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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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überfallen haben! Seht Ihr den Kerl ganz rechts?«
    Â»Ein Schlitzohr – auch wenn er versucht, das mit seinen Haaren zu verdecken«, stellte Barbara fest.
    Â»Erinnert Euch daran, dass ich ebenfalls ein Schlitzohr tötete, als ich Euch vor den Kerlen bewahrte!«
    Â»Ja, aber das heißt doch nur, dass dieser Mann genauso wie der andere ein verurteilter Gauner ist – nicht aber, dass beide etwas miteinander zu tun haben müssen!«
    Erich verzog das Gesicht. »Nein, da habt Ihr natürlich recht. Trotzdem, behaltet sie im Auge … und bleibt in sicherem Abstand von ihnen.«
    Â»Euren Rat in diesen Dingen will ich gerne befolgen.«
    Erich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Eine Schande ist es, wen der Orden schon alles für sich kämpfen lässt!«
    Â»Anscheinend ist man da zurzeit nicht wählerisch«, musste Barbara ihm zustimmen. »Aber sollte ein christlicher Orden nicht andererseits auch Barmherzigkeit und Gnade gegenüber denen üben, die gesündigt haben?«

    Der Ordensritter begab sich jetzt zu Sariantbruder Nathaniel und sprach mit ihm. Barbara konnte aus der Ferne anhand der Gesten erkennen, dass beide wohl nicht einer Meinung waren.
    Der Groll unter den wartenden Passagieren wurde unterdessen immer größer.
    Â»Mit Fischgräten sollte man diese selbstherrlichen Schurken füttern, bis ihnen speiübel wird!«, brüllte einer der Männer akzentschwer, aber absichtlich auf Düdesch, sodass die Ordensleute seinen Ärger auch ja mitbekamen. »Es stinkt hier zum Himmel! Und es ist nicht nur der Fisch, der hier faul wird!« Lauthals stimmten ihm einige der anderen zu, und ein Chor weiterer wütender Rufe war die Folge. Hie und da wurden die Hände zu Fäusten geballt oder legten sich um die Griffe der langen Messer an den Gürteln. Vorsorglich fassten die wenigen bewaffneten Halbkreuzler ihre Hellebarden und Äxte fester. Doch wenn es wirklich zu einer Auseinandersetzung käme, könnten sie gegen die wütende Übermacht höchstwahrscheinlich ohnehin kaum etwas ausrichten.
    Â»Wir müssen etwas unternehmen!«, meinte Barbara. »Sonst fängt es hier an zu kochen.«
    Â»Und was schlagt Ihr vor?«, fragte Erich.
    Â»Wir sollten diesen Sariantbruder Nathaniel fragen! Der scheint hier das Sagen zu haben. Seht nur, nicht mal der Ordensritter kann sich offenbar gegen ihn durchsetzen, sonst hätten wir doch schon längst abgelegt!«
    Â»Ich halte Euren Vorschlag für keine gute Idee. Wir würden nur unnötiges Aufsehen erregen – und das sollten wir vermeiden!«
    Sein Gespräch mit Nathaniel hatte der Ordensritter einstweilen beendet und wirkte sichtlich unzufrieden. Zusammen mit seinen Männern kam er nun auf die Zisterne zu. Die Pferde führten sie am Zügel. Gierig nahmen die Pferde das Wasser
in sich auf, die Männer füllten lederne Wasserschläuche und scheuchten dabei ein paar Kröten zur Seite.
    Der Ordensritter und seine Mannen musterten Barbara und Erich eingehend.
    Da sie der Aufmerksamkeit dieser Männer jetzt ohnehin nicht mehr entgehen konnten, wandte sich Barbara kurzentschlossen an den Ritter. »Auch wenn unsere Reise über die Nehrung jetzt fast vorbei ist, so beruhigt es mich doch sehr, dass wir von nun an unter dem Schutz eines Ritterbruders stehen«, sagte sie.
    Der Ritterbruder hatte ein breites Gesicht und trug einen aschblonden Bart. Das lange Haar quoll ihm unter dem Helm hervor und begann sich an den Enden zu locken.
    Â»Ja, die Nehrung ist mitunter ein gefährlicher Ort geworden«, stellte auch er fest.
    Â»Wollt Ihr Euch nicht vorstellen, wie es sich geziemt?«, fragte Barbara.
    Â»Mein Name ist Arnulf von Brindig – und mit wem habe ich die Ehre?«
    Jetzt griff Erich ein. »Ich habe den Auftrag, diese hohe Dame nach Norden zu bringen«, erklärte er. »Und wer sie ist, geht Euch nichts an.«
    Â»Gilt das auch für Euren Namen? Oder seid Ihr nur wie ein Ritter gekleidet, ohne die Tugend der Ehrlichkeit noch zu achten?«, erwiderte Arnulf.
    Während Erich ein paar Schritte vorgetreten war und sich schützend neben Barbara gestellt hatte, hatte sich einer von Arnulfs Männern an den Pferden bei der Zisterne vorgedrängt, sodass er nun neben Erichs Apfelschimmel stand. Es war der Mann, dem man das Ohr geschlitzt hatte und dessen fettiges dünnes Haar diese Schande einfach nicht hinreichend zu

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