Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)
waren die beiden einzigen Bundesstaaten, in denen er schlechter abschnitt als John Kerry vier Jahre zuvor. Die Republikaner hatten im November 2010 zwar Glück, eroberten aber nur 63 Sitze, nicht hundert. Zwei Wochen nach Morris’ Behauptung lehnte Trump offiziell ab, sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen zu lassen.
Aber Morris ist schlagfertig, unterhaltsam und verkauft sich gut. Er tritt regelmäßig in den Fox News auf, und seine Bücher werden in sechsstelligen Auflagen gedruckt.
Füchsen fällt es manchmal schwerer, sich in der Welt des Fernsehens, des Geschäftslebens und der Politik zurechtzufinden. Ihre Überzeugung, dass sich viele Probleme schlecht vorhersagen lassen – und dass man diese Unsicherheiten auch aussprechen sollte –, werden fälschlicherweise für mangelndes Selbstbewusstsein gehalten. Ihr pluralistischer Ansatz gilt als Mangel an Überzeugung. Harry Truman wurde mit seiner Forderung nach einem »einhändigen« Ökonomen berühmt; er war verärgert darüber, dass ihm die Füchse in seiner Regierung keine einfachen Antworten geben konnten.
Aber Füchse stellen die besseren Prognosen. Sie erkennen rascher, wie sehr es rauscht, und laufen weniger Gefahr, den falschen Signalen hinterherzujagen. Sie sind sich ihrer Unkenntnisse bewusst.
Wenn Sie sich von einem Arzt den Verlauf einer Krankheit voraussagen lassen möchten oder von einem Investmentbanker die Rendite Ihrer Altersvorsorge maximieren lassen wollen, dann sollten Sie sich einem Fuchs anvertrauen. Er wird Ihnen vielleicht nicht so viel versprechen, aber das Versprochene eher halten.
Warum politische Prognosen in der Regel nicht eintreffen
Gerade in Bezug auf politische Prognosen kann eine füchsische Gesinnung vorteilhaft sein. Auf diesem Gebiet lauern Fallen, in die Igel gerne einmal tappen, während die Füchse diese sorgsam umgehen.
Eine dieser Fallen ist parteiliche Ideologie. Obwohl Morris Bill Clintons Berater war, ist er Republikaner und sammelt Geld für republikanische Kandidaten. Seine konservativen Ansichten stehen mit denen des Senders Fox News, in dem er auftritt, in Einklang. Aber auch Liberale sind nicht davor gefeit, Igel zu sein. In meiner Studie über die Prognosen der Experten der McLaughlin Group , sagte Eleanor Clift, die normalerweise die liberalsten Ansichten des Panels vertritt, fast nie ein günstigeres Ergebnis für die Republikaner voraus als der Rest der Gruppe. Das könnte ihr bei der Prognose des Wahlergebnisses 2008 genützt haben, aber langfristig waren ihre Prognosen auch nicht genauer als die ihrer konservativen Mitstreiter.
Akademiker wie jene, mit denen sich Tetlock befasste, könnten ähnliche Probleme haben. Wissen kann für Igel mit einem Doktortitel geradezu von Nachteil sein. Eine von Tetlocks bemerkenswerteren Erkenntnissen ist, dass die Qualität der Prognosen von Füchsen mit zunehmender Erfahrung in der Regel steigt. Das Gegenteil gilt jedoch für die Igel: Sie schneiden mit zunehmendem beruflichem Erfolg immer schlechter ab. Tetlock glaubt, dass sich die Igel zusätzlicher Fakten nur bedienen, indem sie sie verändern und manipulieren, um sich so ihre Vorurteile bestätigen zu lassen. Man könnte das etwa mit einem Hypochonder vergleichen, den man mit einem Computer mit Internetverbindung in ein dunkles Zimmer sperrt. Je mehr Zeit man ihm gibt, desto mehr Informationen hat er zu seiner Verfügung und desto absurder wird seine Selbstdiagnose, und es wird nicht lange dauern, bis er einen Schnupfen für die Beulenpest hält.
Tetlock fand heraus, dass sowohl politisch links- als auch rechtsorientierte Igel besonders schlechte Prognosen stellten. Füchsen aller politischen Überzeugungen war hingegen mehr Erfolg beschieden. 20 Füchse mögen eine dezidierte Meinung darüber besitzen, wie die Welt auszusehen hat. Aber für gewöhnlich sind sie imstande, diese Meinung und die Analyse der tatsächlichen Verhältnisse auseinanderzuhalten.
Igel dagegen haben größere Probleme, ihre Auffassungen von ihrer Analyse zu trennen. Stattdessen schaffen sie, wie Tetlock es ausdrückt, »eine verschwommene Mischung von Fakten und Bewertungen«. Sie gehen voreingenommen an die Daten heran und sehen nur, was sie sehen möchten, und nicht, was sie wirklich vor sich haben.
Anhand von Tetlocks Test können Sie herausfinden, ob Sie selbst ein Igel sind. Verbessern sich Ihre Prognosen, wenn Sie über mehr Informationen verfügen? Theoretisch sollten die Prognosen von mehr Information profitieren –
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