Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)
man sie sich zunutze macht.
Objektivität ist nicht einfach
In diesem Buch verwende ich die Ausdrücke objektiv und subjektiv sehr gewissenhaft. Objektiv wird manchmal synonym mit quantitativ verwendet, was aber nicht zutrifft. Stattdessen bedeutet objektiv, dass wir jenseits unserer persönlichen Neigungen und Vorurteile das eigentliche Problem sehen. 43
Vollkommene Objektivität ist erstrebenswert, aber in dieser Welt nicht zu erreichen. Wenn wir eine Prognose stellen, dann müssen wir unter vielen verschiedenen Methoden auswählen. Einige davon beruhen allein auf quantitativen Variablen wie z. B. Umfragewerten, während Herangehensweisen wie die von Wasserman qualitative Faktoren ebenfalls berücksichtigen. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie auf Entscheidungen und Annahmen der Prognostiker beruhen. Im Zusammenhang mit Beurteilungen kommt es immer zu Voreingenommenheiten. Das Streben nach Objektivität setzt die Einsicht voraus, dass Annahmen Prognosen beeinflussen und dass sie kritisch hinterfragt werden müssen. In der Politik kann dies besonders schwierig sein. Es gilt, von ideologischen Vorbelastungen abzusehen und aus dem Rauschen eine klare Geschichte herauszufiltern.
Die Fernsehexperten sind also keine guten Vorbilder. Die Unsicherheiten der Prognose müssen ausgedrückt und quantifiziert werden. Prognosen müssen aktualisiert werden, wenn sich Fakten und Umstände verändern, und es ist klug, die Welt anhand unterschiedlicher Gesichtspunkte zu analysieren. Je größer die Bereitschaft dazu, desto besser lassen sich die vielfältigsten Informationen bewerten.
Kurz und bündig: Es ist wichtig, wie ein Fuchs zu denken. Die fuchsschlauen Prognostiker wissen um die Begrenztheit der von Menschen gemachten Voraussagen über den künftigen Lauf der Dinge. Wer sich dieser Grenzen bewusst ist, wird mit seinen Prognosen öfter richtig liegen.
3. Kapitel
Alles, was zählt, sind Wins und Losses
D ie Stimmung bei den Red Sox war gedrückt. Sie hatten gerade in New York alle drei Spiele einer Weekend-Serie gegen die verhassten Yankees verloren und somit keine Chance mehr, 2009 die American League East zu gewinnen. Mit nur noch sieben Spielen bis Ende der regulären Saison waren die Red Sox sicher, es als Wildcard der American League in die Play-offs zu schaffen (der legendäre Zusammenbruch der Red Sox, als sie 16 der letzten 21 Spiele verloren und sich nicht für die Play-offs 1 qualifizierten, obwohl sie sich beinahe sicher gewesen waren, kam 2011, zwei Jahre später). Jetzt begannen die Red Sox zu ahnen, dass dies nicht ihr Jahr war.
Ich hatte mich ins Fenway-Park-Stadion begeben, um mich mit dem gefeierten Second Baseman der Red Sox, Dustin Pedroia, zu unterhalten. Seit PECOTA, das System, das ich für die Organisation Baseball Prospectus entwickelt hatte, im Jahr 2006 prognostiziert hatte, dass er sich zu einem der besten Baseballspieler entwickeln würde, war er einer meiner Lieblingsspieler. Die PECOTA-Prognose unterschied sich markant von der vieler Scouts, die Pedroia aufgrund seiner geringen Körpergröße und seiner verrückten Wurftechnik als »physisch unbefriedigend« 2 abtaten und daraus schlossen, dass er ein unbedeutender Spieler sei. PECOTA schätzte jedoch 2006, dass er unter den Baseball-Hoffnungen den vierten Platz belegte. 3 Die Publikation Baseball America , die sich traditionsgemäß an den Scouts orientiert, platzierte ihn auf Rang 77. Berichte wie folgender, den Keith Law 4 für ESPN zu Anfang von Pedroias erster Saison verfasste, waren typisch. 5
»Dustin Pedroia besitzt weder genügend Ausdauer noch die Schlaggeschwindigkeit, um sich für die Major League zu qualifizieren, und er verfügt auch nicht über genügend Kraft. Wenn er es weiterhin auf einen Schlagdurchschnitt von circa .260 bringt, dann kann er sich sicher nützlich machen, und er hat möglicherweise eine Zukunft als Backup-Infielder, sofern es ihm gelingt, nicht zum Shortstop oder Third Base abgedrängt zu werden.«
Law veröffentlichte diesen Kommentar am 12. Mai 2007, zu einem Zeitpunkt, an dem Pedroia auf einen Schlagdurchschnitt von .247 und auf nur einen Home Run kam. 6 Um die Wahrheit zu sagen, auch ich glaubte nicht mehr so recht an diesen Spieler. Ich hatte die meisten seiner At-Bats gesehen, und bei der Home Plate (Schlagmal) schienen die anderen Spieler Pedroia überlegen zu sein (in der Idealmannschaft, die ich in meinem Kopf zusammenstellte, tauschte ich Pedroia bereits aus).
Aber fast so, als wollte er
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