Die Bernsteinhandlerin
unverschämter werden, wenn man ihnen jetzt den kleinen Finger reicht!«
»Und die Fischer halten es gewiss ohnehin für reine Geschäftemacherei des Ordens, dass sie nicht mit ihren eigenen Booten zur Memelburg fahren dürfen!«, schloss Erich.
Arnulf lachte heiser und offenbarte seine Ansicht darüber: »Was sollte es denn anderes sein als Geschäftemacherei? Der Orden braucht jeden Taler, sonst läuft uns auch noch das Gesindel fort, das der Hochmeister inzwischen im Namen des Ordens kämpfen lässt!«
»Eine besonders hohe Meinung scheint Ihr von Euren eigenen Männern nicht zu haben!«, konstatierte Erich.
Erneut zuckte Arnulf mit den Schultern. »Solange sie ihre Taler bekommen, werden sie es ertragen, dass ich ab und zu sage, was ich denke!«
»Hört mir zu, Arnulf!«, fuhr nun Barbara dazwischen. »Seid Ihr nicht Eurem Sariantbruder Nathaniel gegenüber weisungsberechtigt â als vollwertiger Ritterbruder?«
»Sicherlich. Doch ehrlich gesagt will ich ihm an dieser Stelle ungern dreinreden. Soll er sich mit den Ruderern einigen und den Ãrger auf sich ziehen! Davon abgesehen ist es nicht das erste Mal, dass die Ruderer versuchen, ihre Forderungen durchzusetzen.« Arnulf grinste schief. »Wenn sich der Wind dreht, dreht sich auch der Spieà in dieser Sache um! Denn dann kann Nathaniel die Ruderer hier zurücklassen, wenn er will, und sie können dann sehen, wie sie zurück nach Memelburg zu ihren Familien kommen!«
»Diesmal lässt sich der Wind allerdings entschieden zu viel Zeit«, befand Barbara. »Sagt Nathaniel, dass ich bereit bin, jedem der Ruderer eine Summe zu zahlen, die ihn nötigenfalls die Strecke mit Freuden dreimal rudern lässt!«
Arnulfs Augen wurden schmal, und sein Gesicht verriet einen Ausdruck von deutlicher Skepsis. Da jedoch die Rangeleien zwischen Halbkreuzlern und Fischern immer mehr zu eskalieren drohten, nickte er zu guter Letzt. »Es ist Euer Reichtum, den Ihr verschwendet.«
»So ist es.«
Arnulf deutete mit spöttischer Miene eine Verbeugung an. »Ich selbst besitze ja nichts, was ich verschenken könnte. SchlieÃlich habe ich das Gelübde der Armut abgelegt, wie jeder von uns!«
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Nachdem Arnulf von Brindig das Angebot unterbreitet hatte, lenkten die Ruderer sehr schnell ein. Die Verteilung des Geldes an die Ruderer dauerte eine Weile, weil die Fischer sich zunächst nicht beruhigen konnten. Aus den Handgreiflichkeiten mit den Halbkreuzlern waren einige der Männer auf beiden Seiten mit leichten Blessuren hervorgegangen.
Doch nun ging es für die Wartenden endlich an Bord. Barbara und Erich führten ihre Pferde auf die Fähre. Es war gerade genug Platz für die ganze Reisegesellschaft und ihre Bagage. Die ausgediente Kogge wurde so weit ins Wasser hineingedrückt, dass hin und wieder Wasser durch die Ruderscharten hereinlief. Aber das waren zum Glück nie mehr als ein paar Eimer voll. Die Ruderer sorgten dafür, dass das Fährschiff sich in einer fast direkten Linie auf den Hafen der Memelburg zubewegte. Die Nordostspitze der Nehrung zeigte sich wieder menschenleer.
»Ihr scheint eine Frau zu sein, die selbst gerne die Dinge in die Hand nimmt«, stellte Erich an Barbara gewandt fest.
»Sagt bloÃ, dass Euch das stört!«, meinte Barbara.
»Nein, ganz im Gegenteil! Ihr habt Euch klug verhalten â klüger, als ich es Euch zugetraut hätte, muss ich gestehen.«
»Das klingt aber nicht nach ritterlicher Schmeichelei!«
»Nun, in Lübeck wart Ihr eine junge Frau, die mit der Absicht in die Stadt gekommen war, eine Eheverbindung einzugehen, die wohl nur einem einzigen Zweck diente: zwei reiche Familien noch reicher zu machen. Die Namen Isenbrandt und Heusenbrink waren auch unter den Stadtwachen durchaus
in aller Munde, und so dachte ich eigentlich, Ihr würdet Euch eher darauf verlassen, dass das Geld Eures Handelshauses Euch sämtliche Schwierigkeiten aus dem Weg räumen würde.«
»Um aufrichtig zu sein, habe ich mir das sogar einmal sehr gewünscht. Aber allein der Umstand, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach die einzige Erbin meines Vaters sein werde, zwingt mich dazu, mich mit den Geschäften vertraut zu machen.«
»Es scheint Euch Freude zu machen, so aufzutreten.«
Barbara lächelte. »Es ist jeder gut beraten, mich nicht zu unterschätzen!«
Als Erich ihr Lächeln
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