Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)
diesen Entscheidungen zunehmend aller zur Verfügung stehenden Hilfsmittel. Die Informationsrevolution ist ihrem Namen auf dem Gebiet des Baseball tatsächlich gerecht geworden, obwohl sie in vielen anderen Bereichen eine Enttäuschung darstellte. Das lag an den sich rasch entwickelnden Technologien des Baseball, an großen Anreizen, an einem starken Wettbewerb und einer reichhaltigen Datenmenge.
Das macht für Beane, der die Befürchtung äußerte, dass andere Teams die besten Tricks der A’s kopiert haben könnten, das Leben nicht unbedingt leichter. Kaum ein Team unterschätzt heutzutage die Bedeutung der On-Base Percentage (OBP) oder die der Verteidigung, und was unverändert geblieben ist, ist die Tatsache, dass diese Teams nach wie vor viel mehr Geld zur Verfügung haben als die Oklahoma A’s.
In wettbewerbsintensiven Wirtschaftszweigen wie dem Profisport müssen die besten Prognosen konstant innovativ sein. Es ist leicht, sich als Ziel zu setzen, »sich Ineffektivitäten des Markts zunutze zu machen«. Aber das hilft einem noch lange nicht dabei, diese aufzuspüren und zu entscheiden, ob es sich um eine echte Möglichkeit oder einen Holzweg handelt. Es ist nicht einfach, eine Idee zu entwickeln, die noch keinem anderen eingefallen ist. Und es ist noch schwerer, eine gute Idee zu haben – und sollte es einmal gelingen, dann wird sie sogleich kopiert.
Deswegen hält dieses Buch auch keine einfachen Lösungen bereit, die vorgeben, dass sie mit kleinen Veränderungen die Prognosen der Konkurrenz schlagen können. Innovativ begabte Leute denken typischerweise sehr kühn, aber auch sehr detailliert. Neue Ideen stecken manchmal in den Details eines Problems, dort, wo sich die wenigsten die Mühe machen, nachzuforschen. Glanzideen offenbaren sich manchmal während sehr abstrakter und philosophischer Gedanken. Wieso ist die Welt so, wie sie ist? Gibt es vielleicht eine Alternative zu dem vorherrschenden Paradigma? Selten findet sich die geniale Antwort in den gemäßigten Breiten, in denen wir 99 Prozent unseres Lebens verbringen. Die Kategorisierungen und Annahmen, die unser Leben bestimmen, sind normalerweise recht hilfreich, aber manchmal lassen wir uns Informationen, die uns einen Vorteil verschafft hätten, einfach entgehen.
Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt darin, Hilfsmittel und Gewohnheiten zu entwickeln, die es uns ermöglichen, Ideen und Informationen an den richtigen Orten zu suchen und anschließend die Fähigkeiten zu vervollkommnen, sie in Wins und Losses aufzuteilen.
Das ist harte Arbeit. Aber Baseball bietet ein ungewöhnlich fruchtbares Testgelände für innovative Denker. Es hat seit der Einführung von PECOTA vor zehn Jahren kein wirklich bahnbrechend neues Prognosesystem mehr gegeben, aber irgendjemand kommt sicher irgendwann auf die Idee, sich die Pitch-f/x-Daten zunutze zu machen, oder er entwickelt eine Methode, um die quantitativen und qualitativen Bewertungen der Leistungen eines Spielers zu fusionieren. All das wird geschehen – und zwar eher früher als später und vermutlich noch bevor dieses Buch erschienen ist.
»All diese Leute, die sich für das Spiel interessieren, die Intelligenz, die Kreativität – so etwas hat es noch nie gegeben«, sagt Beane. »In zehn Jahren würde ich nicht einmal einen Gesprächstermin bekommen, wenn ich mich noch einmal um meinen Job bewerben müsste.«
Moneyball ist tot, lang lebe Moneyball !
Magische Kröten und die Suche nach dem Heiligen Gral
Pasadena in Kalifornien ist schon seit Langem das Epizentrum der Erdbebenforschung. Hier ist das California Institute of Technology angesiedelt, an dem Charles Richter im Jahr 1935 seine berühmte Skala ersann. Der United States Geological Survey (USGS) unterhält hier ebenfalls ein Büro, in dem die meisten seiner Erdbebenspezialisten untergebracht sind. Ich begab mich im September 2009 dorthin, um Susan Hough zu treffen, eine der Top-Seismologinnen des USGS, die mehrere Bücher über Erdbebenprognosen verfasst hat. Sie hatte sich die Interviews mit Giuliani im Fernsehen angesehen und einen scharfen Leitartikel in der New York Times verfasst, 14 in dem sie sowohl Giuliani als auch die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, kritisierte.
Sie argumentierte, sein Erfolg sei dem bloßen Zufall zuzuschreiben. »Die Öffentlichkeit erfuhr nur deswegen von Mr. Giulianis Prognose, weil sie sich offensichtlich bewahrheitete«, schrieb sie. »Aber es gibt Dutzende von Fehlprognosen, von denen die
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