Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
verstehen, daß Sie zugeben, Sir James hiermit erstochen zu haben?» Er hielt den Dolch in die Höhe.
«Genau so. Ich habe mich durch die Flügeltür hineingeschlichen, müssen Sie wissen. Er wandte mir den Rücken zu. Es war ganz einfach. Auf demselben Weg verschwand ich dann wieder.»
«Durch die Flügeltür?»
«Natürlich durch die Flügeltür.»
«Und um welche Uhrzeit war das?»
Delangua zögerte «Lassen Sie mich überlegen... Ich unterhielt mich mit dem Jagdhüter – das war um Viertel nach sechs. Ich hörte währenddessen nämlich die Kirchturmuhr schlagen. Es muß also – ja, so gegen halb sieben gewesen sein.»
Die Lippen des Polizeichefs umspielte ein grimmiges Lächeln. «Ganz recht, junger Mann», sagte er. «Halb sieben war die Tatzeit. Vielleicht hatten Sie das bereits gehört?. Alles in allem ist dies ja ein ganz besonderer Mord.»
«Warum?»
«Weil so viele Leute ihn gestehen», sagte Colonel Melrose.
Man hörte, wie Delangua scharf die Luft einzog. «Wer hat ihn noch gestanden?» fragte er mit einer Stimme, die er vergeblich unter Kontrolle zu bringen trachtete.
«Lady Dwighton.»
Delangua warf den Kopf zurück und stieß ein spürbar gezwungenes Lachen aus. «Lady Dwighton hat eine Neigung zur Hysterie», sagte er obenhin. «Wenn ich Sie wäre, würde ich dem, was sie sagt, keine Beachtung schenken.»
«Ich glaube auch nicht, daß ich das sollte», erwiderte Melrose. «Aber es gibt noch eine andere merkwürdige Tatsache im Zusammenhang mit diesem Mord.»
«Und die wäre?»
«Nun, Lady Dwighton gestand, Sir James erschossen zu haben. Sie wollen ihn erstochen haben. Zum Glück für Sie beide wurde er weder erschossen noch erstochen, Ihm wurde der Schädel eingeschlagen.»
«Mein Gott!» rief Delangua aus. «Aber so etwas ,könnte eine Frau doch niemals...»
Er hielt inne, biß sich auf die Lippe. Melrose nickte mit dem Anflug eines Lächelns.
«Ich habe so etwas oft gelesen», bemerkte er ironisch, «aber noch niemals selbst erlebt.»
«Was?»
«Daß zwei junge Wirrköpfe sich selbst des Mordes beschuldigen, weil sie annehmen, daß der andere ihn verübt hat», sagte Melrose. «Nun müssen wir noch einmal von vorne anfangen.»
«Der Kammerdiener», rief Sattersway. «Die Zofe vorhin – ich habe ihr zu diesem Zeitpunkt keine Beachtung geschenkt.» Er machte eine Pause und dachte angestrengt über die Zusammenhänge nach. «Sie hatte Angst, daß wir ihn verdächtigen würden. Er muß ein Motiv haben, das uns nicht bekannt ist, aber ihr.»
Colonel Melrose runzelte die Stirn, dann läutete er nach dem Butler. Als sich dieser meldete, bat er: «Fragen Sie Lady Dwighton, ob sie die Güte hat, noch einmal herunterzukommen.»
Die Männer warteten schweigend auf ihr Erscheinen. Als sie Delangua sah, erschrak sie heftig und mußte sich abstützen. Sie konnte sich kaum aufrecht halten. Colonel Melrose kam ihr rasch zu Hilfe.
«Es ist alles in Ordnung Lady Dwighton. Bitte regen Sie sich nicht auf.»
«Ich verstehe nicht, was Mr. Delangua hier macht.»
Delangua ging auf sie zu. «Laura, Laura, warum haben Sie das getan?»
«Was getan?»
«Ich weiß, warum. Sie haben es für mich getan, weil Sie dachten, daß ich...» Natürlich war das naheliegend. Aber.... Oh, Sie sind ein Engel!»
Colonel Melrose räusperte sich. Er war ein Mann, der Emotionen verabscheute und einen Horror vor Dingen hatte, die nach einer ‹Szene› aussahen.
«Wenn ich mir erlauben darf, das zu sagen, Lady Dwighton, so sind Sie beide noch einmal knapp davongekommen. Auch Mr. Delangua hat ein ‹Geständnis› abgelegt. Oh, nein, ich weiß, daß er es nicht war. Aber was wir wissen wollen, ist die Wahrheit. Bitte, jetzt keine Ausflüchte mehr. Der Butler hat ausgesagt, daß Sie um halb sieben in die Bibliothek gingen. Stimmt das?»
Laura sah Delangua an. Er nickte. «Die Wahrheit, Laura», sagte er «Wir müssen sie erfahren.»
Laura stieß einen tiefen Seufzer aus. «Ich werde sie Ihnen sagen.» Sie sank in einen Sessel, den Mr. Sattersway schnell zurrechtgerückt hatte.
«Ich kam herunter, öffnete die Tür zur Bibliothek und sah...»
Sie hielt inne und schluckte. Mr. Sattersway beugte sich zu ihr hinüber und tätschelte ihr aufmunternd die Hand.
«Ja», sagte er, «ja, Sie sahen?»
«Mein Mann lag quer über dem Schreibtisch. Ich sah seinen Kopf... das Blut... oh!»
Sie schlug die Hände vors Gesicht. Der Polizeichef beugte sich vor. «Entschuldigen Sie, Lady Dwighton. Sie nahmen an, Mr. Delangua
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