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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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gekreuzten Beinen auf ihr Bett, wie er es als Kind getan hatte; wie sie es beide oft getan hatten, wenn sie auf dem Bett redeten und lachten. Jetzt lachte er nicht und redete nicht. Er saß nur da, ganz Arme und Beine, und betrachtete sie in ihrem Stuhl am Feuer. Sein Gesicht war freundlich, vertraut und voller Sorge.
    »Dieses Kleid steht dir, Kat«, sagte er. »Und wie deine Augen glänzen!«
    »Helda glaubt, dass ein Kleid alle meine Probleme lösen wird.«
    »Deine Probleme haben sich vervielfältigt, seit du letztes Mal den Hof verlassen hast. Ich habe mit Giddon gesprochen.«
    »Giddon!« Schon sein Name ermüdete sie.
    »Ja. Er hat mir erzählt, was bei Lord Ellis geschehen ist. Ehrlich, Katsa – das ist sehr ernst, nicht wahr? Was wirst du tun?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Ehrlich, Katsa!«
    »Warum sagst du das ständig? Findest du, ich hätte den Burschen quälen sollen, dafür, dass er nichts Böses getan hat?«
    »Natürlich nicht. Du hast das Richtige getan. Natürlich hast du das Richtige getan.«
    »Und der König wird nicht mehr über mich bestimmen. Ich werde kein gehorsames Tier mehr sein.«
    »Kat!« Er änderte die Stellung, seufzte und beobachtete sie genau. »Offensichtlich haben die Dinge sich zugespitzt und du hast dich entschieden. Und du weißt, dass ich tun werde, was in meiner Macht steht, um ihn zurückzuhalten. Ich bin auf deiner Seite bei allem, was Randa angeht, immer. Es ist nur – es ist nur so, dass …«
    Sie wusste, was er meinte. Randa schenkte seinem Sohn, dem Pillendreher, wenig Aufmerksamkeit. Solange sein Vater lebte, war Raffins Macht sehr begrenzt.
    »Ich mache mir Sorgen um dich, Katsa«, sagte er. »Das ist alles. Wir alle sorgen uns. Giddon war ganz verzweifelt.«
    »Giddon.« Sie seufzte. »Giddon hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    »Bei allen hohen Bergen! Vor oder nach eurem Besuch bei Ellis?«
    »Danach.« Sie hob ungeduldig die Hände. »Giddon glaubt, eine Heirat würde alle meine Probleme lösen.«
    »Hm. Nun, wie war es?«
    Wie war es? Sie hätte am liebsten gelacht, obwohl das nichtkomisch war. »Es hat schlecht angefangen, ist schlimmer geworden und hat mit meiner Erkenntnis geendet, dass Bo ein Gedankenleser ist. Und ein Lügner.«
    Raffin betrachtete sie einen Moment. Er schien etwas sagen zu wollen und schwieg dann doch. Sein Blick war liebevoll. »Liebe Katsa«, sagte er schließlich, »du hast ein paar schwere Tage hinter dir, was Randa und Giddon und Bo angeht.«
    Und das mit Bo war am schwersten, auch wenn Randa ihr wohl am gefährlichsten war. Die Wunde, die Bo ihr geschlagen hatte, würde sie rückgängig machen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte. Randa könnte sie nie so verletzen, wie Bo es getan hatte.
    Schweigend saßen sie da. Neben ihr prasselte das Feuer. Es war ein Luxus, man konnte die Luft kaum kühl nennen, doch Helda wollte, dass ihr Haar schneller trocknete, deshalb hatten sie die großen Scheite angezündet. Das Haar fiel Katsa jetzt in Locken um die Schultern. Sie schob es hinter die Ohren und wand es zu einem Knoten.
    »Seine Gabe war von Kindheit an ein Geheimnis, Kat.«
    Da kamen sie, die Erklärungen und Rationalisierungen. Katsa schaute weg und machte sich auf alles gefasst.
    »Seine Mutter wusste, dass er nur als Werkzeug benutzt werden würde, wenn die Wahrheit herauskam. Stell dir vor, wie man ein Kind benutzen kann, wenn es die Reaktion auf seine Worte spürt oder weiß, was jemand auf der anderen Seite der Wand macht. Stell dir vor, wie nützlich das ist, wenn sein Vater König ist. Und seine Mutter wusste, dass er keine Beziehungen zu anderen eingehen oder Freunde finden könnte. Weil niemand ihm trauen würde. Niemandwürde etwas mit ihm zu tun haben wollen. Denk darüber nach, Katsa. Stell dir vor, wie das wäre.«
    Da schaute sie zu ihm auf, ihre Augen brannten, und sein Gesicht wurde weich. »Was sage ich da! Natürlich musst du dir das nicht vorstellen.«
    Nein, denn es war ihre Realität. Ihr war es nicht vergönnt gewesen, ihre Gabe zu verbergen.
    »Wir können ihm nicht vorwerfen, dass er es uns nicht früher gesagt hat«, fuhr Raffin fort. »Ehrlich gesagt bin ich gerührt, dass er es uns überhaupt erzählt hat. Er vertraute es mir gleich nach deiner Abreise an. Er hat ein paar Vorstellungen zum Hergang der Entführung, Kat.«
    Ja, so wie er Vorstellungen von sehr vielem haben musste, von dem er eigentlich nichts wissen konnte. Einem Gedankenleser konnte es nicht an

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