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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heftig: «Es gibt Dinge, die wichtiger sind als Geld.»
    «Da hast du sicher recht», pflichtete er bei. «Das sage ich ja die ganze Zeit Überleg doch einmal – diese Frau ist Mutter, eine Mutter, die ihr einziges Kind verloren hat Wenn du nicht richtig krank bist, wenn es nur eine Laune deinerseits ist – dann kannst du wohl einer reichen Frau eine Kaprice abschlagen, aber kannst du es einer Mutter verwehren, wenn sie ein letztes Mal ihr Kind sehen will?»
    Das Medium streckte verzweifelt die Arme aus.
    «Oh, du quälst mich», flüsterte sie. «Und doch hast du recht. Ich will also tun, was du verlangst, aber jetzt weiß ich, wovor ich solche Angst habe – es ist das Wort Mutter.»
    «Simone!»
    «Es gibt ganz bestimmte primitive, elementare Kräfte, Raoul. Die meisten davon sind durch den Einfluß der Zivilisation überlagert, aber die Muttergefühle sind noch ebenso stark wie eh und je. Tiere – Menschen, darin sind sie gleich. Die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind ist so stark wie nichts anderes in der Welt Sie kennt keine Grenzen, kein Mitleid, sie wagt alles und tritt rücksichtslos alles nieder, was ihr im Wege steht.»
    Sie hielt inne, rang nach Luft, wandte sich dann ihm zu und sagte mit einem flüchtigen, entwaffnenden Lächeln: «Ich bin heute albern, Raoul, ich weiß.»
    Er umarmte sie.
    «Leg dich noch ein wenig hin», drängte er. «Ruh dich aus, bis sie kommt.»
    «Ja, du hast recht» Sie lächelte ihm zu und ging aus dem Zimmer.
    Raoul blieb eine Zeitlang in Gedanken verloren stehen. Dann ging er zur Tür, öffnete sie und schritt über den kleinen Flur. Er betrat den Raum auf der anderen Seite des Flurs, ein Wohnzimmer, das dem, das er gerade verlassen hatte, sehr ähnlich sah. Doch hier gab es einen Alkoven, in dem ein großer Sessel stand. Ein schwerer schwarzer Samtvorhang war so angebracht, daß er vor den Alkoven gezogen werden konnte. Elise war damit beschäftigt, den Raum herzurichten. Vor den Alkoven hatte sie zwei Stühle geschoben und einen kleinen runden Tisch. Auf dem Tisch lagen ein Tamburin, ein Horn, Papier und Bleistifte.
    «Das letzte Mal», murmelte Elise mit grimmiger Zufriedenheit «Ach, Monsieur, ich wünschte, es wäre schon vergessen und vorbei.»
    Die Türglocke schrillte laut.
    «Da ist sie, dieser Gendarm», fuhr die alte Zofe fort «Warum geht sich nicht in die Kirche und betet, wie es sich gehört, für die Seele ihrer Kleinen?»
    «Gehen Sie und öffnen Sie!» befahl Raoul.
    Sie warf ihm einen unfreundlichen Blick zu, aber sie gehorchte. Nach wenigen Augenblicken führte sie die Besucherin herein.
    «Ich werde Bescheid sagen, daß Sie hier sind, Madame.»
    Raoul ging auf Madame Exe zu, um sie zu begrüßen. Simones Worte kamen ihm wieder ins Gedächtnis: «So groß und so schwarz.»
    Sie war wirklich eine große, mächtige Frau, und das tiefe Schwarz ihrer Trauerkleidung wirkte bei ihr fast übertrieben. Ihre Stimme klang sehr tief, als sie sprach.
    «Ich fürchte, ich habe mich etwas verspätet, Monsieur.»
    «Die paar Minuten..., das macht doch nichts», entgegnete Raoul lächelnd. «Madame Simone hat sich noch etwas hingelegt. Ich muß leider sagen, daß sie sich alles andere als wohl fühlt Sie ist nervös und völlig erschöpft»
    Ihre Hand, die die seine gerade loslassen wollte, hielt ihn plötzlich fest wie ein Schraubstock.
    «Aber sie wird doch die Séance abhalten?» fragte sie scharf.
    «Natürlich, Madame.»
    Madame Exe atmete erleichtert auf und sank auf einen Stuhl, wobei sie den schwarzen wallenden Schleier nach hinten warf.

    «Ach, Monsieur», murmelte sie, «Sie können sich gar nicht vorstellen, Sie können das Wunder und die Freude nicht mitempfinden, die ich während dieser Séancen erlebe! Meine Kleine! Meine kleine Amelie! Sie zu hören, sie zu sehen, vielleicht sogar – ja vielleicht sogar – den Arm auszustrecken und sie zu berühren.»
    Raoul sprach schnell und bestimmt: «Madame Exe..., wie soll ich Ihnen das erklären? Auf gar keinen Fall dürfen Sie so etwas tun. Sie müssen sich strikt an meine Anweisungen halten, andernfalls besteht die allergrößte Gefahr.»
    «Gefahr für mich?»
    «Nein, Madame, nicht für Sie, aber für das Medium.»
    Madame Exe schien wenig beeindruckt
    «Sehr interessant, Monsieur. Sagen Sie, könnte nicht einmal die Zeit kommen, wo die Materialisierung so weit fortschreitet, daß sie fähig ist, sich von ihrem Ursprung, dem Medium, zu lösen?»
    «Ist das Ihre phantastische Hoffnung, Madame?» Sie fragte

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