Die Beschützerin
Konzept.«
»Gegen von Hirtens Willen? Aber er â¦Â«
»Vergiss ihn«, unterbrach mich Oderthal. »Du musst kämpfen, sonst kickt er dich raus. Er wird an der Sparaufgabe scheitern, und dann kommst du mit deiner Idee um die Ecke. Ich hoffe, du hast eine?«
Ich dachte kurz nach. »Wenn das Konzept so erhalten bleiben soll, wie es ist, gibt es kaum Einsparungsmöglichkeiten«, sagte ich.
»Dann schmeià es weg«, meinte er knapp.
Nachdem wir aufgelegt hatten, starrte ich lange Zeit auf meinen schwarzen Computerbildschirm. Das Konzept wegzuschmeiÃen hieÃ, das erfolgreichste Format von Alfa.Sat zu beerdigen. Nein, das sollten andere machen, nicht ausgerechnet ich, die sich seit drei Jahren mit vollem Engagement für die Spendengala einsetzte. Ich konnte nicht die Totengräberin des Smiling Kids Day sein. Das war zu viel verlangt. Aber dann dachte ich an das Geld, mit dem wir seit vier Jahren bedürftigen Kindern halfen. Es ging nicht um mich oder um von Hirten oder die Bloomsdale-Leute. Es ging darum, dass Hilfe bei denen ankam, die sie brauchten. Ob die Show nun weiterhin Glamour verbreitete oder ein anderes Gesicht bekam, war zweitrangig. Ich musste einen Weg finden, wie die Spendengelder flossen, ohne dass die Show diese hohen Kosten verursachte. Und es musste für den Zuschauer unterhaltsam sein und die nötigen Einschaltquoten bringen. Mir würde etwas einfallen. Ich würde kämpfen.
Ich holte mir ein Glas mit kaltem Wasser, lehnte mich zurück und legte die FüÃe auf die Ecke meines Schreibtischs. Michaela tauchte vor der Glaswand auf und klopfte.
»Du bist noch da?«, fragte ich erstaunt. Es war schon kurz vor acht.
»Ja, ⦠ich hab mir Sorgen gemacht. Alles in Ordnung mit dir? Wie ist es bei von Hirten gelaufen?«
Unter normalen Umständen hätte ich sie jetzt in die neue Entwicklung eingeweiht. Aber ich war unsicher. Ich wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen.
»Es ist glimpflich abgelaufen«, sagte ich. »Offenbar müssen beim SKD noch Posten eingespart werden. Er will sich selbst was überlegen.«
Michaela runzelte die Stirn. »Wie meinst du das � Er allein?«
»Frag mich bitte nicht.« Ich sah auf die Uhr. »Ich muss noch ein bisschen in meinem Postfach aufräumen. Aber mach du doch Feierabend.«
Sie kam rein und setzte sich. »Janne. Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht. Bitte sag mir, was wirklich los ist. Und wenn ich dich irgendwie unterstützen kann, dann will ich das tun.«
»Du könntest in Loyalitätskonflikte kommen.«
»Das nehme ich in Kauf.«
»Okay.« Ich erzählte ihr von den Gesprächen mit von Hirten und Oderthal und von meiner Entscheidung, ein eigenes Konzept zu entwickeln. »Die Verantwortung trage ich allein. Ich will dich da nicht reinziehen. Ich habe volles Verständnis, wenn du jetzt nach Hause fährst. Ich bitte dich nur, meinen Plan für dich zu behalten.«
Michaela blieb sitzen. »Ich helfe dir.«
»Lass es mich erst mal allein versuchen.«
»Nein, so was geht besser zu zweit. Du hast sicher schon Ideen. Du erzählst sie mir, und ich hinterfrage sie kritisch.«
»Ich danke dir.« Ich war so froh, dass sie da war. Es war ein gutes Gefühl, nicht allein zu kämpfen.
»Das Problem sind die Kosten für die Promis. Wir müssen in der TV -Show etwas bieten, was genauso wirkt wie der Glamourfaktor.«
»Die Zuschauer erwarten aber Promis«, meinte Michaela. »Das Level herunterzufahren, riecht nach Einsparung, und das wäre einfach nur peinlich.«
Ich erzählte ihr von meiner Idee mit dem Charity-Bus. »Kinder ziehen ja immer«, meinte sie. »Aber das allein reicht nicht.«
»Okay, halten wir fest, die Show funktioniert nicht ohne Promis, das eine bedingt das andere.« Frustriert blickte ich auf meine Tastatur. »Dann müssen wir eben beides streichen.«
»Die Fernsehshow streichen? Wie soll das denn gehen?« Michaela sah mich verständnislos an.
Ich war auf einmal hellwach. »Das ist es! Wir nehmen den Titel wörtlich: Smiling Kids Day. Wir machen den gesamten Tag zum Spendenmarathon. Die Hilfsaktionen werden in jeder Sendung auf Alfa.Sat Thema sein, und die Zuschauer können den gesamten Tag über mit Promis aus dem Sender telefonieren und spenden.«
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Meine Idee nahm Gestalt an. Ich
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