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Die Berghuette

Die Berghuette

Titel: Die Berghuette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Falkner
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irgendetwas nicht in Ordnung ist?“
    Caro wischte ihr verheultes Gesicht an seinem Hemd ab und richtete ihren Blick fest auf seinen Kragenknopf. „Ja, ich weiß, aber … ich habe mich so … so betrogen gefühlt! Ich wollte nur noch weg!“
    „Ich könnte dich verstehen, Caro, wenn wir diese Diskussion nicht schon einmal gehabt hätten“, erwiderte er sanft und streichelte ihre Wange. „Und damals hast du mir fest versprochen, dass du in Zukunft mit mir redest, bevor du voreilige Schlüsse ziehst!“ Er nahm ihren Arm und sie gingen weiter.
    „Warum bist du nicht einfach zu uns auf die Terrasse gekommen? Dann hätte ich dir meine Schwester vorgestellt, und es hätte kein Missverständnis gegeben. Ich weiß, Anja ist ohne Vorankündigung gekommen, und auch ich war ziemlich überrascht. Sie studiert in London und hat in diesem Semester ihre Prüfungen nicht bestanden. Da ich ihr jeden Monat etwas zum Lebensunterhalt dazu schieße, meinte sie, dass ich nun sehr enttäuscht von ihr wäre, doch das konnte ich ihr glücklicherweise ausreden. Natürlich bin ich nicht gerade glücklich darüber, dass ihr Studium nun vermutlich ein halbes Jahr länger dauert, aber eine Katastrophe ist es sicher nicht.“
    Caro war richtig froh, dass Felix nun über seine Schwester sprach und nicht mehr über ihre eigene Dummheit. Aber ihre Erleichterung sollte nur von kurzer Dauer sein. Sie kamen gerade an eine Stelle, an der ein paar gefällte und entastete Baum-stämme lagen. Felix führte sie zu einem dieser Stämme und sie setzten sich.
    „Ich muss Martin noch anrufen und Bescheid geben, dass wir bald wieder zu Hause sind, sonst macht er sich noch Sorgen.“ Felix zog sein Handy aus der Jacke und erledigte das Telefonat in knappen Worten. Dann stützte er seine Unterarme auf die Knie und sah Caro von der Seite mit einem leichten Kopfschütteln an. „Was soll ich nur mit dir machen?“, fragte er. „Wann wirst du mir endlich vertrauen?“
    Wenn es etwas gebraucht hatte, um ihr klar zu machen, dass sie falsch gehandelt hatte, dann war es dieser enttäuschte Ausdruck in seinen Augen. Bitterlich bereute Caro in diesem Moment ihre voreiligen Schlüsse und Handlungen. Sie hätte alles getan, um diesen Ausdruck wieder aus seinem Gesicht verschwinden zu sehen. Alles? Caro schoss ein Gedanke durch den Kopf.
    „Felix, kannst du mir noch einmal eine Chance geben?“, fragte sie zögernd. „Ich meine … Ich weiß, dass ich versprochen habe, dir zu vertrauen. Ich weiß auch, dass ich mal wieder Mist gebaut habe. Ich weiß aber auch, dass ich dir bei unserem Gespräch am Waldrand gesagt habe, dass ich VERSUCHEN würde, deine Stan-dards zu erfüllen. Und du hast gesagt, dass du mir dabei helfen würdest. Ich meine, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, oder?“
    Felix hatte ihrem Plädoyer interessiert zugehört und nickte nun bedächtig.
    „Gut!“, sagte Caro entschlossen und stand auf. Nervös fingerte sie am Verschluss ihrer Jeans, bis sie endlich aufging. Felix schaute ihr dabei verblüfft zu. Dann öffnete sie den Reißverschluss und zog die Hose bis zu den Kniekehlen herunter. Mit kleinen Schritten trippelte sie dann auf Felix‘ rechte Seite, sagte „Dann hilf mir bitte!“ und plumpste über seine Knie.
    Nun verstand Felix endlich und er schmunzelte. Dieses Mädchen hatte wirklich Stil. Sie hatte ihn mit ihrer ungerechten Verdächtigung ziemlich verletzt, und nun bot sie ihm Wiedergutmachung an. Sanft strich er über ihr so spontan dargebotenes Hinterteil und räusperte sich.
    „Du meinst also, du hättest für deine Eskapaden mal wieder eine ordentliche Tracht Prügel verdient? Da kann ich dir nur zustimmen. Aber ganz so schnell und einfach, wie du dir das denkst, wird es nicht gehen. Vor einer Viertelstunde auf dem Parkplatz bist du beinahe umgekippt, und ich glaube nicht, dass dein Kreislauf schon wieder richtig stabil ist. Außerdem haben wir unser Haus voller Gäste. Also werden wir diese Aktion auf später verschieben müssen, einverstanden?“
    Caro war wie vom Schlag gerührt. Es hatte sie unendlich viel Überwindung gekostet, ihm diese Züchtigung anzubieten, und nun sollte sie diesen emotionalen Kraftakt ganz umsonst vollbracht haben? Wie gerne hätte sie das Ganze einfach hinter sich gebracht! Vielleicht wäre sie dann dieses verflixte Schuldgefühl wieder losgeworden, das ihr die Luft zu nehmen schien.
    Die Enttäuschung war ihrer Stimme anzuhören, als sie leise antwortete: „Wie du meinst.“ Sie zögerte

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