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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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ich.
    Â»Sie lebt in den USA . Ich hoffe zumindest, dass sie lebt. Seit sechs Monaten hab ich nichts von ihr gehört.« Er wandte den Blick ab und schien in düstere Erinnerungen zu versinken.
    Â»Ist sie krank?«
    Â»So kann man es nennen. Sie spritzt. Kokain. Ich habe sie in dem Hotel kennengelernt, in dem ich arbeite. Sie jobbte auch dort. Sie hatte einen Entzug gemacht und den Kontakt zu ihren alten Freunden abgebrochen. Sie war so … zuversichtlich, voller neuer Lebensfreude. Wir waren eine Zeit lang zusammen, und sie wurde schwanger und bekam Benni.« Er trank einen Schluck. »Doch dann kreuzte ihr Freund wieder auf. Ihr Dealer. Ich weiß nicht, was er ihr erzählt hat, was dann los war. Kurz darauf war sie weg. Keine Ahnung. Irgendwann, nach Monaten, hat sie mir geschrieben. Aus Spanien. Der Brief war wirr. Sie sagte, sie könne Benni nicht so lieben, wie sie es müsste. Es würde ihm besser gehen ohne sie. Ich vermute, sie hatte damals schon wieder angefangen, Drogen zu nehmen.« Er verstummte und starrte auf seine Hände. »Benni denkt, sie kommt zurück«, sagte er fast unhörbar.
    Â»Glaubt er das wirklich?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Aber er klammert sich daran.«
    Sebastian goss unsere Gläser fast bis zum Rand voll, und ich protestierte nicht mal.
    Â»Weißt du, es macht mir nichts aus, mitzugehen. Ich würde es für Benni machen. Aber mein Gefühl sagt mir, ihr beide solltet versuchen, allein klarzukommen. Solange du Benni vermittelst, dass ihr zu zweit weniger wert oder nicht komplett seid, solange werden ihn auch die Hänseleien richtig verletzen.«
    Eine Weile saßen wir schweigend da.
    Â»Du hast recht«, sagte er dann. »Aber ich bin noch nicht so weit. Ich weiß nicht, wie ich Benni mehr Sicherheit geben soll. Ich fühl mich selbst so hilflos.«
    Â»Denk noch mal in Ruhe darüber nach und sag mir Bescheid. Wenn du glaubst, dass es nötig ist, komme ich mit. Für Benni. Nicht für dich. Du bist schließlich erwachsen. Oder zumindest siehst du so aus.« Ich grinste ihn an.
    Â»Danke, Janne.« Sebastian streckte die Hand aus und fuhr mit dem Finger sanft über meine Wange.
    Â»Nicht«, sagte ich leise.
    Sebastian lächelte. »Der Kuss hat mir gefallen. Ich würde ihn gern wiederholen.«
    Er begann, mein Haar zu streicheln. Dann legte er die Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich. Ich löste mich sanft von ihm, nahm seine Hände und hielt sie fest. Sebastian gefiel mir, und ich wusste, wenn ich noch einen Kuss zuließ, würde mehr passieren.
    Â»Ich bin in einer festen Beziehung.«
    Sebastian ließ mich los. »Ist schon gut. Ich lass dich in Ruhe.«
    Als ich in meine Wohnung kam, ein wenig schwindelig vom Wein und meiner Müdigkeit, blinkte das Telefon mit seinem roten Lämpchen und meldete entgangene Anrufe. Ich drückte auf die Abspieltaste, und mein Herz setzte für einen Schlag aus, als ich Gregors Stimme hörte. Er hatte sich gemeldet. Das war ein gutes Zeichen. Doch als ich die Nachricht hörte, verflog meine Euphorie sofort.
    Â»Ich bin es. Konstantin hat mich für ein paar Tage mit nach Frankfurt genommen. Er hat einen Auftrag für ein Bühnenbild, und ich soll ihm helfen.« Ein kurzes Zögern. »Nur, damit du weißt, wo ich bin und du dir keine Sorgen machst. Für den Fall, dass du versucht hast, mich zu erreichen. Bis demnächst.«
    Ich starrte in das dunkle Zimmer, überlegte, was für eine Botschaft das gewesen sein sollte. Kein »Ich liebe dich«, kein zärtliches Wort. Ich hatte mich doch gemeldet, hatte ihn sehen wollen. Und er hatte abgesagt. Was erwartete er denn jetzt von mir?
    Ich drückte auf den Knopf, um die nächste Nachricht zu hören, doch es war nur Rauschen auf dem Band. Ab und zu ein Geräusch wie von vorbeifahrenden Autos. Und ich meinte, jemanden atmen zu hören, aber das konnte auch Einbildung sein. Die Nummer auf dem Display war unterdrückt worden.

4
    Am nächsten Morgen trieb mich meine Unruhe früh ins Büro. Ich wollte nicht an Gregor denken, und schon gar nicht an Sebastian, den ich beinahe ein zweites Mal geküsst hatte. Mehr Probleme, als ich sowieso im Job schon hatte, konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Um mich aufzuheitern, kaufte ich mir auf dem Weg zu meinem Auto eine langstielige gelbe Rose. Ich nahm spontan einen Strauß leuchtender lila Anemonen für

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