir den Hals lange nicht waschen.«
    »Es könnte immer noch verschmieren.« Bridgets Tätowierung war schon ein bisschen verwischt.
    »Ich pass auf.« Es gefiel mir. Ich dachte: Wenn ich achtzehn werde und meinen Abschluss von der St.-Maggie’s-Besserungsanstalt habe, lasse ich mir definitiv ein richtiges Tattoo stechen.
    »Was ist das da in deinem Nacken?«, fragte Norrie am nächsten Morgen beim Frühstück. »Du hast da irgendeinen schwarzen Fleck.«
    Sassy strich meine Haare zur Seite, um besser nachsehen zu können. »Ist das echt?«
    »Klar ist es echt«, antwortete ich.
    »Es ist aber nicht dauerhaft«, fügte Bridget hinzu. »Es ist bloß Filzstift.«
    »Ihr habt euch mit Filzstift Fake-Tattoos aufgemalt?«, fragte Norrie. »Sehr erwachsen.«
    Sassy ließ meine Haare fallen. »Ein Glück, dass es kein richtiges ist. Es kann einem echt Angst machen.«
    »Soll es ja auch.«
    »Deine Haare verdecken es ganz gut«, meinte Norrie. »Vielleicht fällt es den Nonnen gar nicht auf.«
    »Schau dir meins an.« Gerade in dem Moment, als Bridget ihren Knöchel hochhielt, um ihre Tätowierung vorzuführen, brachte Miss Maura einen Teller mit Spiegeleiern in die Frühstücksecke.
    »Nehmt die Füße vom Tisch«, befahl sie.
    »Machst du mir auch ein Tattoo?«, fragte mich Takey.
    »Klar. Was willst du denn?«
    »Eine Pistole.«
    »Keine Pistolen. Ansonsten mache ich fast alles.«
    Takey formte mit seiner rechten Hand eine Pistole, richtete sie auf mich und schoss. »Ka-wumm! Du bist tot!«
    Miss Maura schüttelte den Kopf und marschierte wieder in die Küche.
    »Ich mal dir einen Goldfisch«, bot ich ihm an. »Genau so einen wie Bubbles.«
    Takey schoss noch einmal auf mich, direkt zwischen die Augen, dann willigte er ein: »Gut.«
    Als ich am Montag in der Schule versuchte, das Böse-Mädchen-Klo noch mehr nach bösen Mädchen aussehen zu lassen, indem ich Graffiti auf die Kabinen malte, kamen Bibi und Tasha rein. Ich zog die Füße auf die Klobrille hoch, damit sie mich nicht sahen.
    »Du hattest ihn«, sagte Bibi zu Tasha. »Wäre Shea nicht aufgekreuzt, hätte er dir gehört.«
    »Schön, aber was sagt das über ihn aus?«, fragte Tasha. »Wenn er die Wahl zwischen Shea und mir hat, entscheidet er sich für Shea?«
    »Er hat sich ja nicht für Shea entschieden«, wandte Bibi ein. »Er wusste bloß, was sie tun würde und du nicht, und er hatte an diesem Abend Lust auf ein bisschen Action. Vermute ich.«
    »Trotzdem frag ich mich, was das für ein Typ ist«, sagte Tasha. »Wie kam es überhaupt, dass Shea bei dir zu Hause gelandet ist? Du hast sie doch nicht etwa eingeladen, oder?«
    »Verdammt, nein«, kam von Bibi. (Ich zitiere wieder nur.) »Irgendjemand hat sie mitgebracht.«
    »Die bringt immer irgendjemand mit.«
    Sie schwiegen einen Moment. Ich verhielt mich mucksmäuschenstill.
    »Hey«, rief Bibi. »Ist da jemand drin?«
    Ich hielt die Luft an.
    »Die Tür hier ist verriegelt«, sagte Tasha. »Ich sehe keine Füße, aber …« Sie drückte gegen die Tür meiner Kabine. Ich hatte zugeriegelt. Sie drückte noch einmal. Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, zwinkerte mir Tasha unter der Kabinentür hindurch zu.
    »Jane, spionierst du uns etwa hinterher?«
    »Das ist Jane?«, sagte Bibi.

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