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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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Halten sich an eine Herangehensweise, der alles untergeordnet wird – neue Information wird dazu verwendet, das ursprüngliche Modell zu verbessern.
Selbstkritisch: Gelegentlich willens (wenn auch ohne Begeisterung), fehlerhafte Voraussagen einzuräumen und die Schuld auf sich zu nehmen.
Stur: Fehler werden Pech oder widrigen Umständen zugeschrieben – ein gutes Modell hatte einen schlechten Tag.
Offen für Komplexität: Finden das Universum kompliziert, manchmal sogar mit fundamental unlösbaren und inhärent unvorhersehbaren Problemen behaftet.
Ordnung suchend: Erwarten, dass die Welt relativ einfachen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, sobald im Rauschen das Signal erst einmal identifiziert wurde.
Vorsichtig: Drücken ihre Prognosen nach Maßgabe der Wahrscheinlichkeit aus und vertiefen ihre Meinungen.
Selbstbewusst: Schränken ihre Prognosen nur selten ein und ändern sie nur widerwillig.
Empirisch: Verlassen sich mehr auf Beobachtung als auf Theorie.
Ideologisch: Erwarten, dass die Lösung vieler alltäglicher Probleme Ausdruck einer großartigeren Theorie oder eines größeren Kampfs ist.
Füchse sind die besseren Prognostiker.
Igel sind die schlechteren Prognostiker.
    Abbildung 2-2: Die Einstellungen der Füchse und der Igel
    ◗ Igel sind Typ-A-Persönlichkeiten, die an große Ideen glauben, an Prinzipien, denen die Welt unterliegt, als handele es sich um physikalische Gesetze, denen jede Interaktion in der Gesellschaft unterworfen ist. Man muss nur an Karl Marx und den Klassenkampf, Sigmund Freud und das Unterbewusstsein oder Malcolm Gladwell und den Tipping Point denken.
    ◗ Füchse hingegen sind aggressive Kreaturen, die an eine Vielzahl kleiner Ideen glauben und sich einem Problem auf unterschiedliche Weisen nähern. Sie sind in der Regel Nuancen, Unsicherheiten, Komplexität und abweichenden Ansichten gegenüber aufgeschlossener. Igel sind Jäger, die immer nach der großen Beute Ausschau halten, Füchse hingegen sind Sammler.

    Füchse, so fand Tetlock heraus, stellten weitaus bessere Prognosen als Igel und lagen mit ihren Vorhersagen über die Sowjetunion bedeutend näher an der tatsächlichen Entwicklung. Statt die UdSSR durch eine ideologische Brille und als das »Reich des Bösen« oder als ein relativ erfolgreiches (und vielleicht sogar bewundernswertes) Beispiel für das marxistische Wirtschaftssystem zu betrachten, sahen sie die Wirklichkeit: eine zunehmend dysfunktionale Nation, die auseinanderzufallen drohte. Die Igel-Prognosen übertrafen einen Zufallsgenerator kaum, die Füchse hingegen entpuppten sich als echte Prognose-Talente.
    Warum sich Igel im Fernsehen besser machen
    Ich traf Tetlock an einem Winternachmittag im Hotel Durant, einem protzigen und sonnigen Anwesen neben dem Berkeley-Campus. Wie erwartet, erwies sich Tetlock als Fuchs. Er hatte eine leise Stimme und war ein Gelehrter. Bevor er antwortete, dachte er zwanzig bis dreißig Sekunden über meine jeweilige Frage nach (um mir keine undurchdachte Antwort zu geben).
    »Was veranlasst einen Intellektuellen, öffentlich aufzutreten?«, fragte mich Tetlock. »Es gibt Akademiker, die sich mit relativer Ano nymität begnügen. Aber es gibt auch die anderen, deren Wunsch es ist, als Intellektuelle öffentlich in Erscheinung zu treten. Nicht vernachlässigbare Wahrscheinlichkeiten mit dramatischen Veränderungen in Verbindung zu bringen, garantiert ein gewisses allgemeines Interesse.«
    Großartige, kühne Igel-Prognosen bringen einen mit anderen Worten also eher ins Fernsehen. Man erinnere sich nur an Dick Morris, einen ehemaligen Berater Bill Clintons, der jetzt als Berater bei Fox News arbeitet. Morris ist ein klassischer Igel, und seine Strategie scheint darin zu bestehen, möglichst dramatische Prognosen zu stellen. 2005 erklärte Morris, dass George W. Bushs Beliebtheit aufgrund seiner Bewältigung der Krise nach dem Hurrikan Katrina wieder zunehmen würden. 1 6 Am Vorabend der Wahlen 2008 prognostizierte er, Barack Obama würde in Tennessee und Arkansas gewinnen. 17 2010 behauptete Morris, die Republikaner könnten mit Leichtigkeit hundert Sitze im Repräsentantenhaus gewinnen. 18 2011 sagte er, Donald Trump würde sich als Präsidentschaftskandidat der Republikaner aufstellen lassen – und hätte »verdammt gute« Chancen, zu gewinnen. 19
    Diese Voraussagen erwiesen sich als fürchterliche Fehlprognosen. Katrina war für Bush der Anfang vom Ende, nicht der Beginn eines Neuanfangs. Obama unterlag in Tennessee und Arkansas. Es

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