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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Zweifel wenig empfehlenswert, etwas derart Wertvolles öffentlich zu tragen.
    Der Pfarrer war hager. Er hatte hohe Wangenknochen und ein Gesicht, dessen scharfe Konturen an einen groben Holzschnitt erinnerten. »Du bist hier nicht erwünscht, Mannwolf!«
    Â»Bei dir vielleicht nicht, aber in deine Kirche würde ich auch keinen Fuß setzen!«, giftete Valdas. Der Wolf an seiner Seite begann zu knurren, das schüchterte den Pfarrer allerdings nicht ein.
    Â»Notfalls werde ich das Martyrium um des Glaubens willen erleiden!«, rief der Geistliche. »Wenn das der Preis dafür ist, den Mächten des Satans zu widerstehen …«

    Â»Dann hätten wir keinen Pfaffen mehr und würden mit Sicherheit auch in alle Ewigkeit keinen mehr bekommen, der in unserer Kirche die heilige Messe lesen darf!«, dröhnte eine Stimme, die einen starken dänischen Akzent hatte. Ein breitschultriger, sehr stämmig wirkender Mann mit dunklem Bart und meergrünen Augen kam mit schnellen Schritten aus einem der Langhäuser. Er hatte kaum noch Haare auf dem Haupt, dafür spross sein Bart umso üppiger. Der Wolf schien ihn wiederzuerkennen. Er lief auf ihn zu und ließ sich von dem Bärtigen über das Fell streichen.
    Â»Magnus! Freut mich, dich zu sehen!«, rief Valdas.
    Â»Ganz meinerseits, Valdas!«, gab der Däne zurück und wandte sich dann an Erich und Barbara. »Wir bekommen selten Besuch. Und da Ihr zu Valdas gehört, seid Ihr mir willkommen!«
    Â»Habt Dank dafür«, sagte Erich.
    Â»Eure Namen könnt Ihr mir ruhig verschweigen, denn falls Ihr verfolgt werdet, könnt Ihr sicher sein, dass ich sie selbst unter der Folter nicht verraten könnte.«
    Â»Ihr scheint grundsätzlich davon auszugehen, dass nur Gesindel diese Gegend durchstreift«, entgegnete Erich.
    Â»Ist das denn etwa falsch?« Ein schelmisches Grinsen machte sich nun auf dem Gesicht des bärtigen Hünen breit.
    Magnus – der Große! Welch ein passender Name!, dachte Barbara. Sie hatte darauf verzichtet, die Kapuze aufzusetzen und zu verbergen, dass sie eine Frau war. Da Valdas nicht darauf bestanden hatte, schien es hier auch nicht vonnöten zu sein. Magnus musterte Barbara auf eine Weise, die sie unwillkürlich erröten ließ. Der Däne gab sich keinerlei Mühe, sein Interesse zu verhehlen. Erwartungsgemäß kam er gleich ziemlich offen zur Sache.
    Â»Welch hübsches Gesicht in derber Kleidung!«
    Â»Die Umstände erfordern es!«

    Â»Die Umstände müssen es gut mit mir meinen, dass mir durch sie dieser Anblick gegönnt wird! Seid Ihr gebunden oder versprochen?«
    Â»Das ist sie!«, schritt Valdas jetzt energisch ein. »Und ihr Herzbube hackt dich mit seinem Beidhänder in hundert Stücke, wenn du noch ein paar unbedachte Worte über die Lippen bringst! Er ist nämlich ein Ritter, und ihm geht die Ehre über alles!«
    Magnus’ Gesicht veränderte sich. »Oh, man möge mir verzeihen!«, flötete er theatralisch und wandte sich erneut an Barbara. »Darf ich fragen, ob Ihr nur versprochen oder schon geehelicht seid?« In Wahrheit dachte er wohl ganz und gar nicht daran, seine Ambitionen so schnell aufzugeben. Und dass ihn die Aussicht, von einem Beidhänder zerhackt zu werden, wirklich schreckte, war auch fraglich. Einem wie ihm war durchaus zuzutrauen, dass er einen Zweikampf als willkommene Abwechslung vom Dorfeinerlei ansah.
    Â»Sie ist die Frau des Ritters von Belden, auch wenn ihr Aufzug im Moment alles andere als adelig anmuten mag«, antwortete Valdas stellvertretend für Barbara. »Und falls dir meine Worte zur Abkühlung nicht reichen, schlage ich vor, du nimmst ein kurzes Bad in eurer Zisterne, die nach den Regengüssen der letzten Zeit doch reichlich gefüllt sein müsste.«
    Magnus schien Valdas seine Worte nicht weiter übelzunehmen. Er schlug dem Einsiedler dermaßen kräftig auf die Schulter, dass der Wolf ein Knurren von sich gab und damit andeutete, dass er keinen Angriff auf seinen Herrn dulden würde. »Friede, du Höllentier!«, sagte Magnus.
    Der Pfarrer stand indessen wie erstarrt da. Das Kreuz hing ihm wieder auf der Brust, und sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. »Sodom und Gomorrha!«, murmelte er. Dann trat er vor und flehte Barbara und Erich an:. »Sagt Euch los vom Satan!
Sagt Euch von ihm los – aber wahrscheinlich ist es schon zu

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