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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Mühe verstehen konnte. »Ich meine es ernst, Vanessa. Noch so ein … Vorfall, und wir sind definitiv geliefert.«
    Â»Es reicht, ich kann dein Gejammer nicht mehr hören.«
    Â»Ein Segen, dass dies unser letztes Projekt zusammen ist«, sagte Mark Winter.
    Â»Genieß es, es wird auch dein letztes Projekt für Bloomsdale sein.«
    Ich musste sehen, dass ich wegkam, die feindselige Spannung würde sich gleich entladen, das war deutlich zu spüren.
    Ich schaffte es gerade noch in den Kopierraum gegenüber, als Mark Winter die Tür aufriss und das Büro verließ. Er stürmte am Kopierraum vorbei, ohne mich zu sehen. Er war gerade erst außer Sichtweite, als auch Vanessa Ott herauskam. Ich zog mich so weit wie möglich in eine Ecke zurück, hörte sie ein paar Schritte laufen, dann wurde es still. Sie musste auf Höhe des Kopierraums stehen geblieben sein. Würde sie mich gleich entdecken? Auf jeden Fall war sie noch da draußen, ganz in meiner Nähe. Ich wartete. Das war doch nicht möglich. Kein Laut war zu hören. Nach einigen Minuten sah ich hinaus auf den Flur. Er war leer.
    Wer von den beiden war auf meiner Seite, Vanessa Ott oder Mark Winter?
    Ich ging zurück in mein Büro. Ich musste dringend mit jemandem über all das sprechen, nahm das Telefon in die Hand. Und legte es wieder auf den Tisch. Wen sollte ich anrufen? Michaela oder Sven, die sonst meine engen Vertrauten in der Abteilung waren, würden aufs Höchste beunruhigt sein. Ulla. Sie stand den Vorgängen neutral gegenüber, nun ja, zumindest einigermaßen neutral. Ulla würde mir zuhören. Ich wählte ihre Nummer, erreichte aber nur ihr Band. Ich bat dringend um Rückruf. Ich trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, wurde immer unruhiger. Ich war kaltgestellt. Von Hirten entriss mir mein Projekt. Wem von den Unternehmensberatern konnte ich trauen? Vielleicht beiden nicht? Ich zwang mich, ruhig zu atmen. Auf einmal überkam mich der intensive Wunsch, einfach alles stehen und liegen zu lassen und zu meinem Boot zu fahren. Die Segel zu setzen und mich irgendwohin treiben zu lassen. Noch lieber aber wollte ich mich in der kleinen hölzernen Kajüte verstecken, mich zusammenrollen wie ein Kind, während draußen der Wind pfiff und ich warm und geborgen war, wie zu der Zeit, als mein Vater noch lebte.
    Oderthal hatte mich gewarnt. Es war nur logisch, dass mein Chef diese Chance nutzte, um sich vor den Bloomsdale-Leuten zu profilieren. Deshalb wollte er das Sparkonzept allein erarbeiten. Schon die Vorstellung war absurd. Er hatte nicht genug Ahnung vom Smiling Kids Day. Und er war ein ungeduldiger Mensch und wollte schnelle Erfolge sehen. Niemals würde er sich hinsetzen und sich vernünftig in die Details einarbeiten. Er brauchte mich. Oder machte ich mir etwas vor? Überschätzte ich meine Rolle?
    Kurz entschlossen wählte ich Frank Oderthals Privatnummer. Es klingelte lange ins Leere, doch auf einmal nahm er ab.
    Â»Janne! Wie schön, dass du dich mal meldest. Ich war unten im Garten, hab das Telefon erst nicht gehört. Ich schneide gerade die Hecke. Ist das nicht ein herrliches Wetter?«
    Ich sah ihn vor mir, wie er auf seinem Grundstück herumwuselte, und beneidete ihn auf einmal so heftig um seine Freiheit, dass ich schlucken musste. Er hatte alles hinter sich, musste sich nicht mehr im Job herumärgern. Ich wunderte mich über meinen Gedanken. Ich hatte meine Arbeit immer geliebt.
    Â»Ja, stimmt«, sagte ich. »Das wird ein Jahrhundertsommer.«
    Â»Ist irgendwas? Du hörst dich bedrückt an?«, fragte er.
    Â»Nein, nein. Wie geht es Ihnen denn so? Ohne Alfa.Sat und den täglichen Stress?«
    Oderthal seufzte. »Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir das alles. Es ist ja schön, mal Zeit für das Haus und den Garten zu haben, aber so richtig spannend ist es auf Dauer nicht. Also, erzähl, was tut sich bei euch? Was macht die Bloomsdale-Truppe?«
    Ich begann zu reden, zuerst zögernd, dann sprudelte es nur so aus mir heraus. Ich berichtete Oderthal alles, was seit seiner Abwesenheit in meiner Abteilung geschehen war.
    Â»Von Hirten will selbst ein Sparkonzept erarbeiten?«, fragte Oderthal. »So ein Blödsinn. Das kriegt er nicht hin.«
    Ich war ihm dankbar für den Nachdruck, mit dem er das sagte. »Ich bin unsicher, wie ich mich jetzt verhalten soll.«
    Â»Das ist doch klar. Entwirf selbst ein

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