Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
Mädchen einen speziellen Body und ein Korsett. Ich zog mich wirklich aus. Ich erntete lautes Gejohle, bevor man mich von der Bühne zerrte.
Man sollte annehmen, dass ich deshalb suspendiert wurde, aber das war nicht der Fall. Natürlich setzten Bibi und ihre Eltern alle Hebel in Bewegung, damit ich dafür, dass ich Bibis großen Auftritt ruiniert hatte, eine härtere Strafe als nur Nachsitzen bekam. Sie sagten, der einzige Grund, warum ich nicht von der Schule flog, war Almightys Einfluss. Damit hatten sie möglicherweise Recht.
Ich wollte Bibi nicht verletzen. Ich hatte bloß eine einmalige Gelegenheit gesehen und konnte nicht widerstehen. Um es wiedergutzumachen und um ihr zu zeigen, dass es mir leidtat, habe ich Kekse für sie gebacken und sie vor der Aufführung am nächsten Abend bei ihr vorbeigebracht. Sie aß die Kekse, die Pinienkerne enthielten. Wie sich herausstellte, reagiert Bibi allergisch auf Pinienkerne. Das wusste ich nicht. Keiner wusste es, denn sie hatte vorher noch nie Pinienkerne gegessen.
Tja, nun wissen wir es.
Ihr Gesicht lief rot an und sie bekam einen Nesselausschlag. Sie konnte nicht auftreten. Ihre Zweitbesetzung musste die Miss Adelaide spielen.
Es gab nur diese zwei Aufführungen und ich habe ihr beide verdorben. Das war nie meine Absicht. Aber ich verstehe, dass sie sauer war.
Danach war sie nicht mehr meine Freundin. Tasha nahm den Platz der neuen besten Freundin ein. Bibis Eltern lassen mich nicht mal mehr ins Haus. Sie glauben, ich habe es auf ihre Tochter abgesehen. Sie halten mich für böse.
Und vielleicht bin ich das. Immerhin entstamme ich einer bösen Familie.
Früher war ich keine Außenseiterin. Früher war ich beliebt. Aber nach dem ganzen Bibi-Debakel gingen mir alle aus dem Weg. Die Einzige, die noch mit mir befreundet sein wollte, war Bridget. Es machte mir nicht so viel aus, denn ich hatte ja eigentlich immer noch meine Geschwister. Aber Sully ist auf dem College und St. John lebt in New York, Norrie ist mit ihrem Liebesleben beschäftigt und Sassy durchlebt irgendeine verrückte existenzielle Krise. Damit bleibt nur noch Takey, aber der mag mich nicht besonders und tut immer so, als würde er mich erschießen.
Die Bibi-Fehde ist nicht das einzige Böse, das ich angezettelt habe. Ich bin ein sehr schlechter Mensch. Ich bin egoistisch und tue alles, um Aufmerksamkeit zu erheischen, und ich bin fies zu anderen. Ich benutze ziemlich viele Schimpfwörter. Ich strenge mich in der Schule nicht so an, wie ich sollte. Ich respektiere meine Eltern nicht. Vermutlich sollte ich das besser alles einem Priester erzählen, aber ich habe keine Lust, haufenweise Ave-Marias herunterzubeten. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass das etwas bringt.
Ich habe noch jede Menge anderer Fehler, ich bin bloß gerade zu schläfrig, um sie alle aufzuzählen. Doch zu meiner Verteidigung und im Geiste der Wahrheit muss ich sagen, dass ich mich gegenüber den Menschen, die ich liebe, absolut loyal verhalte (auch wenn es nicht den Anschein hat) und sie bis zum bitteren Ende verteidigen werde. Ich habe also wenigstens eine gute Eigenschaft.
Und deshalb, im Geiste von Weihnachten: Falls ich euch verletzt oder euch irgendwie Ärger verursacht habe, bitte ich euch um Verzeihung. Das gilt für alle, sogar für dich, Almighty.
Euch allen fröhliche Weihnachten!
JANE IST OFF.
KOMMENTARE:
bridget2nowhere:
Dir auch schöne Weihnachten, du Miststück.
Am nächsten Morgen duschte ich und schrubbte meinen Hals besonders hartnäckig. Danach überprüfte ich meinen Nacken mit einem Handspiegel.
Das Tattoo mit dem Totenschädel war weg. Endlich.
Seltsam.
Hier ist es, Almighty. Das reuevollste Geständnis, zu dem ich mich überwinden konnte. Wenn Du meinen letzten Blogeintrag liest, wirst Du sehen, dass ich mein Geständnis sogar schon abgelegt habe, bevor Du es eingefordert hast. Und ich meine jedes Wort davon ernst.
Jetzt bist Du dran.
In Liebe und widerwilliger Bewunderung
Deine Enkeltochter (und eine Sullivan durch und durch)
Jane Dorsey Sullivan
Liebe Almighty,
ich, Saskia Wells Sullivan, bekenne mich hiermit des Mordes schuldig.
Ich habe Wallace umgebracht. Ich wollte es nicht, trotzdem bin ich schuld an seinem Tod. Ich gebe es zu.
Ich will nicht ins Gefängnis, aber ich gehe, wenn es sein muss. Es liegt in Deiner Hand.
Ich werde jede Strafe akzeptieren, die Du für angemessen hältst, aber bitte verschone den Rest der Familie. Sie haben es nicht verdient, ihr Erbe zu verlieren.
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