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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Leconmere.
    «Ich versichere Ihnen, es ist so. In ihrem Schlafzimmer lag eine Zeitschrift, aufgeschlagen auf der Seite, auf der Monsieur Bréon in seinem englischen Landsitz abgebildet ist. Sie wußte davon, bevor sie hierherkam. Ich glaube, sie hat dem armen kleinen Italiener etwas gegeben, das ihn krank machte.»
    «Aber warum?» schrie Lord Leconmere. «Warum?»
    «Aber verstehen Sie nicht? All das ist die Geschichte der Tosca. Er begehrte sie in Italien, sie aber war ihrem Geliebten treu, und sie ging zu Bréon, um ihn zu bitten, ihrem Geliebten zu helfen, und er gab vor, er würde ihr helfen. Doch statt dessen ließ er ihn sterben. Und jetzt war endlich die Stunde ihrer Rache da. Haben Sie nicht gehört, wie sie ausstieß ‹Ich bin Tosca›? Und ich sah Bréons Gesicht, als sie das sagte: Da begriff er die Wahrheit – er hatte sie wiedererkannt»
    In ihrer Garderobe saß Paula Nazorkoff regungslos, einen weißen Hermelinmantel um ihre Schultern gezogen. Es klopfte an die Tür.
    «Herein!» rief die Primadonna.
    Elise trat ein. Sie schluchzte.
    «Madame, Madame, er ist tot! Und -»
    «Ja?»
    «Madame, wie soll ich es Ihnen nur sagen? Da draußen stehen zwei Herren von der Polizei und wollen Sie sprechen.»
    Pauk Nazorkoff erhob sich zu ihrer vollen Höhe.
    «Ich werde mit ihnen gehen», sagte sie ruhig.
    Sie löste eine Perlenkette von ihrem Hals und legte sie in die Hände des französischen Mädchens.
    «Die sind für Sie, Elise, sie sind immer sehr lieb gewesen. Dort, wo ich jetzt hingehe, brauche ich sie nicht mehr. Verstehen Sie, Elise? Ich werde nie wieder die Tosca singen.»
    Sie blieb einen Moment an der Tür stehen, ihre Augen tasteten durch die Garderobe, so, als ob sie auf die vergangenen dreißig Jahre ihrer Karriere zurückschaute.
    Dann murmelte sie leise den letzten Satz einer anderen Oper: «Das Spiel ist aus!»

Der Unfall

    «... und ich sage Ihnen, es ist dieselbe Frau! Gar kein Zweifel.»
    Kapitän Haydock blickte in das lebhaft interessierte Gesicht seines Freundes und seufzte. Er wünschte, Evans wäre mit seinem Urteil nicht immer so schnell bei der Hand. Während seiner vielen Jahre auf See hatte der alte Kapitän gelernt, die Dinge, die ihn nichts angingen, ruhen zu lassen.
    Sein Freund Evans, ehemaliger Kriminalinspektor, hatte eine andere Philosophie. «Nach erhaltenen Informationen handeln», das war sein Motto in früheren Tagen gewesen. Und er hatte es jetzt derart ausgeweitet, daß er sich die Informationen stets selbst beschaffte. Evans war ein tüchtiger Beamter gewesen und auch dementsprechend befördert worden. Sogar jetzt, da er pensioniert war und sich in einem Landhaus zur Ruhe gesetzt hatte, war er der alte geblieben.
    «Ich vergesse nicht leicht ein Gesicht», wiederholte er immer wieder selbstzufrieden. «Mrs. Anthony, ja es ist ganz sicher Mrs. Anthony. Als Sie sagten, Mrs. Merrowdene, erkannte ich sie sofort.»
    Kapitän Haydock rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. Die Merrowdenes waren, von Evans abgesehen, seine nächsten Nachbarn, und die Identifizierung von Mrs.
    Merrowdene als Hauptperson eines früheren Sensationsprozesses war ihm unangenehm.
    «Es ist schon lange her», sagte er gedehnt.
    «Neun Jahre», entgegnete Evans, akkurat wie immer, «neun Jahre und drei Monate. Erinnern Sie sich an den Fall?»
    «Ziemlich ungenau.»
    «Es stellte sich heraus, daß Mr. Anthony öfters kleinere Mengen Arsen zu sich genommen hatte», erinnerte ihn Evans. «Deshalb wurde sie freigesprochen.»
    «Warum hätte man das auch nicht tun sollen?»
    «Es war das einzige Urteil, das man auf Grund des Beweismaterials fällen konnte. Durchaus korrekt.»
    «Dann ist es ja in Ordnung», entgegnete Haydock «Und ich sehe nicht ein, weshalb wir uns noch damit herumquälen müssen.»
    «Wer quält sich denn?»
    «Ich dachte, Sie.»
    «Aber keine Spur», meinte Evans heiter.
    «Die Geschichte ist vorbei und zu Ende», faßte Haydock zusammen. «Wenn Mrs.
    Merrowdene in ihrem Leben einmal das Unglück hatte, wegen Mordes vor Gericht gestellt und freigesprochen zu werden -»
    «Normalerweise betrachtet man es nicht als Unglück, wenn man freigesprochen wird», unterbrach ihn Evans.
    «Sie verstehen schon, wie ich es meine», entgegnete Haydock unwillig. «Wenn die arme Frau eine so schreckliche Geschichte durchstehen mußte, kommt es uns nicht zu, die ganze Sache wiederaufleben zu lassen, nicht wahr?»
    Evans schwieg.
    «Aber Evans, die Frau war unschuldig. Sie haben es eben

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