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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beharrlich weiter:
    «Aber ist das denn so unmöglich?»
    «Ganz unmöglich, heute noch!»
    «Aber vielleicht in der Zukunft?»
    Er wurde der Antwort enthoben, denn in diesem Moment trat Simone ein. Sie sah erschöpft und bleich aus, aber sie hatte ihre Selbstbeherrschung offensichtlich wiedergewonnen. Sie ging auf Madame Exe zu und reichte ihr die Hand. Raoul bemerkte das zittern, das sie dabei überlief.
    «Es tut mir leid, daß Sie sich nicht wohl fühlen, Madame», sagte Madame Exe.
    «Ach, es ist nichts», erwiderte Simone fast barsch «Wollen wir anfangen?»
    Sie ging zu dem Alkoven und setzte sich in den Sessel. Plötzlich verspürte Raoul, wie eine Welle der Angst ihn überflutete. «Du bist nicht auf der Höhe deiner Kräfte», sagte er. «Wir sollten diese Séance besser auf später verschieben. Madame Exe wird sicher dafür Verständnis haben.»
    «Monsieur!» Madame Exe erhob sich empört «Madame Simone versprach mir eine letzte Sitzung.»
    «So ist es», sagte Simone ruhig. «Und ich bin bereit, mein Versprechen zu halten.»
    «Das verlange ich auch», sagte die andere Frau.
    «Ich breche mein Wort nicht.» sagte Simone kalt «Hab keine Angst, Raoul.» fügte sie freundlich hinzu.» «Es ist ja das letzte Mal das allerletzte Mal, Gott sei Dank.»
    Auf ein Zeichen von ihr zog Raoul den schweren schwarzen Vorhang vor den Alkoven. Er zog auch die Vorhänge vor das Fenster, so daß der Raum im Halbdunkel lag. Er wies auf einen der Stühle, auf dem Madame Exe Platz nehmen sollte, und wollte selbst gerade auf dem anderen Platz nehmen. Aber Madame Exe zögerte.
    «Bitte, entschuldigen Sie, Monsieur, aber – Sie müssen verstehen, ich glaube an Ihre absolute Ehrlichkeit und auch an die von Madame Simone. Trotz allem, damit meine Zeugenaussage mehr Bedeutung hat, habe ich mir erlaubt, dies hier mitzubringen.»
    Aus ihrer Handtasche zog sie eine lange dünne Schnur.
    «Madame!» rief Raoul. «Das ist eine Beleidigung!» «Eine Vorsichtsmaßname.»
    «Ich wiederhole: eine Beleidigung.»
    «Ich verstehe Ihren Einwand nicht, Monsieur», sagte Madame Exe kalt «Wenn das alles kein Betrug ist, haben Sie doch nichts zu befürchten.»
    Raoul lachte verächtlich.
    «Ich kann Ihnen versichern, daß Sie nichts zu befürchten haben, Madame. Binden Sie mir Hände und Füße, wenn Sie wollen.»
    Seine Worte hatten nicht die Wirkung, die er erhofft hatte, denn Madame Exe murmelte ungerührt: «Danke, Monsieur», und ging mit der Schnur in der Hand auf ihn zu.
    Plötzlich hörte man von Simone hinter dem Vorhang einen Schrei.
    «Nein, nein, Raoul, das darfst du nicht zulassen!»
    Madame Exe lachte höhnisch.
    «Sie haben wohl Angst, Madame?» bemerkte sie sarkastisch.
    «Ja, ich habe Angst»
    «Überlege dir, was du sagst, Simone», sagte Raoul. «Madame Exe denkt offensichtlich, daß wir Scharlatane sind.»
    «Ich muß sichergehen», sagte Madame Exe.
    Unter diesem Vorwand setzte sie ihre Absicht in die Tat um, indem sie Raoul an seinem Stuhl festband.
    «Ihre Knoten sind zu bewundern, Madame», bemerkte er ironisch, als sie fertig war. «Sind Sie jetzt zufrieden?»
    Madame Exe erwiderte nichts darauf. Sie ging im Zimmer umher und untersuchte eingehend die Holztäfelung der Wand. Dann schloß sie die Tür zum Flur ab und kehrte, nachdem sie den Schlüssel eingesteckt hatte, zu ihrem Stuhl zurück.
    «Jetzt», sagte sie mit einer Stimme, die nicht zu beschreiben war, «bin ich fertig.»
    Die Minuten vergingen. Hinter dem Vorhang hörte man Simones Atemzüge schwerer und angestrengter werden. Dann hörte man nichts mehr als ein Stöhnen, mehrere Male. Dann herrschte wieder Schweigen für eine kleine Weile, die vom plötzlichen Schlagen des Tamburins unterbrochen wurde. Das Horn wurde vom Tisch gehoben und auf den Fußboden geschleudert Der Vorhang vor dem Alkoven schien ein wenig zurückgezogen worden zu sein. Man sah nur das Gesicht des Mediums durch den Spalt hindurch. Der Kopf war vornüber auf die Brust gefallen. Plötzlich hielt Madame Exe den Atem an. Ein Nebelgebilde erschien vor dem Medium, verdichtete sich und begann langsam Form anzunehmen, die Gestalt eines kleinen Kindes.
    «Amelie! Meine kleine Amelie!»
    Das heisere Flüstern kam von Madame Exe. Die verschwommene Gestalt verdichtete sich weiter. Raoul starrte fast ungläubig darauf. Niemals vorher hatte er einer so erfolgreichen Materialisierung beigewohnt Jetzt, jetzt war es ein richtiges Kind, ein Kind aus Fleisch und Blut, das da stand.
    «Mama!»
    Die

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