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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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heute noch für den höchsten Berg der Welt. Denn nach den Erkenntnissen der Wissenschaft, argumentieren sie, sei die Erde an den Polen abgeplattet. Tatsächlich ist der Radius der Erde am Äquator um mehr als 21 Kilometer länger. Messe man also die höchsten Erhebungen nach dem Abstand vom Erdmittelpunkt, so profitiere der Chimborazo von seiner Lage am Äquatorgürtel und übertreffe den Mount Everest um 2100 Meter. Mit ähnlichen Argumenten kann man übrigens auch den Mauna Kea auf Hawaii für den höchsten Berg der Welt halten. Er ragt 4205 Meter aus dem Pazifik und bildet zusammen mit vier weiteren Vulkanen die Insel Hawaii. Misst man allerdings vom Meeresgrund aus, dann hat das Bergmassiv eine Höhe von 9966 Metern und geht als höchster Berg der Welt durch. Andere spitzfindige Menschen bezeichnen den Mauna Kea als »größten Berg der Welt« – und haben damit hoffentlich ihren Frieden.
    Nur ein paar Jahre nach Humboldts Besteigungsversuch verlor auch der Chimborazo seinen Titel wieder. Die Erkundung und Vermessung des Himalaja schritt voran, und das veränderte die Geschichte des höchsten Berges des Planeten noch einmal grundlegend. Plötzlich kamen drei Berge imposanten Ausmaßes ins Spiel, was Alexander von Humboldt gar nicht gefiel. Noch 1857, Humboldt war 88 Jahre alt, betonte er in einem Essay, dass diese Berge zwar höher seien als der Chimborazo, aber eben noch immer unbestiegen.
    Den ersten Achttausender hatten die Briten 1809 entdeckt – es war der Dhaulagiri, ein wunderschöner Berg im Westen Nepals. Leutnant William Spencer Webb und Captain John Hodgson vermaßen ihn auf 8190 Meter. Wieder ein neuer Rekord, der 29 Jahre lang halten sollte. Der Dhaulagiri gilt heute mit einer Höhe von 8167 Metern als siebthöchster Berg der Welt. 1838 löste ihn der Kangchendzönga ab, ein fantastischer Berg im Osten Nepals, dessen unaussprechlicher Name dazu geführt hat, dass Bergsteiger ihn nur »Kantsch« nennen. Aber auch dessen Ruhm währte nicht lange, 14 Jahre, um genau zu sein. Der Kangchendzönga wird heute mit 8568 Metern als dritthöchster Berg der Welt betrachtet. 1852 wiesen die Briten unter der Leitung eines gewissen George Everest mittels trigonometrischer Vermessung nach, dass es noch zwei höhere Berge gibt: den K2 und den zunächst als »Peak XV« bezeichneten Mount Everest, mit dem die Geschichte des höchsten Berges der Erde auf 8848 Metern Höhe beinahe endet. Bis heute sind sich in diesem Punkt von Alpenverein bis Reinhold Messner und von Wikipedia bis
Was ist was
-Buch alle einig. Und weil das so ist, versuchen sich am Everest Jahr für Jahr viele Menschen, die zwar ein Bewusstsein für Superlative, aber tragischerweise keine Ahnung vom Bergsteigen haben.
    Was uns zurück zum sagenhaften Rum Doodle bringt, jenem Berg, der noch mal unvorstellbare 3344 Meter höher in den asiatischen Himmel ragt als der Mount Everest und dessen Erstbesteigung an Dramatik alles überbietet, was die an Dramatik nicht arme Bergsteigergeschichte zu bieten hat. Aber zuvor gilt es noch, eine entscheidende Frage zu klären: Was genau ist ein Berg überhaupt?
    Was genau ist ein Berg überhaupt?
    Als wäre die Geschichte um die Vermessung der Berge nicht schon kompliziert genug, kommt noch ein ganz anderes Problem hinzu: die Definition eines Berges. Was banal klingt, ist in Wirklichkeit gar nicht so einfach. Es gibt 14 Achttausender in der Welt und 82 Viertausender und einige tausend Dreitausender in den Alpen. Aber um diese Zahlen zu benennen, musste man erst sehr genau festlegen, was ein Berg ist. Dabei geht es naturgemäß um das Kriterium der »Höhe«, aber auch um das der »Hangneigung« und der Eigenständigkeit. Je nachdem wie ausgeprägt die Kriterien sind, schaffen es Berge in folgende Kategorien: Erhebungen unter 300 Meter müssen besonders stark ausgeprägte Relief-kontraste vorweisen, wie zum Beispiel in den Nordmeer-Fjorden, um als Berge gelten zu dürfen. Zwischen 300 und 1000 Metern kann von einem Berg auch gesprochen werden, wenn er Höhen im Umkreis von sieben Kilometern um 300 oder mehr Meter überragt. Hier wird von »Dominanz« gesprochen. Ab 1000 bis 2500 Meter Seehöhe reichen schon geringere und weniger steile Flanken aus. Ab 2500 Meter zählt dann nur noch die Eigenständigkeit (Dominanz oder Schartentiefe) und die Prominenz einer Erhebung als Kriterium, um einen Gipfel als selbständigen Berg zu klassifizieren. Die höchste Prominenz hat neben dem Mount Everest, der alles überragt, der

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