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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Beschluß zu fassen haben. Sie müssen sehr vorsichtig sein, sehr, sehr vorsichtig. Wenn Sie einen Fehler machen, den kleinsten Fehler auch nur...»
    Die Wahrsagerin erschauderte. Inspektor Evans wußte, daß das alles Unsinn war, trotzdem war er beeindruckt.»
    «Ich warne Sie. Sie dürfen keinen Fehler machen. Wenn Sie es doch tun, sehe ich die Folgen ganz klar – den Tod.»
    Komisch, verfiixt komisch. Tod. Daß ihre Phantasie sie darauf gebracht hatte!
    «Wenn ich einen Fehler mache, wird das einen Todesfall zur Folge haben. Ist es so?»
    «Ja.»
    «Aus diesem Grunde», meinte Evans trocken und reichte ihr das Geldstück hinüber, «darf ich also keinen Fehler machen, was?»
    Er sprach zwar unbekümmert, war aber auch fest entschlossen, aufzupassen. Leichter gesagt als getan! Er durfte keinen Schnitzer machen. Ein Leben, ein kostbares menschliches Leben hing davon ab. Und niemand war da, der ihm helfen konnte.
    Er blickte hinüber zu seinem Freund Haydock, der in einiger Entfernung stand. Von ihm konnte er keine Hilfe erwarten. «Laß die Dinge auf sich beruhen», war Haydocks Devise.
    Haydock unterhielt sich mit einer Frau. Sie verabschiedete sich jetzt von ihm und kam auf Evans zu. Der Inspektor erkannte sie. Es war Mrs. Merrowdene. Impulsiv stellte er sich ihr genau in den Weg.
    Mrs. Merrowdene war eine sehr gutaussehende Frau. Sie hatte eine breite, gerade Stirn und einen sanften Gesichtsausdruck. Mit ihren wunderschönen braunen Augen glich sie einer italienischen Madonna, und das unterstrich sie noch dadurch, daß sie ihr Haar in der Mitte gescheitelt trug. Ihre Stimme war warm und dunkel.
    Sie lächelte Evans zu.
    «Ich dachte mir doch, daß Sie es waren, Mrs. Anthony -ich meine, Mrs. Merrowdene», sagte er hintergründig.
    Diesen Fehler hatte er absichtlich gemacht, und er beobachtete sie dabei, ohne es sich anmerken zu lassen. Er sah, wie sich ihre Augen weiteten und wie sie kurz den Atem anhielt Aber sie zuckte nicht mit der Wimper. Sie betrachtete ihn würdevoll.
    «Ich suche meinen Mann», sagte sie ruhig. «Haben Sie ihn irgendwo gesehen?»
    «Er war dort drüben, als ich ihn zuletzt sah.»
    Sie gingen Seite an Seite in der bezeichneten Richtung und plauderten .Der Inspektor fühlte, wie seine Bewunderung wuchs. Welch eine Frau! Diese Selbstbeherrschung! Dieses wunderbare Gleichgewicht! Ein bemerkenswerter Mensch – und sehr gefährlich.
    Er fühlte sich unbehaglich, obgleich er mit seinem ersten Schritt zufrieden war. Er hatte sie wissen lassen, daß er sie erkannt hatte. Sie würde auf der Hut sein und es nicht wagen, irgend etwas Ü'bereiltes zu tun. Blieb noch Merrowdene. Wenn man ihn nur warnen könnte!
    Sie fanden den kleinen Mann, wie er abwesend eine Porzellanpuppe betrachtete, die er gewonnen hatte. Seine Frau schlug vor, nach Hause zu gehen, und er stimmte freudig zu.
    Mrs. Merrowdene wandte sich an den Inspektor.
    «Wollen Sie nicht mitkommen und eine Tasse Tee bei uns trinken, Mr. Evans?»
    lag da nicht ein leichter Ton von Herausforderung in ihrer Stimme? Er meinte, ihn bemerkt zu haben.
    «Vielen Dank, Mrs. Merrowdene. Gern.»
    Auf dem Weg unterhielten sie sich über alltägliche Dinge. Die Sonne schien, und ein leichter Wind wehte. Die Welt schien ruhig und friedlich.
    Ihr Hausmädehen sei auch bei dem Fest, erklärte Mrs. Merrowdene, als sie in dem hübschen Landhaus ankamen. Sie ging in ihr Zimmer, um ihren Hut abzusetzen. Dann kam sie zurück und begann den Tee bereitzustellen. Auf einem kleinen silbernen Kocher brachte sie Wasser zum Sieden. Aus einem Fach neben dem Kamin nahm sie drei hauchdünne Schalen und Untertassen.
    «Wir haben einen ganz speziellen chinesischen Tee», sagte sie. «Und wir trinken ihn immer auf chinesische Weise, aus Schalen, nicht aus Tassen.»
    Sie brach ab, blickte in eine der Schalen und tauschte sie mit einem Ausdruck von Verärgerung gegen eine andere aus.
    «George, das ist nicht nett von dir. Du hast schon wieder eine dieser Schalen benutzt», schalt sie ihren Mann.
    «Es tut mir leid, Liebes», antwortete der Professor entschuldigend. «Sie haben eine so brauchbare Größe. Die anderen, die ich bestellt habe, sind noch nicht angekommen.»
    «Eines schönen Tages wirst du uns alle vergiften», meinte seine Frau mit einem halben lachen. «Mary findet sie im Labor und bringt sie mit herauf. Wenn nicht etwas sehr Auffälliges darin ist, macht sie ,sich nicht die Mühe, sie abzuwaschen. Neulich hast du sogar eine davon für Zyankali benutzt. Wirklich,

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