Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
selbst gesagt»
    «Ich sagte nicht, sie war unschuldig, sondern, sie wurde freigesprochen.»
    «Das ist doch dasselbe.»

    «Nicht immer.»
    Haydock hatte gerade begonnen, seine Pfeife in einem Aschenbecher auszuklopfen. Er unterbrach seine Tätigkeit und setzte sich mit einem Ruck auf
    «Hallo», rief er. «Also daher weht der Wind. Sie glauben, daß sie nicht unschuldig war?»
    «Das möchte ich nicht sagen.Ich... nun, ich weiß es nicht .Anthony hatte die Angewohnheit, regelmäßig in kleinen Mengen Arsen zu nehmen. Seine Frau besorgte es für ihn. Eines Tages, durch ein Versehen, nahm er zuviel. War es sein Fehler oder der seiner Frau? Niemand konnte es sagen, und die Geschworenen entschieden zu ihren Gunsten. Das ist völlig richtig, und ich sehe keinen Fehler darin. Trotz alledem – ich würde es gern genau wissen.»
    Kapitän Haydock beschäftigte sich wieder mit seiner Pfeife.
    «Nun», meinte er behaglich, «das geht uns nichts an.»
    «Da bin ich mir nicht so sicher.»
    «Aber gewiß -»
    «Hören Sie mir einen Augenblick zu», bat Evans. «Sie erinnern sich, wie Mr. Merrowdene neulich abends in seinem Laboratorium herumexperimentierte -»
    «Ja. Er erwähnte den Marsh'schen Test für Arsen. Er sagte, Sie wüßten alles darüber, das läge auf Ihrer Linie – und er kicherte dabei. Er würde das nicht gesagt haben, wenn er auch nur einen Augenblick vermutet hätte -» Evans unterbrach ihn.
    «Sie meinen, er hätte es nicht gesagt, wenn er etwas wüßte.Wie lange sind doch die beiden jetzt verheiratet? Sechs Jahre? Ich gehe jede Wette ein, daß er keine Ahnung hat, daß seine Frau einst die berüchtigte Mrs. Anthony war.»
    «Und er wird es von mir gewiß nicht erfahren», sagte Haydock mit Nachdruck.
    Evans kümmerte sich nicht darum, sondern fuhr fort: «Sie haben mich gerade unterbrochen. Im Anschluß an den Marsh'schen Test erhitzte Merrowdene eine Substanz in einem Reagenzglas, den metallischcn Rückstand löste er in Wasser und präzipitierte ihn durch Beifügung von Silbernitrat .Das war eine Probe auf Chlorate. Ein kleiner, bescheidener, hübscher Test .Aber ich konnte zufälIig die Worte in einem Buch lesen, das offen auf dem Tisch lag: ‹H2SO4 zersetzt Chlorate durch Entwicklung von Cl4O2. Erhitzt man es, entstehen starke Explosionen. Die Mixtur sollte daher kühl gehalten und nur in kleinsten Mengen verwendet werden.›»
    Haydock starrte seinen Freund verständnislos an.
    «Ja, und?»
    «Nichts weiter. In meinem Beruf macht man auch Tests. Man zählt die Tatsachen zusammen, wägt sie ab, zerlegt den Rest, nachdem man Voreingenommenheit und durchschnittliche Ungenauigkeit von Zeugen berücksichtigt hat. Aber es gibt noch einen anderen Test, einen Mord nachzuweisen, einen, der ziemlich genau ist, aber auch ziemlich gefährlich. Ein Mörder gibt sich selten mit einem Verbrechen zufrieden. Läßt man ihm Zeit, und fühlt er sich unbeobachtet, wird er ein neues verüben. Wie zum Beispiel bei einem Mann, den man des Mordes an seiner Frau verdächtigt Vielleicht sähe der Fall gar nicht so schwarz für ihn aus.
    Dann schaut man sich seine Vergangenheit an. Findet man heraus, daß er schon öfter verheiratet war und daß alle seine Frauen starben, dann sagt man sich, recht eigenartig, nicht wahr? Dann weiß man es. Nicht juristisch, verstehen Sie? Ich spreche von einer inneren Gewißheit Wenn man die hat, kann man anfangen, nach Beweisen zu suchen.»
    «Und?»
    «Ich komme schon zu dem entscheidenden Punkt. Es geht in dieser Form natürlich nur, wenn es eine Vergangenheit gibt, in der man wühlen kann. Aber angenommen, Sie fangen Ihren Mörder bei seinem ersten Verbrechen? Dann wäre dieser Test sinnlos. Der Verdächtige wird freigesprochen. Er fängt ein neues Leben unter einem anderen Namen an. Wird der Mörder das Verbrechen wiederholen, ja oder nein?»
    «Das ist eine schreckliche Idee!»

    «Sagen Sie immer noch, es ginge uns nichts an?»
    «Jawohl, das sage ich. Sie haben keinen Grund, Mrs. Merrowdene zu verdächtigen.»
    Der Ex-Inspektor schwieg einen Moment Dann sagte er: «Ich erzählte Ihnen, daß wir uns mit ihrer Vergangenheit beschäftigten und nichts fanden.
    Das ist nicht ganz richtig. Sie hatte einen Stiefvater. Als Mädchen von achtzehn Jahren liebte sie einen jungen Mann, mit dem der Stiefvater nicht einverstanden war. Eines Tages ging sie mit ihrem Stiefvater an einem recht gefährlichen Teil der Klippen spazieren. Da passierte ein Unfall. Der Stiefvater ging zu nahe an den Rand,

Weitere Kostenlose Bücher