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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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war nur in zweiter Linie Fuhrmann. Sein bedeutenderes Handwerk war die Wagenmacherei.
    Er war ein kleiner, aber sehr kräftig wirkender Mann mit energischen Zügen, die zu dem rohen Umgangston passten, mit dem er seine Lehrlinge und Gesellen herumkommandierte.
    Schiefnagel legte die Stirn in Falten und hörte sich mit sehr skeptischer Miene an, was Erich und Karl August ihm zu sagen hatten. Dann zeigte er ihnen den Wagen. »Der ist immer noch gut geschmiert und wird es wohl noch eine ganze Weile bleiben!«, meinte er.
    Â»Wer hat ihn für jene Nacht ausgeliehen?«
    Â»Es war einer der Stallknechte von Gunter Spießlauf, dem
reichen Pfeffersack!«, lautete die Auskunft. »Euch sagt der Name nichts? Dann seid Ihr noch nicht lange hier in Riga. Dieser Spießlauf gehört doch zu dieser Compagnie der Schwarzen Häupter. Für deren letzten Umtrunk habe ich Bier fahren müssen! Was glaubt Ihr, wie diese vornehmen Geldschneider saufen können, dagegen kommt ja nicht mal ein Fuhrmann an!«
    Â 
    Das Haus von Gunter Spießlauf war einer der neueren Bauten in Riga. Es hatte den stufenförmigen steilen Giebel der Patrizierhäuser und war mit seinen drei Stockwerken fast schon bescheiden. Wenn man aber bedachte, dass dieser Kaufmann noch eine Residenz in Danzig sein Eigen nannte, relativierte sich das.
    Erich hielt es für passend, Spießlauf zusammen mit Thomas Bartelsen aufzusuchen. Bartelsen hatte von der Zusammenkunft der Schwarzhäupter berichtet, an der er in Begleitung von Barbara am Abend des Überfalls teilgenommen hatte. »Dass ein angesehenes Schwarzhaupt wie Gunter Spießlauf damit etwas zu tun haben könnte, hätte ich nie gedacht«, befand er. »Aber andererseits hätte ich mir ja auch nicht vorstellen können, dass die Isenbrandts dazu fähig wären, Morde in Auftrag zu geben oder zu decken.«
    Als Erich von Belden an der Tür von Gunter Spießlaufs Rigaer Haus klopfte, gab es zunächst keinerlei Reaktion. Erich lauschte und versuchte es dann noch einmal.
    Â»Wir wollen nicht hoffen, dass dieser Spießgeselle im Kaufmannskostüm sich davongemacht hat!«, meinte Bartelsen.
    Â»Das wäre dann allerdings ebenfalls sehr aufschlussreich«, gab Erich zurück.
    Als Erich zum dritten Mal klopfte und dazu den eisernen Ring benutzte, der durch die Nase eines messingfarbenen, an der Tür angebrachten Löwenkopfes führte, kam endlich jemand.
    Ein Diener in der typischen Livree der Hausangestellten öffnete.
    Â»Ihr wünscht?«
    Â»Wir wünschen Gunter Spießlauf zu sprechen. Und zwar sehr dringend«, erklärte Erich.
    Â»In welcher Angelegenheit?«
    Â»Das möchte ich ihm gerne persönlich sagen«, erwiderte Erich etwas schroffer, als er beabsichtigt hatte.
    Â»Und wen bitte darf ich meinem Herrn melden?«
    Nun antwortete Thomas Bartelsen anstelle des Ritters und sagte: »Meldet, dass der Schreiber des Hauses Heusenbrink eine persönliche Botschaft zu überbringen hat.«
    Â»So folgt mir!«
    Erich von Belden und Thomas Bartelsen folgten dem Diener durch einen weiträumigen Empfangssaal, dessen Wände mit Teppichen behängt waren und in dem Möbel im italienischen Stil standen.
    Dort öffnete der Diener eine der Flügeltüren.
    Erich und sein Begleiter folgten ihm abermals und fanden sich in einem Raum wieder, der etwas kleiner war, dafür aber einen Kamin besaß. Der war allerdings nicht befeuert und machte auf Erich den Eindruck, als hätte es in ihm schon seit mehreren Tagen keine Glut mehr gegeben. Dichte Vorhänge teilten Teile des Raumes ab und verdeckten die Fenster. Hinter den Vorhängen kamen nun wie auf ein geheimes Zeichen Bewaffnete hervor. Erichs Hand ging instinktiv an den Schwertgriff. Er wandte den Kopf und registrierte, dass die Tür bereits versperrt war. Dasselbe galt für den zweiten Ausgang, den dieser Raum besaß. Ein Dutzend Schwertspitzen waren auf Erich und Bartelsen gerichtet.
    Der Ritter riss sein Rapier hervor.
    Â»Keine unbedachte Bewegung, und senkt Euer Schwert!«,
war eine durchdringende, befehlsgewohnte Stimme zu hören. »Seid vernünftig, wenn Ihr am Leben bleiben wollt!«
    Erich atmete tief durch und ließ den Blick schweifen. Innerlich schalt er sich einen Narren dafür, so leicht in die Falle getappt zu sein.

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    Reise ins Ungewisse
    Es war höchst befremdlich zu sehen, wie weit

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