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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Silver
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Fähigkeiten Pedroias in ihren richtigen Kontext einzuordnen.
    Die PECOTA-Auswertung fand einige günstige Präzedenzfälle. Pedroias geringe Körpergröße könnte beispielsweise angesichts seiner übrigen Fähigkeiten von Vorteil gewesen sein. Beim Baseball reicht die Schlagzone von den Schultern zu den Knien eines Spielers. Je kleiner der Sportler, desto kleiner das Ziel, das dem Werfer zur Verfügung steht. Ein reaktionsschneller Spieler wie Pedroia kann sich das zunutze machen.
    Sich näher am Boden zu befinden, kann für das Verteidigungsspiel eines Second Baseman von Vorteil sein. In dieser Position kommt es auf Wendigkeit an, man muss katzengleich auf die Bälle reagieren können, die vom Schläger abprallen. Viele der besten Second Basemen in der Geschichte des Baseball waren sehr klein. Von den 17 in der Hall of Fame waren nur zwei – Nap Lajoje und Ryne Sandberg – über 180 cm groß. 46 Joe Morgan, vielleicht der hervorragendste Second Baseman aller Zeiten, maß nur 170 cm.
    Scouts beherrschen ihr Geschäft, aber in diesem Falle beurteilten sie einen Spieler zu rasch und mit zu viel Voreingenommenheit. Pedroias geringe Körpergröße war gleichzeitig in gewisser Weise eine Stärke.
    Aber es gab keine Garantien. PECOTA hatte Pedroia auch keinen sicheren Erfolg vorausgesagt, sondern nur, dass ihm seine Werte zum Vorteil gereichten. Die Scouts sahen nur, was gegen ihn sprach. Ausschlaggebend war, dass die Red Sox an Dustin Pedroia glaubten. Zum Glück für die Red Sox glaubte auch Pedroia an Pedroia.
    … und wie es Pedroia trotzdem schaffte
    Ich traf Bill James zum ersten Mal bei einer Gesprächsrunde beim New-Yorker -Festival im Oktober 2009. Anschließend gab es eine schicke Party, und unter all den Fashionistas wirkte er in seinem sehr bunten Sweater und seinen abgeschabten Clogs, die zwei Größen zu groß zu sein schienen, deplatziert. Während alle Anwesenden Susan Sarandon hinterherjagten, setzten wir uns an die Bar und unterhielten uns eine Weile. 47
    James’ Aufgaben für die Red Sox sind vielfältig, aber es ist unklar, worin genau sie bestehen, denn er lässt sich nicht in die Karten schauen. Nachdem er ein Vierteljahrhundert lang als Outsider über Baseball berichtet hatte, wurde er auf seine alten Tage doch noch etwas weicher. Der Sport stellt sich ihm, seit er Insider ist, anders dar. Er erkennt die mentalen Aspekte des Baseball bereitwilliger an.
    »Ich habe in den 80er-Jahren eine Menge Dinge geschrieben, die nicht stimmten«, sagte er. »Die große Veränderung kam nach der Geburt meiner Kinder. Ich weiß, dass das ein Klischee ist, aber wenn man erst einmal selber Kinder hat, dann begreift man, dann beginnt man zu verstehen, dass jeder das Baby von jemandem ist. Es hat etwas mit Insidern und Outsidern zu tun. Du wirst älter, und diese Leute begegnen dir im Fernsehen oder in Videospielen oder auf Baseball-Sammelbildern – und du denkst gar nicht mehr richtig über die Tatsache nach, dass diese Burschen Menschen sind und versuchen, so gut wie möglich zu spielen.«
    Es war verblüffend, wie sehr mich James’ Bemerkungen an die von Beane und Sanders erinnerten, obwohl sich diese dem Sport aus einer anderen Richtung genähert hatten. Wenn man die Abschriften meiner Unterhaltungen mit James, Beane und Sanders nebeneinanderlegte, dann würde man nur mit Mühe sagen können, wem was zuzuordnen ist (außer dass James den meisten Humor besaß). Er hat allmählich eingesehen, welchen Wert die Red-Sox-Scouts für den Club haben, und glaubt, dass sie eine ähnliche Aufgabe haben wie er selbst. Im Baseball misst man den Erfolg auf eine ganz besondere Art, in Wins und in Losses, es ist also leicht, den Überblick zu bewahren. Wenn zusätzliche Informationen die eigenen Prognosen verschlechtern, dann ist der Job weg – denn die Verträge sind nicht lebenslänglich wie etwa bei der McLaughlin Group .
    »In gewisser Hinsicht sehe ich Baseball ähnlich wie die Scouts«, fuhr James fort. »Vielleicht ist es ja wie in der Politik, wo die rechten und die linken Extremisten dieselben Ansichten vertreten. Die Scouts und ich sind auf der Suche nach den gleichen Dingen.«
    James half 2004 beim Neurekrutierungsverfahren der Red Sox, bei dem Pedroia als 65. ausgewählt wurde. Er hatte ein positives Gutachten über Pedroia geschrieben, aber trotzdem empfohlen, jemand anderen auszuwählen. Trotzdem freute er sich über die Wahl und hat seither genüsslich zugeschaut, wie Pedroia seine Kritiker alt aussehen

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