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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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ergangen sein mag und wie Ihr Euer Schicksal gemeistert haben mögt …« Er lächelte. » Wie - nicht ob . Zwar waren unsere Begegnungen damals nur sehr kurz, aber ich würde sie dennoch nicht als flüchtig bezeichnen. Ihr müsst mich stark beeindruckt haben!«
    Â»Ihr übertreibt!«
    Â»Keinesfalls.«
    Â»Eure Worte verwirren mich mehr, als mir lieb ist. Wir sollten unseren Weg fortsetzen, sonst werden wir es heute nimmer bis Grobin schaffen.«
    Erich nickte. »Ihr seid schon des Öfteren auf diesen Wegen gereist und kennt Euch auf jeden Fall besser im Ordensland aus als ich, der ich es nur vom Hörensagen her kenne.«

    Barbara lächelte, und dabei traf ihr Blick für ein paar Augenblicke den seinen. Ein warmes angenehmes Gefühl durchströmte sie. Ein Gefühl, das mächtig genug war, um sie für einen Moment erschrecken zu lassen, denn es widersprach jeder ständischen Ordnung. Daran solltest du nicht einmal denken!, versuchte sie sich selbst zu ermahnen, obwohl ihr mittlerweile eigentlich klar sein musste, dass dies sinnlos wäre. Die Anziehungskraft, die dieser Mann auf sie ausübte, war einfach nicht zu leugnen, und ihre Gebete, die sie um der Keuschheit ihrer Gedanken willen gesprochen hatte, waren vollkommen wirkungslos gewesen. Die Stimme der Vernunft sagte ihr, dass eine Missachtung der Ordnung nur mit Schmerz und Leid enden konnte. Wenn dieser Weg zu Ende wäre, würden sie auseinandergehen und jeder seiner eigenen Bestimmung folgen. Einer Bestimmung, die bei einer Kaufmannstochter eine ganz andere war als bei einem Ritter. Dass dessen edle Abkunft sich nicht in materiellem Reichtum widerspiegelte, änderte nichts daran, dass er ihr in der Ordnung, die Gott nun mal vorgesehen hatte, weit übergeordnet war. Und doch galt jemand wie Erich in der Welt der hansischen Kaufleute und Patrizier wenig, denn ihm fehlte eben genau das, was bei ihnen an die Stelle vornehmer Herkunft getreten war: Wohlstand und Besitz.
    Â»Mir ist dieses Land bei weitem fremder als Euch«, gestand Erich erneut. »Aber Ihr solltet noch einmal darüber nachdenken, ob Ihr wirklich Grobin zu Eurem nächsten Ziel machen solltet!«
    Â»Es ist das nächste Feste Haus des Ordens«, stellte Barbara fest.
    Â»Ja – und wer immer es auch auf Euch abgesehen haben mag, wird sich leicht ausrechnen können, dass Ihr irgendwann dort auftauchen werdet.«
    Â»Die Alternative wäre ein Ritt durch Schamaitien – und
dort lauern die Banden der Litauer, die nicht davor zurückschrecken, sogar einfache Bauern gefangen zu nehmen und zu entführen!«
    Â»Folglich werden dort wohl nicht mehr viele Menschen wohnen«, glaubte Erich.
    Barbara nickte. »Genauso ist es«, bestätigte sie. »Es ist in großen Teilen eine sumpfige Ödnis. Die Kuren nennen es das Land der Geister.«

ELFTES KAPITEL

    Bernsteinsturm
    Seit den Tagen, da unser Orden für das Königreich Jerusalem in Übersee focht, waren unsere Ritter damit vertraut, Botschaften von Tauben über das Land tragen zu lassen, denn in den Ländern des Kalifen war solches auch üblich, und niemand wollte den Heiden gegenüber im Nachteil sein. So brachten unsere Ritter diese Meisterschaft in die Länder an der Ostsee.
    Melarius von Cleiwen
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    Barbara und Erich orientierten sich zunächst weiter an der Küstenlinie. Die Einwände, die Erich dagegen vorgebracht hatte, diesem Weg zu folgen, nahm die Tochter des Bernsteinkönigs zwar ernst, aber ihrer Ansicht nach überwogen die Argumente dafür, sich weiter an die bekannte Strecke zu halten – an einen Weg, den Barbara inzwischen recht sicher zu kennen glaubte. Jedenfalls wollte sie ungern das Risiko eingehen, sich in der schamaitischen Wildnis zu verirren oder gar ein Opfer der dort umherziehenden Banden zu werden. Von den übernatürlichen Bedrohungen, die in diesem unheimlichen Landstrich auf jeden Reisenden lauern mochten, ganz abgesehen.
    Erich hatte ihren Entschluss mehr oder minder skeptisch akzeptiert. Er erkannte zumindest an, dass Barbara die örtlichen Verhältnisse besser kannte und zu beurteilen vermochte,
als es bei ihm der Fall war, der über dieses Land nur das wusste, was man andernorts an zum Teil sehr verzerrten Geschichten darüber zu erzählen hatte.
    Vom Meer her zogen Wolken auf, und der Wind begann nun heftiger über die Dünenlandschaft zu wehen. Ein Wind, der

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