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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht wahr?»
    Sie schien belustigt zu sein.
    «So lautet die Eidesformel, Mrs. VoIe.»
    «Und wenn ich nun auf Ihre Frage, wann Leonard Vole an jenem Abend nach Hause gekommen sei, antworten sollte...»
    «Ja, was würden Sie dann sagen?»
    «Ach, ich könnte so vieles sagen.»
    «Mrs. Vole, lieben Sie Ihren Mann eigentlch?» fragte Sir Wilfrid, der aus ihrem Verhalten nicht mehr klug zu werden schien.
    «Leonard behauptet, ja», entgegnete sie mit einem spöttischen Blick auf Mr. Mayhew.
    «Mr. Vole glaubt es jedenfälls», warf dieser ein.
    «Aber Leonard ist nicht sehr klug.»
    «Sie wissen doch wohl», bemerkte Sir Wilfrid, «daß das Gesetz Sie nicht dazu zwingen kann, gegen Ihren Mann auszusagen.»
    «Wie außerordentlich bequem!» «UndIhrMann...»
    «Leonard Vole ist nicht mein Mann», fiel sie Sir Wilfrid ins Wort.
    «Was sagen Sie da?»
    «Wir haben uns zwar in Berlin trauen lassen, aber ich habe ihm nicht gesagt, daß ich zu der Zeit verheiratet war und mein Mann noch lebte. Leonard hat mich aus der russischen Zone geholt und in dieses Land gebracht.»
    «Dann müßten Sie ihm im Grunde genommen sehr dankbar sein. Sind Sie das?» fragte Sir Wilfrid ziemiich scharf.
    «Dankbarkeit kann einem auch zuviel werden.» «Hat Mr. Vole Sie eigentlich jemals gekränkt?» Sie blickte ihn höhnisch an «Leonard? Mich gekränkt? Er verehrt sogar den Boden, über den ich schreite.»
    «Und Sie?»
    Wieder fochten sie ein kleines Duell mit den Augen aus. Dann wandte sie sich lachend ab und sagte: «Sie wollen zuviel wissen, Sir Wilfrid»
    «Wir müssen uns über einen Punkt endlich Klarheit verschaffen», ließ sich Mr. Mayhew hören. «Ihre Aussagen waren einigermaßen zweideutig. Was ist nun wirklich am Abend des 14. Oktober geschehen?»
    Mrs. Vole wiederholte mit monotoner Stimme: «Leonard kam um 21.25 Uhr nach Hause und ist nicht wieder fortgegangen. Ich habe ihm ein Alibi gegeben, nicht wahr?»
    «Allerdings», erwiderte Sir Wilfrid und ging auf sie zu. «Mrs.Vole.. .» Er sah den Ausdruck in ihren Augen und brach ab. Nach einer Weile sagte er: «Sie sind eine außergewöhnliche Frau, Mrs. Vole.»
    «Und Sie sind hoffentlich zufrieden.» Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Zimmer.

    «Zufrieden? Das ist gut! Die Frau führt etwas im Schilde – aber was? Die Sache ist mir ganz und gar nicht geheuer, John.»

    «Eins steht fest», schmunzelte Mr. Mayhew. «Sie hat bestimmt nicht einen hysterischen Anfall nach dem anderen bekommen.»
    «Kalt wie eine Hundeschnauze», gab Sir Wilfrid zu «Wenn die als Zeugin auftritt, gibt's ein Fiasko, besonders wenn Myers als Staatsanwalt fungiert. Wie gedenkst du die Sache zu handhaben?»
    «Wie üblich. Dauernd unterbrechen – soviel Einspruch erheben wie möglich.»
    «Was ich nicht verstehen kann, ist, daß der junge Vole von ihrer Liebe so überzeugt ist. Er selbst liebt sie wirklich und verläßt sich vollständig auf sie.»
    «Dumm genug von ihm. Traue niemals einer Frau!»

2

    Sechs Wochen später wurde im Hauptkriminalbericht Old Bailey die SchwurgerichtsvernandIung gegen Leonard Vole eröffnet .Wie stets bei Mordprozessen war der Gerichtssaal bis auf den letzten Platz besetzt. Nachdem die Geschworenen vereidigt waren, wandte sich der Sprecher an den Angeklagten: «Leonard Vole, Sie stehen unter der Anklage, am vierzehnten Tage des Oktober Emily Jane French in der Grafschaft London ermordet zu haben. Sprechen Sie, Leonard Vole: Sind Sie schuldig oder nicht schuldig'.»
    «Nicht schuldig», antwortete Vole mit fester Stimme.
    Daraufhin erhob sich Staatsanwalt Myers und begründete die Anklage in einer kurzen Ansprache an den Richter und die Geschworenen. Als er schilderte, wie am Abend des 14.
    Oktober die Haushälterin Janet MacKenzie unerwartet von ihrem Besuch bei Freunden zurückkehrte, um ein vergessenes Schnittmuster zu holen, und um 21.25 im Wohnzimmer die Stimmen ihrer Herrin und des Angeklagten hörte, wurde er vom Angeklagten unterbrochen, der aufsprang und leidenschaftlich beteuerte: «Das ist nicht wahr! Das bin ich nicht gewesen!»
    Der Staatsanwalt nahm von dem Zwischenruf keine Notiz und fuhr fort:
    «Janet MacKenzie war überrascht; denn Miss French hatte Leonard Voles Besuch an jenem Abend nicht erwartet Sie verließ jedoch das Haus wieder, und als sie um 23 Uhr zurückkehrte, fand sie Miss Emily French ermordet vor. Das Zimmer war in großer Unordnung. Ein Fenster war eingeschlagen, und die Vorlhänge flatterten heftig hin und her. Von

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