Die Beschenkte
nicht ignorieren konnte. Er war so groß und breit, wie er da in leuchtend blauen Gewändern vor der weißen Wand stand. Sein träges Lachen war in jeder Ecke des Raums zu hören. Sie konnte das Wissen nicht abschütteln, dass er da war – und dass er etwas wollte. Er suchte seine Kämpferin nie auf, wenn er nicht etwas von ihr wollte.
Als Randa auftauchte, hatte sie einige Übungen mit Bo hinter sich, die ihr Schwierigkeiten machten. Sie begannen mit Katsa auf den Knien und Bo hinter ihr, der ihr die Arme auf den Rücken zwang. Ihre Aufgabe war, sich aus Bos Griff zu befreien und dann mit ihm zu ringen, bis sie ihn in der gleichen Position hatte. Aus Bos Umklammerung konnte sie sich immer lösen, das war nicht das Problem; es war der Gegenangriff, der sie frustrierte. Selbst wenn sie ihn auf die Knie gezwungen und ihm die Arme auf den Rücken gedrehthatte, konnte sie ihn nicht unten halten. Es war eine Frage purer Muskelkraft. Wenn er versuchte, sich auf die Füße zu stemmen, hatte sie nicht die Kraft, ihn daran zu hindern, es sei denn, sie würde ihn bewusstlos schlagen oder ernsthaft verletzen, und das war nicht der Sinn der Übung. Sie musste eine Halteposition finden, in der ihm das Aufstehen zu viele Schmerzen bereitete.
Sie begannen wieder von vorn. Sie kniete vor Bo und er legte seine Hände um ihre Handgelenke. Randas Stimme hob und senkte sich, und einer der Bediensteten antwortete – schmeichelnd, kriecherisch. Alle schmeichelten Randa.
Diesmal war Katsa vorbereitet, wand sich aus seinem Griff und warf sich auf ihn wie eine Wildkatze. Sie trommelte auf seinen Bauch, hakte ihren Fuß zwischen seine Beine und zwang ihn auf die Knie. Sie zog an seinen Armen. Die rechte Schulter, die kühlte er immer. Sie verdrehte ihm den rechten Arm und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, so dass jeder Befreiungsversuch ihm die Schulter zerren und noch mehr Schmerzen verursachen würde, als sie ihm bereits zufügte.
»Ich gebe auf«, keuchte er. Sie ließ ihn los und er kam auf die Füße. Er massierte seine Schulter. »Gute Arbeit, Katsa.«
»Noch einmal.«
Sie wiederholten die Übung und machten sie dann noch einmal, und jedes Mal bezwang sie ihn mühelos.
»Du hast es geschafft«, sagte Bo. »Gut. Was jetzt? Soll ich es versuchen?«
Da wurde schneidend ihr Name gerufen, und Katsas Nackenhaare sträubten sich. Sie hatte Recht gehabt. Er war nicht nur gekommen, um zuzuschauen, und jetzt, vor all diesen Leuten, musste sie sich freundlich und höflich verhalten. Sie unterdrückte den Ärger, der sich auf ihrem Gesicht spiegeln wollte, und wandte sich dem König zu.
»Es ist so amüsant«, sagte Randa, »dich mit einem Gegner raufen zu sehen, Katsa.«
»Ich bin froh, Sie zu amüsieren, König Randa.«
»Prinz Greening! Wie finden Sie unsere Kämpferin?«
»Sie ist mir weitaus überlegen, König«, sagte Bo. »Wenn sie sich nicht zurückhalten würde, wäre ich in großen Schwierigkeiten.«
Randa lachte. »In der Tat. Ich habe bemerkt, dass Sie es sind, der mit Verletzungen zum Bankett kommt, nicht Katsa.«
Stolz auf seinen Besitz. Katsa zwang sich, ihre geballten Fäuste zu lösen. Sie zwang sich, ruhig zu atmen und den Blick ihres Onkels zu erwidern, obwohl sie ihm am liebsten das anzügliche Grinsen aus dem Gesicht gekratzt hätte.
»Katsa«, sagte der König, »komm nachher zu mir. Ich habe einen Auftrag für dich.«
»Ja, König«, sagte sie. »Danke, König.«
Randa lehnte sich zurück auf die Fersen und schaute durch den Raum. Dann wandte er sich zur Tür, und sein Gefolge eilte hinter ihm her. Mit rauschenden blauen Gewändern ging er hinaus und Katsa starrte ihm nach, bis er und seine Männer verschwunden waren, und dann starrte sie auf die Tür, die sein Gefolge hinter ihm zugeschlagen hatte.
Ringsum setzten sich die Lords und Soldaten langsam wieder. Katsa war sich vage ihrer Bewegungen bewusst; ebenso vage bemerkte sie Bos Augen, die sie schweigend beobachteten.
»Was jetzt, Katsa?«
Sie wusste, was sie wollte. Es schoss ihr durch die Arme und in die Finger, kribbelte in Beinen und Füßen. »Ein ordentlicher Kampf«, sagte sie. »Alles, was anständig und gerecht ist. Bis einer von uns aufgibt.«
Bo kniff die Augen zusammen. Er betrachtete nachdenklich ihre geballten Fäuste und ihren harten Mund. »Wir werden kämpfen, aber erst morgen. Für heute sind wir fertig.«
»Nein. Wir kämpfen.«
»Katsa! Wir sind fertig.«
Sie ging auf ihn zu und blieb so dicht vor ihm stehen, dass
Weitere Kostenlose Bücher