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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Aber ich konnte ja schlecht jedes Mal meine Bürotür abschließen, wenn ich kurz aus dem Zimmer ging.
    Nachdenklich betrachtete ich mein Handy. Michaelas Nummer war die letzte, die ich angerufen hatte. Ich drückte auf die Wahlwiederholung, und ihr Name erschien auf dem Display. Wieder kam nur die automatische Ansage, der Teilnehmer sei nicht zu erreichen.
    Ich rief ihre Bürodurchwahl an. »Ja?«, meldete sie sich.
    Â»Ist dein Handy jetzt auch eingeschaltet?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Ich höre immer nur diese automatische Ansage.«
    Â»Versteh ich nicht«, sagte sie unfreundlich. »Vor ein paar Minuten hat mich jemand anderes auf dem Handy erreicht.«
    Ich legte auf, suchte Michaelas Nummer in meinem Adressverzeichnis und wählte nun noch einmal, indem ich Zahl für Zahl langsam eintippte.
    Â»Meiffert?«, meldete sich Michaela gleich nach dem ersten Klingeln.
    Â»Entschuldige, ich wollte noch mal was testen.«
    Wir legten wieder auf. Ich verglich die beiden Nummern, die ich zuletzt gewählt hatte. Die Nummer, die unter Michaelas Namen eingespeichert war, stimmte nicht. Ich hatte das ganze Wochenende eine fremde Nummer angerufen.
    Ich stand auf, war schon halb in der Tür. Das musste ich mit Michaela klären. Vanessa Ott lief draußen vorbei, blickte in mein Büro, blieb vor meiner Tür stehen. Sie sah anders aus. Ich wusste zuerst nicht, woran es lag. Doch dann bemerkte ich, dass sie die Haare nach hinten gebunden hatte.
    Â»Frau Amelung, wie geht es Ihnen? Ich hatte Sie noch mal angerufen. Sind Sie die Kopfschmerzen losgeworden?«
    Â»Ja, danke. Bitte entschuldigen Sie, dass ich nicht zurückgerufen habe.«
    Â»Das macht doch nichts. Sie waren ja am Wochenende verreist. War das Segeln schön?« Sie zwinkerte mir zu. »Hauptsache, Sie sind wieder auf dem Damm.«
    Sie kam herein und setzte sich auf meinen Besucherstuhl. »Es gibt gute Neuigkeiten. Mark Winter und ich sind ja längst mit einer anderen Abteilung beschäftigt, aber ich habe mit Gunter von Hirten ausgemacht, dass Sie das Budget des neuen Smiling Kids Day aufstellen. So bleibt Ihr Einfluss gewahrt. Ich bin froh, dass ich auf diese Weise etwas für Sie tun konnte.« Sie strahlte mich an, doch ihr Lächeln verschwand, als sie meinen ratlosen Gesichtsausdruck sah. »Sie haben Ihre Mails noch gar nicht gelesen?«, fragte sie.
    Â»Nein, ich bin erst seit ein paar Minuten hier und …«
    Â»Ach so.« Ihre Lippen wurden schmaler.« »Sie müssten eine Mail von Gunter von Hirten haben, in der er Sie mit der Ausarbeitung des Budgets beauftragt. Ich hatte gedacht, Sie hätten längst damit angefangen. Ich würde an Ihrer Stelle nicht zu lange warten.«
    Â»Weiß Jörg Ermgassen schon Bescheid über das neue Konzept?«, fragte ich.
    Â»Von mir nicht.«
    Â»Haben Sie ihn am Wochenende getroffen?«
    Â»Nein, das hat leider nicht geklappt. Mein Verlobter hat mich versetzt. Er musste am Samstag beruflich nach New York. Es hätte sich für mich nicht gelohnt, nach München zu fliegen.«
    Ich sah wieder die Frau vor dem Hotel in Boltenhagen vor mir. »Und hatten Sie trotzdem ein schönes Wochenende?«
    Â»Klar«, sagte sie. »Ich habe mal richtig ausgeschlafen. Und meinen Balkon frisch bepflanzt. Hab es mir zu Hause gemütlich gemacht.«
    Sie sah mich prüfend an. »Sie sehen müde aus. Geht es Ihnen wirklich gut?«
    Â»Ja. Ich habe nur schlecht geschlafen.«
    Â»Sie müssen besser auf sich aufpassen. Sonst werden Sie noch krank.«
    Ich nickte.
    Sie schüttelte ihren Haarzopf. »Ich wollte Ihnen noch etwas zeigen. So ganz traue ich mich noch nicht, aber … schauen Sie mal.« Sie zog ein unauffälliges Gummi aus dem Haar und lockerte es mit den Fingern auf. Es fiel über ihre Schultern. »Wie finden Sie meine neue Frisur? Nicht so schön wie Ihr langes Haar natürlich, es sind nur Extensions.«
    Â»Toll«, sagte ich. »Es sieht … absolut echt aus.«
    Es stimmte. Sie sah umwerfend aus. Ihr Gesicht schien etwas voller geworden zu sein, auch ihre Haut war nicht mehr so blass wie noch vor Tagen, sie schimmerte zart gebräunt. Sie hatte das Grün ihrer Augen mit Lidschatten betont, und einen korallenroten Lippenstift aufgelegt. Und das lange, schwarze Haar glänzte.
    Â»Kann ich es wirklich offen tragen?«, fragte sie.
    Â»Auf jeden Fall.«
    Sie stand schwungvoll auf

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