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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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verbergen vermochte. Er machte sich an Erichs Bogen zu
schaffen und nahm einen Pfeil aus dem am Sattel befestigten Köcher.
    Â»Seht!«, rief er und hob den Pfeil so empor, dass dessen mit Federn ausstaffierter Schaft in die Höhe zeigte. »Haben wir nicht genau solche Pfeile erst vor kurzem aus den Leibern von Toten herausragen sehen? Die Zeichnung am Federschaft ist wirklich besonders …« Blitzschnell wirbelte Erich herum. Mit einer fließenden Bewegung riss er das Rapier heraus, drängte mit einer Schulter seinen Apfelschimmel zur Seite und hatte schon die Spitze des Rapiers etwa zwei Finger unterhalb des Adamsapfels gegen den Hals des Schlitzohrs gedrückt.
    Â»Wage es nicht, dich an meinem Eigentum zu vergreifen, oder ich werde dafür sorgen, dass dir ganz andere Dinge als nur die Ohren aufgeschlitzt werden!«, zischte er den dreisten Söldner an.
    Der Mann wurde blass und erstarrte. Seinem Herrn Arnulf von Brindig sandte er einen fast hilfesuchenden Blick zu.
    Â»Was ist los? Verstehst du kein plattes Düdesch, oder muss man dir das erst auf Latein rezitieren?«, fügte Erich sarkastisch hinzu, ehe der Mann endlich den Pfeil zurück in den Köcher gleiten ließ.
    Â»Zufrieden?«, grummelte er.
    Â»So ist es gut! Und nun zieh dich zurück, ehe ich es mir anders überlege!« Erich nahm die Schwertspitze vom Hals des Mannes.
    Arnulf und seine Männer hatten inzwischen auch die Hände an den Waffen, und Barbara dachte nur, wie gut es war, dass die Hakenbüchsen nicht schussbereit waren. Deren verheerende Wirkung war ihr durch den Überfall auf der Nehrung noch in lebhafter Erinnerung.
    Â»Wir sind in dringender Botschaft zur Memelburg unterwegs und daher die Nehrung in voller Länge entlanggeritten«, erläuterte nun Arnulf von Brindig die Anspielung seines Untergebenen.
»Unterwegs trafen wir auf einen ausgeplünderten Wagen, um den eine Reihe von Toten zum Mahl der Raben geworden war. In den Körpern der Toten steckten Pfeile, die den Euren glichen! Da ist es wohl nicht zu viel verlangt, von Euch sowohl eine Erklärung als auch den Namen zu fordern.«
    Â»Mein Name ist Erich, Ritter von Belden.« Erich senkte die Schwertspitze zwar, bis sie den Boden berührte – blieb jedoch dazu bereit, die Waffe jederzeit hochreißen und sich seiner Haut wehren zu können, falls es einer von Arnulfs Männern wagen sollte, ihm oder Barbara zu nahe zu kommen.
    Â»Ritterliche Herkunft und Ideale hindern leider niemanden mehr daran, zum gemeinen Räuber zu werden«, erklärte Arnulf.
    Â»Ebenso wenig wie ein Ordensgelübde!«, gab Erich schneidend zurück.
    Â»Der Wagen ist mein Eigentum!«, griff nun Barbara beherzt in die Auseinandersetzung ein. Offenbar hatten Arnulf und seine Männer nichts mit den Schurken zu tun, die ihr aufgelauert hatten, und so hatte es keinerlei Sinn mehr, wenn sie länger ihren Namen und Stand verschwieg. »Ich bin Barbara Heusenbrink, die Tochter von Heinrich Heusenbrink, den man in ganz Livland und Kurland den Bernsteinkönig nennt. Und dieser Mann hier, Ritter von Belden, war keineswegs an dem Überfall beteiligt, sondern hat mich davor gerettet, zur Geisel dieser Schurken zu werden.«
    Â»Barbara Heusenbrink?«, echote Arnulf. Er machte seinen Männern ein Zeichen, woraufhin sie ihre Waffen senkten oder losließen. »Wer sagt mir, dass das keine Lüge ist? Mit dem Bernstein habe ich nur insofern zu tun, als ich mein Bestes tue, die Schmuggler zu jagen – was eine vergebliche Mühe bedeutet, denn sie scheinen uns immer ein paar Schritte voraus zu sein!«

    Â»So wollt Ihr behaupten, nie den Namen Heusenbrink gehört zu haben?«, empörte sich Barbara.
    Â»Das will ich damit nicht gesagt haben«, gab Arnulf von Brindig zurück und hob beschwichtigend die Hand. »Aber wer sagt uns, dass Ihr wirklich diejenige seid, die Ihr zu sein vorgebt?«
    Â»Das lässt sich einfach feststellen«, erklärte Barbara. »Wenn wir übergesetzt haben, gehen wir zum Kommandanten der Memelburg. Der kennt mich, seit ich ein Kind bin, und da ich ihm erst auf der Hinreise begegnet bin, weil er mir Unterkunft und Logis gewährte, wird er mich gewiss wiedererkennen und Euch dafür degradieren, dass Ihr mir nicht geholfen habt!«
    Â»Ich werde Euch beim Wort nehmen«, versprach Arnulf. »Und was Eure Geschichte angeht, so könnte sie der Wahrheit

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