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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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oder Fürst sein.«
    »Nein«, sagte Katsa, »ich auch nicht. Ich habe den Hügeln, den Bergen und Tälern unzählige Male gedankt, dass Raffin als Randas Sohn geboren wurde und ich nur als seine Nichte, noch dazu als Tochter seiner Schwester.«
    »Meine Brüder wollen alle diese Macht«, sagte Bo. »Zu gern verwickeln sie sich am Hof meines Vaters in Streitgespräche, sie schwelgen geradezu darin. Es macht ihnen Spaß, ihre eigenen Schlösser und Städte zu verwalten. Manchmal glaube ich, sie wollen alle König werden.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und fuhr sich gedankenverloren mit den Fingern über die verletzte Schulter.
    »Zu meinem Schloss gehört keine Stadt«, sagte er. »Es liegt nicht weit von einer Stadt, doch die wird von den Bürgern regiert. Das Schloss hat auch keinen Hofstaat. Eigentlich ist es nur ein großes Haus, das mein Heim sein wird, wenn ich nicht auf Reisen bin.«
    Katsa nahm sich auch einen Apfel. »Du hast vor zu reisen?«
    »Ich bin ruheloser als meine Brüder. Aber es ist so schön, mein Schloss, es ist der wunderbarste Ort, an den man zurückkehren kann. Es liegt auf einer Klippe über dem Meer. In den Stein gehauene Stufen führen hinunter zum Wasser. Und über die Klippe hängen Balkone – man glaubt zu fallen, wenn man sich zu weit hinauslehnt. Am Abend geht jenseits des Wassers die Sonne unter, der ganze Himmel färbt sich rot und orange und das Meer ebenfalls. Manchmal sind große Fische dort draußen, Fische in unmöglichen Farben. Sie kommen zum Spielen an die Oberfläche – man kann sie von den Balkonen aus beobachten. Und im Winter sind die Wellen hoch und der Wind wirft einen um. Im Winter kann man nicht auf die Balkone hinaus, so gefährlich und wild ist es. – Großvater!«, sagte er plötzlich, sprang auf und beugte sich über das Bett.
    Seine Augen im Hinterkopf haben ihn wissenlassen, dass sein Großvater aufgewacht ist, dachte Katsa ironisch.
    »Du sprichst von deinem Schloss, Junge«, sagte der Alte.
    »Großvater! Wie geht es dir?«
    Katsa aß ihren Apfel und hörte zu. Ihr Kopf war voll von dem, was Bo erzählt hatte. Sie hatte nicht gewusst, dass es auf der Welt so schöne Dinge gab, dass man sie am liebsten sein Leben lang betrachten würde.
    Da wandte Bo sich ihr zu, und eine Fackel an der Wand warf ihren Schein auf seine leuchtenden Augen. Sie konzentrierte sich darauf, ruhig zu atmen. »Ich habe eine Schwäche für schöne Ausblicke«, sagte er. »Meine Brüder ärgern mich immer damit.«
    »Deine Brüder sind dumm«, sagte Tealiff, »wenn sie die Kraft in schönen Dingen nicht sehen. Komm her, Kind«, sagte er zu Katsa. »Lass mich deine Augen sehen, sie stärken mich.«
    Und seine Güte brachte Katsa zum Lächeln, auch wenn seine Worte Unsinn waren. Sie setzte sich neben Großvater Tealiff, und er und Bo erzählten ihr mehr über Bos Schloss, Bos Brüder und Rors Stadt hoch am Himmel.

»Wie weit ist Giddons Anwesen von Randa City entfernt?«, fragte Bo sie an einem Spätvormittag. Sie saßen auf dem Boden ihres Übungsraums, tranken Wasser und ruhten sich aus. Es war ein gutes Training gewesen. Bo war am Vortag von einem Besuch in Nander zurückgekehrt und Katsa fand, die Trennung hatte ihnen gutgetan. Sie kamen mit neuem Schwung zusammen.
    »Es ist nicht weit«, sagte Katsa. »Im Westen. Vielleicht eine Tagesreise entfernt.«
    »Warst du schon mal dort?«
    »Ja. Es ist groß und sehr eindrucksvoll. Giddon kommt nicht oft nach Hause, aber er schafft es trotzdem, alles instand zu halten.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Giddon war heute als einziger Zuschauer zu ihrem Training gekommen und nicht lange geblieben. Katsa wusste nicht, warum er überhaupt kam, wenn ihn diese Besuche immer in eine so schlechte Stimmung versetzten.
    Sie legte sich auf den Rücken und schaute hinauf zur hohen Decke. Das Licht strömte aus den großen Ostfenstern in den Raum. Allmählich wurden die Tage kürzer. Bald würdesich die Luft abkühlen und im Schloss würde es nach dem brennenden Holz in den offenen Kaminen riechen. Die Blätter würden unter den Pferdehufen knistern, wenn sie ausritten.
    Es waren so ruhige Wochen gewesen! Ein Auftrag des Rats würde ihr jetzt gefallen – sie würde gern aus der Stadt herauskommen und sich durchpusten lassen. Ob Oll schon irgendwelche Neuigkeiten über Großvater Tealiff hatte? Vielleicht sollte sie selbst nach Wester reisen und sich um Informationen kümmern.
    »Was wirst du Giddon antworten, wenn er dich bittet, ihn zu

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