Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)
ließ.
Es gab jedoch einige Momente ganz zu Beginn seiner Karriere, in denen selbst Pedroias größten Fans Zweifel kamen. Im August 2006 rückte Pedroia in die Big Leagues auf und spielte in 31 Spielen, brachte es aber nur auf einen Schlagdurchschnitt von .198, zu dem noch sechs Extra Base Hits (Long Hits) kamen. Das bekümmerte aber niemanden sonderlich, denn den Red Sox war ungewöhnlicherweise ein Platz in den Play-offs in der letzten Saisonwoche sicher. In New England konzentrierte man sich bereits auf die Celtics und die Patriots. Im nächsten Jahr begann es dann auch wieder eher mühsam, Pedroia war zwar jetzt Fulltime-Second Base, hatte aber nach dem ersten Monat der Saison auch wieder nur einen Schlagdurchschnitt von .172.
Ein Team wie die Cubs, die bislang für ihre willkürlichen Entscheidungen verrufen waren, hätte Pedroia an diesem Punkt vermutlich fallenlassen. In vielen Clubs folgt auf jede Aktion eine entsprechende entgegengesetzte Überreaktion. Die Red Sox hingegen haben sich Beschränkungen in Form eines systematischen Ansatzes auferlegt. Zu diesem Zeitpunkt, als die Red Sox Pedroia unter die Lupe nahmen, so erzählte mir James, sahen sie in der Tat sehr viel, was ihnen gefiel. An Pedroias Kontakt mit dem Baseball war nichts auszusetzen, nur an der Zahl seiner Hits. Aber die Zahlen würden vermutlich mit der Zeit besser werden.
»Wir misstrauten alle hier und da den Zahlen«, sagte James. »Vermutlich wissen Sie es ja bereits, aber wenn Sie sich das vorhergehende Jahr ansehen, in dem Pedroia auf einen Schnitt von .180 kam, dann fällt Ihnen auf, dass seine Fehlerquote, die Zahl der Bälle, die ihr Ziel verfehlten (swing-and-miss), nur bei 8 oder 9 Prozent lag. Ebenso war es, als er in diesem Frühjahr einen Durchhänger hatte. Fest stand, dass jemand, der so war und der so viel Ballkontakt hatte, nicht lange bei .180 stehen bleiben würde.«
Die Red Sox hatten sich ihre Entscheidung, Pedroia anzuwerben, nicht leicht gemacht. Er wies nach wie vor jene Fähigkeiten auf, die ihn auf jeder anderen Amateur- und Profiebene zum Erfolg geführt hätten. Wenn sie Pedroia jetzt auf die Reservebank verbannten, dann musste diese Entscheidung genauso sorgfältig abgewogen werden wie die seiner Beförderung. Die Red Sox ließen sich die Entscheidung nicht von der Statistik abnehmen, ohne diese in einem größeren Kontext zu setzen. Ihre größte Sorge sei gewesen, erzählte mir James, dass Pedroia Selbstzweifel kommen würden. Bei einem anderen Spieler wäre das vielleicht der Fall gewesen, aber nicht bei Pedroia, dem Dummköpfe und Kritiker egal waren.
»Glücklicherweise ist Dustin richtig unverfroren, denn hätte er zu den Leuten gehört, die sich einschüchtern lassen und auf die Kritiker hören, dann hätte ihn das ruiniert. Aber er hörte auf niemanden. Er gab sich weiter Mühe, warf mit dem ganzen Körper, und schließlich ging es dann wieder aufwärts.«
Pedroia hat, was John Sanders ein »major league memory« nennt, d. h. ein kurzes Gedächtnis. Ihm macht eine Konditionsschwäche nichts aus, weil er sich verdammt sicher ist, so zu spielen, wie gespielt werden muss, was als Einziges auf lange Sicht eine Rolle spielt. In der Tat hat er für Dinge, die ihn von seiner Aufgabe ablenken, nur sehr wenig übrig. Das macht ihn zwar nicht unbedingt liebenswerter – aber genau diese Eigenschaft benötigt er, um für die Boston Red Sox Second Base zu spielen; und nur das ist Pedroia wichtig.
»Unsere Schwächen und unsere Stärken sind immer sehr eng miteinander verknüpft«, sagt James. »Pedroia verwandelt Eigenschaften in Stärken, die bei anderen Spielern Schwächen gewesen wären.«
Die wirkliche Erkenntnis von Moneyball
»Wie Michael Lewis gesagt hat, ist die Debatte vorüber«, erklärte Billy Beane, als wir über Moneyball sprachen. Zeitweilig empfanden alle im Baseball Moneyball als eine große Bedrohung. Ihre Jobs und ihr Lebensunterhalt waren gefährdet. Aber diese Schreckensvision erfüllte sich nie, die Scouts wurden nicht von Computern ersetzt. Tatsächlich übertrifft die Nachfrage nach Prognosen über verschiedene Typen von Baseballspielern, ob sie nun als Scout-Reports oder statistische Systeme wie PECOTA daherkommen, das Angebot bei Weitem. Millionen von Dollar und das Ergebnis der World Series stehen jedes Mal auf dem Spiel, wenn ein Team entscheidet, welchen Spieler es wählt oder eventuell eintauscht und wie viel man für einen freien Spieler ausgeben soll. Teams bedienen sich bei
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