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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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und ging zur Tür. »Danke für Ihren Rat. Bis später vielleicht. Einen schönen Tag.«
    Sie verließ mich und winkte mir vom Flur aus noch mal durch die Glasscheibe zu.
    Michaela war nicht in ihrem Büro. Weder Evelyn noch Heike wussten, wo sie steckte. Frustriert ging ich zurück an meinen Schreibtisch und öffnete Gunter von Hirtens Mail. Das Sparkonzept war offiziell vom Vorstand abgesegnet, nun konnte die eigentliche Arbeit losgehen.
    Ich rief von Hirten an. »Moment, ich verbinde dich«, sagte Marlies, seine Sekretärin.
    Â»Ja? Janne?« Das war seine Stimme.
    Â»Weiß Jörg Ermgassen schon von dem neuen Konzept?
    Â»Von mir nicht. Ich dachte, du hättest längst mit ihm gesprochen. Hol das sofort nach. Dann könnt ihr auch über den Ablauf reden.«
    Ich starrte minutenlang auf das Telefon, bevor ich es über mich brachte, Jörgs Handynummer zu wählen.
    Â»Janne, was für eine schöne Überraschung am Montagmorgen! Ich liebe es, wenn meine Woche so beginnt.«
    Warum musste er immer so gute Laune haben? Das machte es noch schwieriger für mich.
    Â»Hallo Jörg, hast du einen Moment Zeit?«
    Â»Klar, alles entspannt.« Er kicherte. »Ich sitze im Schlafanzug auf meiner Dachterrasse. Was ist los, wieso klingst du so ernst?« Er verstellte die Stimme. »Yvette, lass das. Ich muss telefonieren. Hör auf, an meinem Ohrläppchen zu knabbern. … Nein, Yvette, bitte …« Er stöhnte in den Hörer.
    Â»Jörg!«
    Â»Hey, war doch nur Spaß. Ich bin allein, ehrlich. Also, schieß los. Nein, zuerst muss ich dir noch was erzählen. Ich habe am Wochenende einen Entschluss gefasst. Janne, ich werde mein Leben ändern.« Er wechselte in einen feierlichen Tonfall. »Ja, du hörst richtig. Ich will so nicht weitermachen. Von Party zu Party herumgereicht werden. Diese ganzen hohlen Flirts. Jörg, der Frauenschwarm. Das erwarten sie von mir. Das haben sie jahrelang bekommen. Aber nun hab ich es satt. Ich hab das Klischee lange genug bedient. Ich weiß jetzt, dass ich was anderes will. Eine echte, ernsthafte Beziehung. Ein Haus mit Garten und Kinderschaukel.« Er lachte. »Kannst du dir das vorstellen? Ich und Kinder?«
    Â»Ehrlich gesagt … nein.«
    Â»Egal, es müssen auch nicht unbedingt Kinder sein. Vielleicht ein Hund?«
    Â»Jörg …«
    Â»Auf jeden Fall ein ruhigeres Leben. Entschleunigung. Der Stress frisst mich auf. Der ständige Druck. Stimmen die Quoten? Reichen die Buchungen der Werbekunden? Diese Fünfzehn-Stunden-Arbeitstage. Immer zentnerweise Schminke im Gesicht. Immer gute Laune ausstrahlen.« Im Hintergrund dröhnte laut eine Maschine. »Entschuldige den Krach, ich mach mir gerade Espresso. Jedenfalls, der Smiling Kids Day ist meine Rettung. Natürlich kann ich mich darauf nicht ausruhen und den Rest des Jahres Däumchen drehen, aber es ist ein guter Grundstock. Ich will keine wöchentliche Show mehr bei Alfa.Sat. Ich hab mit meinem Agenten gesprochen. Ich arbeite frei. Er hat genug Anfragen für Moderationen. Ich kann wieder flexibler sein. Ich kann reisen. Ich ziehe nach Berlin. Weg aus Schickimicki-München. Was sagst du jetzt?«
    Ich schluckte. Normalerweise hätte ich gelacht. Haus mit Garten, Berlin, Kinder, Reisen … Ich hatte Jörg schon öfter in diesem unausgegorenen Zustand erlebt. Aber nun musste ich es aussprechen, sonst wurde alles nur noch schlimmer. »Das hört sich toll an, aber ich muss dir was sagen. Es gibt eine Veränderung, was den SKD angeht.«
    Â»Wieso? Was meinst du damit?«
    Â»Bloomsdale Consulting stellt das Programm des Senders auf den Kopf.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Die Zielgruppe soll jünger werden. Der SKD bekommt ein neues Konzept. Es wird Einsparungen geben.« Nun war es heraus.
    Â»Janne? Was redest du da?«
    Ich holte Luft. »Eigentlich ist es gar nicht so schlecht. Du wirst als Gastmoderator in diversen Sendungen für die Spendenaktion auftreten. Das Thema wird den gesamten Tag beherrschen.«
    Â»Gastmoderator? Aber was ist mit meiner Show?«
    Ich seufzte. »Die gibt es in dem Sinne nicht mehr. Wie gesagt …«
    Â»Keine internationalen Stars?«, unterbrach er mich.
    Â»So ist es. Alles, was Geld kostet, ist gestrichen. Aber wenn man es gut durchkonzipiert, kann es genauso ein Erfolg werden.«
    Â»Bullshit. Was du mir hier so nebenbei erzählst, bedeutet

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