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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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»Und es gab keinen Boden!«
    Der Handwerker lachte, als wäre meine Bemerkung das Lustigste, was er je gehört hatte. »Gehst du immer in unbekannte Räume und prüfst nicht mal nach, ob sie einen Boden haben?«
    »Bauen Sie immer Räume ohne Böden?«, schoss ich zurück. Wer rechnet denn mit einem Zimmer ohne Boden? Sein Lachen regte mich auf. Was ich gemacht hatte, war so dumm auch wieder nicht. In meinem ganzen fünfzehnjährigen Leben war mir noch kein Zimmer ohne Boden untergekommen.
    »Sie sollten ein Warnschild an die Tür hängen«, sagte Lula. »Das ist doch gefährlich.«
    »Du hast Recht«, räumte der Handwerker ein. »Tut mir leid. Wir haben heute keine Besucher erwartet.« Aber er wirkte nicht, als täte es ihm wirklich leid. Anscheinend hielt er mich für eine Idiotin. »Bist du verletzt? Alle Knochen in Ordnung? Irgendwelche Prellungen? Müssen wir in die Notaufnahme fahren?«
    Ich schüttelte meine Hände, meine Arme, meine Beine, aber bis auf die kratzige Glasfaser auf meiner Haut und einen münzgroßen blauen Fleck auf meinem Oberschenkel war alles in Ordnung. Aber vielleicht war der blaue Fleck sogar schon vorher da gewesen; ich konnte mich nicht erinnern. »Nein, mir geht’s gut.«
    »Du hast Glück gehabt, Mädchen.«
    Er hatte Recht: Es war Glück. Das war der Anfang meiner seltsamen Glückssträhne. Sie hielt an, bis sie schließlich vorbei war.
    »Ich kapiere es immer noch nicht«, sagte Jane. »Warum hatte der Raum denn keinen Boden?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Seh ich irgendwie anders aus?«
    Wir saßen auf Norries Bett oben im Turmzimmer. Ich reckte den Hals, damit sie mein Gesicht besser betrachten und mir sagen konnten, ob sie irgendwelche Veränderungen bemerkten.
    »Nein«, sagte Jane. »Du siehst so bekloppt aus wie immer.«
    »Du hast immer noch ein paar Glasfasern im Haar.« Norrie zupfte an mir herum wie eine Schimpansenmutter, die Nissen von ihrem Jungen sammelt. »Warum solltest du anders aussehen?«
    »Ich fühle mich anders«, erklärte ich. »Als wäre etwas mit mir passiert. Als wäre ich vielleicht durch ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum gefallen oder so was.«
    Sie lachten beide. War ja klar. Aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Es war ein gummiähnliches, unbesiegbares Gefühl. Ich fühlte mich stark, als könnte mir nichts etwas anhaben.
    »Jetzt, wo du es sagst, fällt mir etwas auf«, meinte Jane. »Du schielst so komisch … und deine Ohren wachsen … und deine riesigen Nasenflügel werden immer größer … Sassy, du verwandelst dich in ein Monster!«
    »Ha, ha, ich lach mich tot«, sagte ich. Meine riesigen, aufgeblähten Nasenflügel sind mir peinlich. Sully hat mal gesagt, wenn ich nur lernen würde, kräftig damit zu flattern, könnte ich bestimmt fliegen.
    Wir hörten ein Poltern auf der Treppe und schwiegen einen Moment, um herauszufinden, wer es wagte, hochzukommen und uns hinterherzuspionieren. Ginger macht sich kaum die Mühe, doch Miss Maura und Daddy-o versuchen manchmal uns zu belauschen.
    »Barfuß«, meinte Norrie und spitzte die Ohren. »Es ist bloß Takey.« Ein paar Sekunden später stand Takeys dunkler pummeliger Schatten in der Türöffnung. Er zielte mit seinem Super Soaker auf uns.
    »Okay«, sagte er mit leiser, bedrohlicher Stimme. »Alle vor mir her die Treppe runter. Tut, was ich sage, dann passiert euch nichts.«
    »Warum sollten wir?«, fragte Jane.
    »Weil ich euch sonst erschieße«, sagte er, noch immer mit seiner fiesen Gangsterstimme.
    »Bubbles hat einen neuen Trick drauf und Takey möchte, dass wir uns das anschauen«, übersetzte ich.
    »Wir haben geübt«, erklärte Takey. »Kommt mit.«
    Wir marschierten bei vorgehaltener Wasserpistole hinunter in Takeys Zimmer, wo sein Goldfisch Bubbles in einem großen Aquarium lebte. Takey liebte Bubbles. Letztes Jahr hatte ich ihm zu seinem Geburtstag ein Fisch-Dressur-Set geschenkt. Es enthielt einen Satz winziger Reifen und Stangen und einen kleinen Basketball aus Plastik samt Basketballkorb sowie ein paar Fischflocken und tiefgefrorene Zuckmückenlarven als Belohnungshäppchen. Takey brachte Bubbles bei, durch die Reifen und langen Röhren zu schwimmen, sich tänzelnd unter einer Stange hindurchzuschieben, im Zickzack durch einen Hindernisparcours zu schwimmen und mit dem Maul den Basketball in den Korb zu stoßen. Unser großes Ziel war es, ihn dazu zu bringen, wie ein Delfin in der Luft durch einen großen Reifen zu springen. Takey hoffte,

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