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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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im Haus unterwegs. Er hat mich gebeten, die Unternehmensberater zu ihm zu schicken.«
    Ich versuchte, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Michaela konnte nichts dafür, sie war ja nur Befehlsempfängerin. Trotzdem … »Warum hast du mich nicht kurz angerufen?«
    Sie blickte an mir vorbei. »Von Hirten hat gesagt …« Sie räusperte sich, es war ihr sichtlich unangenehm. »Er sagte, du müsstest über den Termin nicht informiert werden. Es klang so, als sollte ich es nicht tun. Es tut mir leid, Janne.« Sie rang die Hände. »Ich hasse diese ganze Situation.«
    Nachdenklich sah ich meine Assistentin an. Ich hätte geschworen, dass sie mir gegenüber hundertprozentig loyal war. Aber der Einsatz der Unternehmensberater veränderte uns alle. Dazu brauchte es nicht mal konkrete Äußerungen. Ihre Anwesenheit reichte, um uns einzuschüchtern. Alle fürchteten um ihre Jobs. Michaela war nicht gesund und würde es nie sein. Ihr Freund war arbeitslos geworden, er suchte seit Längerem vergeblich einen Job als Webdesigner. Die beiden waren vor Kurzem in eine größere, teurere Wohnung gezogen und wünschten sich ein Kind. Sie verließen sich auf Michaelas festes Gehalt. All das mochte ihr vorhin durch den Kopf geschossen sein.
    Â»Nun mach dich nicht verrückt«, sagte ich. »Hast du wenigstens mitbekommen, worüber die reden?«
    Michaela biss sich auf die Lippe. »Mark Winter hat die Unterlagen zum Smiling Kids Day mit reingenommen.« Sie berührte mich am Arm. »Das muss ja noch nichts heißen. Ich wette, von Hirten will sich nur wieder als Chef in den Vordergrund spielen. Er war tagelang weg, und nun hat er Angst, dass ihm die Felle davonschwimmen.«
    Mit einem unguten Gefühl ging ich in mein Büro. Es war viel liegen geblieben, um das ich mich dringend kümmern musste. Aber mir spukte ständig die Frage im Kopf herum, was von Hirten mit den Bloomsdale-Leuten verhandelte. Die Anwesenheit von Helmut Eichstätt bedeutete, dass es etwas Wichtiges sein musste. Ich trank einen Kaffee nach dem anderen, bis ich mich ganz zittrig fühlte. Aber das Grübeln brachte mich nicht weiter. Ich zwang mich, mich mit etwas zu beschäftigen, das mir Freude machte. Seit Längerem ging mir eine Idee für den Smiling Kids Day durch den Kopf. Ich wollte eine Art Charity-Bus einsetzen, der mit Schauspielern des Senders Schulen in verarmten Landstrichen in Osteuropa besuchen sollte. Bei einigen unserer Promis hatte ich schon mal vorgefühlt und war mit der Idee auf Begeisterung gestoßen. Charity war heutzutage fast schon ein Muss, um in den Medien positiv wahrgenommen zu werden. Ich stellte mir das so vor, dass deutsche Schulklassen Patenschaften für georgische oder bulgarische Schulen übernehmen könnten. Von Spendengeldern könnten Schulbücher und Lehrmittel gekauft werden und den Schülern warmes Mittagessen angeboten werden. Unsere Promis sollten als Botschafter das Geld oder Sachspenden überbringen, begleitet von einem Kamerateam, das die Freude über die Geschenke aufzeichnen und zu kurzen Einspielern in der Fernsehshow verarbeiten würde. Alfa.Sat könnte außerdem gegenseitige Besuche der Kinder finanzieren. Freundschaften würden entstehen, und Gastkinder könnten in der Show auftreten. Die Aktion könnte Smiling Kids Mobil heißen. Ich musste ein passendes, geräumiges Fahrzeug finden. Es musste etwas Auffälliges sein. Vielleicht einer dieser silbernen amerikanischen Caravans? Airstream hießen die. Nein, so ein Gefährt würde viel zu protzig wirken. Michaela tauchte in der Tür auf. Sie sah beunruhigt aus. »Du sollst zu von Hirten kommen.«
    Â»Was ist los?«
    Â»Er scheint aus irgendeinem Grund sauer auf dich zu sein. Sie wollten das Budget des Smiling Kids Day noch mal haben, und als ich es reingebracht habe, sagte Eichstätt gerade, das Projekt habe so keine Zukunft. Und von Hirten meinte dann, du würdest so daran hängen, dass du die Dinge schöngeredet hättest.«
    Ich sah sie ungläubig an. Seit über einer Woche saß ich nun rund um die Uhr mit den Bloomsdale-Leuten zusammen. Die Einschaltquoten der Spendengala waren hervorragend, und ich hatte das Budget immer eingehalten. Vanessa Ott und Mark Winter hatten sich bisher nur zufrieden geäußert.
    Â»Na, dann geh ich am besten gleich mal rüber.« Ich versuchte, zuversichtlich

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