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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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verfolgt! Ich will einfach nur, dass mein Kind wieder in Freiheit ist. Wenn ihr etwas zustoßen würde, könnte ich das nicht ertragen … Ich habe vor drei Jahren schon meine Frau verloren.« Zusammengesunken und sehr traurig saß Heinrich Heusenbrink da und starrte ins Leere.
    Â»Ich werde tun, was ich vermag«, versicherte Erich. »Aber Ihr solltet zusätzliche Waffenknechte in Dienst stellen, die Euch schützen – zumal in letzter Zeit einige Eurer Männer zu Tode gekommen sind.«
    Â 
    Erich ließ sich von Thomas Bartelsen genau zeigen, wo sich der Überfall in der vergangenen Nacht ereignet hatte. »Ein Wagen ist gekommen, und Barbara wurde auf grobe Weise hinaufgeschafft.«

    Erich sah sich auf dem Boden um, als gäbe es dort zwischen den glatt verfugten, sich leicht aus dem Boden herauswölbenden Steinen irgendetwas zu entdecken.
    Er fand tatsächlich etwas, kniete nieder, berührte eine bestimmte Stelle des Bodens mit den Fingerspitzen und löste eine Substanz, die in den Fugen haften geblieben war.
    Â»Pech!«, erkannte er, nachdem er sie betrachtet und an ihr gerochen hatte.
    Â»Genau an dieser Stelle hat der Wagen gehalten«, meinte Thomas Bartelsen. »Da seht Ihr auch noch einen plattgetretenen Pferdeapfel!« Er deutete mit der Hand darauf und fügte hinzu: »In diese Richtung müssten sie fortgefahren sein, aber ehrlich gesagt, habe ich davon schon nichts mehr mitbekommen!«
    Erich nickte langsam. Das Pech stammte von den Achsen des Wagens. Es war jemandem offenbar sehr wichtig gewesen, dass das Gespann leicht lief und wenig Geräusche machte. »Angesichts des Pechpreises, für den Riga berüchtigt ist, kann man wohl sagen, dass jemand viel Schmiergeld bezahlt hat«, murmelte er. »Sehr viel, seht mal, da vorne ist wieder etwas zu finden!«
    Â»Sollen wir der Pechspur folgen?«
    Â»Nein. Sobald der Wagen in Fahrt war, wird man davon kaum noch was finden. Aber wir sollten uns bei den Fuhrleuten umhören. Wenn jemand so viel Pech benutzt hat, dass es zu Boden trieft, müsste sich das herumgesprochen haben!«
    Â»Und bei den Pechhändlern könnte man es auch versuchen«, ergänzte Thomas Bartelsen.
    Â 
    Zwei Tage vergingen, ohne dass sich ein brauchbarer Hinweis ergab. Vom Rat der Stadt und den Stadtwachen war nur wenig Hilfe zu erwarten, und Erich hatte nicht vor, sie in seine Nachforschungen
einzubeziehen. Vielmehr fürchtete er, dass auch sie von Zuträgern des Rings der schwarzen Kreuze durchsetzt waren.
    In der Nacht hörte man im Heusenbrink’schen Haus plötzlich etwas rascheln. Ein Bote hatte unter der Haustür ein gefaltetes Papier hindurchgeschoben. Es war an Heinrich Heusenbrink gerichtet. In gleichförmiger, geübter Schrift stand darauf zu lesen, dass kein Anlass zur Sorge bestünde. Barbara sei in guten Händen, und man hoffe, alsbald zu einer zufriedenstellenden Übereinkunft kommen zu können.
    Unterzeichnet war das Papier mit drei schwarzen Kreuzen in einem Kreis, die nicht mit Tinte, sondern mit Kohle gezeichnet waren.
    Â»Eine Übereinkunft …«, murmelte Heinrich Heusenbrink heiser und matt, nachdem man ihm das Papier zu lesen gegeben hatte. Erich von Belden und Thomas Bartelsen standen an seinem Bett, um mit ihm die neue Lage zu beraten.
    Â»Ahnt Ihr, was in diesem Fall mit einer Übereinkunft gemeint sein könnte?«, fragte Erich.
    Â»Ich nehme an, dass die Ringler meine Geschäftsverbindungen für ihre Zwecke nutzen wollen. Solange Albrecht von Gomringen Landmeister war, konnten unsere Feinde hoffen, dass wir unserer Privilegien nach und nach beraubt würden. Aber da Albrecht verschied und Barbara mit dem neuen Hochmeister auf der Marienburg zu einer Verständigung gekommen ist, sehen diese Leute wohl ihre Felle davonschwimmen.«
    Â»Dann ist es wahrscheinlich, dass selbst die Gespräche Eurer Tochter mit dem Hochmeister belauscht wurden«, meinte Erich. »So waren die Ringler immer einen Schritt voraus.«
    Â»Und nun haben sie mich in der Hand. Sie haben mir zwar noch nicht offen gedroht, aber das ist auch gar nicht nötig. Von
jetzt an bin ich eine Marionette in ihren Händen, und sie werden von mir alles verlangen können.« Heinrich regte sich immer stärker auf. Sein Gesicht lief dunkelrot an. Verzweiflung hatte ihn erfasst. Die einzige Möglichkeit schien zu sein, den Ringlern nachzugeben und zu tun, was

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