Die Bernsteinhandlerin
ganze Zeit über ein Gefühl, als ob er ihr etwas zu sagen beabsichtigte â allerdings hatte sie nicht den leisesten Verdacht, was das wohl sein mochte.
»Erinnert Euch, Barbara! Erinnert Euch und sagt mir jetzt alles, was Ihr je über einen Ring mit drei schwarzen Kreuzen darin gehört habt! Gleichgültig, wo und wann das gewesen sein mag.«
»Ich weià nicht, was Ihr meint, Erich! Wie gesagt, für mich ist das alles nicht weniger rätselhaft als für Euch!«
»Dann will ich es für Euch noch etwas rätselhafter machen, auf dass Ihr Eure Bemühungen nach Erkenntnis verstärkt, denn womöglich hängt Euer Leben davon ab â¦Â«
Hatte er so etwas Ãhnliches nicht schon einmal zu ihr gesagt â damals, als er sie vor den Machenschaften des Matthias Isenbrandt gewarnt hatte? Erich holte aus dem Beutel an seinem Gürtel ein Amulett hervor, das er Barbara gab: drei schwarze Kreuze in einem schwarzen Kreis â und die Flächen dazwischen in Gold.
»Was ist das?«, wollte sie wissen.
»Vielleicht ein Erkennungszeichen.«
»Und wie seid Ihr in dessen Besitz gelangt?«
»Ihr erinnert Euch gewiss an unser letztes Gespräch in Lübeck, als ich Euch davor warnte, die Frau des Matthias Isenbrandt zu werden.«
»Wie könnte ich das je vergessen!«
»Noch in jener Nacht überfiel mich ein offensichtlich gedungener Mörder. Ich wehrte mich meiner Haut, und dieses Zeichen nahm ich dem Toten ab, denn kurze Zeit davor hatte man den städtischen Henker mit demselben Zeichen auf der Stirn auf dem Schindacker gefunden.« Barbara gab ihm das Amulett zurück, und er steckte es wieder ein.
»Ihr denkt, dass die Sache von damals etwas damit zu tun hat?«, fragte Barbara.
»An einen Zufall kann ich da jedenfalls nicht glauben«, erwiderte Erich.
Barbara schüttelte den Kopf, während ihr der vom Meer herwehende Wind das sorgfältig frisierte Haupthaar etwas zerzauste. »Aber was sollte das für eine Verschwörung sein, von der Ihr da sprecht? Sie müsste ja sowohl Lübeck als auch das Ordensland in ihren Griff genommen haben.«
»Es ist nicht auszuschlieÃen, dass sie ja in Lübeck ihren Anfang genommen hat â¦Â«
»Ihr spekuliert!«
»Dann sagt mir, wie Ihr mit den Isenbrandts seit jener Zeit verblieben seid! Einen Ausgleich wegen der nicht in die Tat umgesetzten Heirat hat es Euren bisherigen Worten zufolge wohl nicht gegeben.«
»Das Haus Isenbrandt mag mächtig sein, Erich. Allerdings bestimmt nicht mächtig genug, um eine solche Verschwörung anzuzetteln. Selbst für gekrönte Häupter und mächtige Fürsten wäre das noch ein starkes Stück, an dem sich die meisten verheben würden!«
»Die Indizien sind dennoch unabweisbar, Barbara. Wer sonst hätte damals ein so groÃes Interesse daran haben sollen, die Giftmischerin zum Schweigen zu bringen? Wer sonst hätte darüber hinaus auch noch ein Interesse gehabt, den Henker und alle, die etwas von der Sache gehört hatten, auf die eine oder andere Weise dazu zu bringen, dass sie nichts darüber sagten?«
»Glaubt mir, mich verfolgen schon unablässig dieselben Gedanken, seit wir heute Morgen den Ritter im Käsebottich mit den schwarzen Kreuzen auf der Stirn auffanden!«
»Worum ich Euch bereits ganz zu Anfang unseres Gesprächs
eindringlich gebeten habe: Denkt darüber nach, wer Euch schaden will und wem es nützt, wenn Ihr stürzt! Ãberlegt, wer die Macht hat, einen Haufen Gesindel zu bezahlen und zu bewaffnen, damit der Euch auf der Nehrung auflauerte â¦Â«
Barbara atmete tief durch. »Ãberall scheint es Verräter zu geben. Ich kann nicht einmal ausschlieÃen, dass bei dem Tross meiner eigenen Begleiter jemand war, der mich verriet! Und was den Orden angeht, so scheint man sich auch da auf niemanden mehr verlassen zu können.«
»Auf mich könnt Ihr jedenfalls zählen«, betonte Erich. »Das solltet Ihr wissen.«
Barbara lächelte mild. »Ja, das habt Ihr zweifellos bewiesen, Erich! Und dafür danke ich Euch sehr.«
»Es ist mir mehr als eine Ehre«, sagte er, und sein Tonfall veränderte sich dabei. »Missversteht nicht meine Absichten, doch kann ich nicht umhin, Euch gegenüber zuzugeben, dass ich sehr oft an Euch gedacht habe, nachdem wir uns in Lübeck trennen mussten. Ich habe mich gefragt, wie es Euch wohl
Weitere Kostenlose Bücher