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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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weggelaufen bist?«, fragte Takey weiter.
    »Bisher noch nicht«, antwortete Norrie. »Vermutlich überlassen sie das Almighty.«
    Takey schauderte. Du hast wirklich einen gewissen Ruf bei uns, das steht außer Zweifel.
    »Arme Norrie«, meinte Takey. »Hoffentlich verdirbt dir Almighty nicht Weihnachten.«
    »Wird sie schon nicht«, erwiderte Norrie. »Weihnachten kann niemand verderben. Erinnerst du dich noch an Eine Weihnachtsgeschichte ? Und wie der kleine Tim sagt: ›Gott segne uns alle miteinander, einen jeden von uns‹? Was immer auch Mr Scrooge dieser Familie Cratchit anzutun versucht, es gelingt ihm nicht, ihnen das Weihnachtsfest zu verderben.«
    Damit Du Bescheid weißt: Unsere offizielle Lieblingsfassung von Dickens’ Weihnachtsgeschichte ist die Trickfilmversion mit Mr Magoo, auch wenn ich persönlich eine Schwäche für den Film mit Alastair Sim von 1951 habe und Norrie und Sassy sie allesamt lieben, sogar das Musical mit Albert Finney aus den Siebzigern. Ich meine mich zu erinnern, dass Du mal gesagt hast, Du fändest die Geschichte langweilig.
    »Almighty ist also wie Scrooge?«, fragte Takey – nicht ich.
    Ich blickte vom Auswickeln eines weiteren Zimtbonbons auf. Sassy sah mich an, doch Norrie machte sich am Baum zu schaffen.
    »Nein«, sagte sie. »Almighty ist nicht wie Scrooge. Sie liebt Weihnachten. Erinnert ihr euch noch an die Aufführung letztes Jahr, als sie sämtliche Weihnachtslieder mitsang?«
    Sassy hatte übrigens den ganzen Vormittag damit zugebracht, sich auf unseren Sketch bei der diesjährigen Weihnachtsaufführung vorzubereiten. Normalerweise proben wir wochenlang vorher, aber dieses Jahr war alles so chaotisch … Du könntest natürlich entgegenhalten, dass ich massenhaft Zeit gehabt hatte, da ich einen ganzen Monat ja nicht in die Schule musste, aber ich habe mir Gedanken über wichtigere Dinge wie gut und böse gemacht. Im letzten Moment hatte Sassy verkündet, sie wolle die Schlussszene aus Das Wintermärchen spielen. Ich wandte ein, das sei nicht weihnachtlich genug, und schlug vor, stattdessen wieder einmal etwas aus Rudolph, das rotnasige Rentier aufzuführen. Mein größter Ehrgeiz (bislang vergebens) ist, Herbie zu spielen, den Elfen, der Zahnarzt werden möchte. Aber wie Du weißt, ließ sich Sassy nicht von Shakespeare abbringen und spannte uns alle in ihr kleines Vorhaben ein. Wir kannten das Stück, denn in der Zehnten ist es Pflichtlektüre. Sassy entwarf schlichte Kostüme und warb uns für Rollen an, indem sie uns versprach, es gäbe Karteikarten und wir müssten nicht mal unseren Text auswendig lernen. Solange sie es uns so einfach machte, war ich bereit mitzuspielen. Wir gingen davon aus, dass wir fast als Letzte drankämen, direkt bevor Du und Daddy-o eure Klavier-Kabarett-Nummer hinlegen würdet.
    Sie war also wild entschlossen, Das Wintermärchen aufzuführen, weigerte sich aber, Gründe dafür zu nennen. Ich spürte, dass sie etwas im Schilde führte. Wie sich herausstellte, lag ich damit richtig.
    Seit wann brummt es in dieser Familie eigentlich so vor lauter Geheimnissen? Je mehr ich die Wahrheit herauszusprengen versuche, umso geheimnistuerischer geben sich alle.
    Deiner Weihnachtsrevue mangelte es dieses Jahr an Ausgelassenheit, Almighty. Es gab zwar immer noch das große Begrüßungstrara an der Tür, Händels Messias und den Riesenbaum in der Bibliothek; den Trupp Weltenbummler aus Afrika und Russland und England etc. in ihren wundervollen Kleidern, die an den Feiertagen nichts Besseres vorhatten. Doch die Overbecks ließen sich nicht blicken – keine Mamie, kein Brooks … Hatte das etwas mit dem Cotillon zu tun? Wegen Wallace trugst Du schwarzen Samt statt roten. Und als Du mich mit einem Weihnachtskuss begrüßtest, hast Du mir »Du bist die Nächste« ins Ohr geflüstert. Ich warne Dich schon jetzt: Ich werde es nicht tun. Wenn Du unbedingt eine Debütantin in der Familie haben willst, fang lieber an, Sassy zu bearbeiten.
    Normalerweise werde ich euphorisch, sobald wir zur Weihnachtsaufführung ins Theater hinuntergehen – ich liebe die mit blauen, roten und goldenen Mustern bemalten Wände und den silbernen Vorhang vor der kleinen Bühne. Ich liebe es, wenn Daddy-o »Die Nacht vor Weihnachten« vorträgt. Ohne dieses Gedicht wäre es nicht Weihnachten. Genauso wenig wie ohne Ginger, die, von St. John am Stutzflügel begleitet, ein leicht beschwipstes Blue Christmas trällert.
    Dann war es Zeit für den jährlichen Sketch der

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