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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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unvermittelt, und jeder bemerkte das kurze zögern, ehe der Butler antwortete.
    «Ich... ich habe sie ganz flüchtig gesehen, Sir, als sie die Treppe hinunterkam.»
    «Ist sie in die Bibliothek gegangen?» Mr. Sattersway hielt den Atem an.
    «... ich glaube schon, Sir.» 
    «Um welche Zeit war das?»
    «Es war kurz vor halb sieben, Sir.»
    Colonel Melrose holte tief Luft. «Danke, das genügt. Bitte schicken Sie mir Jennings herein.»
    Jennings leistete der Aufforderung umgehend Folge. Er war ein Mann mit scharfen Gesichtszügen und katzenartigem Gang, der einen zurückhaltenden und verschlagenen Eindruck machte.
    Ein Mann, dachte Sattersway, der unbekümmert seinen Herrn ermorden könnte, wenn er sicher wäre, ungeschoren davonzukommen.
    Begierig lauschte er auf das, was der Mann auf die Fragen von Colonel Melrose antwortete.
    Aber seine Geschichte schien glaubwürdig. Er hatte seinem Herrn ein Paar bequeme Schuhe gebracht und die Golfschuhe mitgenommen.
    «Und was haben Sie danach gemacht, Jennings?»
    «Ich ging zurück in das Dienerzimmer, Sir.»
    «Um welche Zeit verließen Sie Ihren Herrn?»
    «Das muß gegen Viertel nach sechs gewesen sein, Sir.»
    «Wo waren Sie um halb sieben, Jennings?»
    «Im Dienerzimmer, Sir.»
    Colonel Melrose entließ den Mann mit einem Kopfnicken. Dann sah er Curtis fragend an.
    «Das stimmt, Sir, ich habe seine Angaben überprüft. Er hat sich von etwa zwanzig nach sechs bis sieben Uhr im Dienerzimmer aufgehalten.»
    «Dann ist er raus aus der Sache», sagte der Polizeichef mit einer Spur von Bedauern in der Stimme. «Abgesehen davon hat er kein Motiv.»
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Der Colonel sagte: «Herein!», und es erschien ein angstvoll blickendes Mädchen, gekleidet wie eine Zofe.
    «Wenn Sie erlauben, meine Herren. Lady Dwighton hat gehört, daß Colonel Melrose im Haus ist und möchte ihn gerne sprechen.»
    «Aber gerne», sagte Melrose. «Ich komme sofort. Bitte zeigen Sie mir den Weg.»
    Doch eine Hand stieß das Mädchen beiseite. In der Tür stand nun eine sehr ungewöhnliche Gestalt. Laura Dwighton wirkte wie eine Besucherin aus einer anderen Welt.
    Sie trug ein enganliegendes altmodisches Nachmittagskleid aus dunkelblauem Brokat. Ihr kastanienbraunes Haar war in der Mitte gescheitelt und fiel über die Ohren. Lady Dwighton war sich ihres extravaganten Stils bewußt und hatte sich nie das Haar schneiden lassen. Es war zu einem einfachen Knoten im Nacken geschlungen. Ihre Arme waren unbedeckt.
    Wie sie dort stand, sich mit einer Hand am Türrahmen abstützte und mit der anderen ein Buch umklammerte, dachte Mr. Sattersway: Sie sieht aus wie eine Madonna auf einem alten italienischen Gemälde.
    Plötzlich begann sie leicht zu schwanken. Colonel Melrose stürzte auf sie zu.
    «Ich bin gekommen, Ihnen zu.... Ihnen zu sagen...» Ihre Stimme klang dunkel und melodisch. Mr. Sattersway war von der Dramatik der Szene so gefangen, daß sie ihm völlig irreal erschien. Wie auf der Bühne, dachte er.
    «Bitte, Lady Dwighton.. » Melrose hatte stützend einen Arm um sie gelegt und geleitete sie durch die Halle in ein kleines Nebenzimmer, dessen Wände mit vergilbten Seidentapeten bedeckt waren. Quin und Sattersway und der Inspektor folgten. Sie sank auf ein niedriges Sofa und stützte ihren Kopf auf ein rostfarbenes Kissen, die Augen geschlossen. Die vier Männer beobachteten sie. Unvermittelt schlug sie die Augen auf und setzte sich aufrecht hin.
    Sie sprach sehr gefasst.
    «Ich habe ihn getötet», sagte sie. «Das ist es, was ich Ihnen sagen wollte. Ich habe ihn getötet.»
    Einen Augenblick herrschte entsetztes Schweigen im Zimmer. Mr. Sattersways Herz setzte einen Schlag lang aus.
    «Lady Dwighton», sagte Melrose dann, «Sie haben einen Schock erlitten, Sie sind äußerst aufgeregt ich glaube nicht, daß Sie wissen, was Sie sagen.»
    Würde sie ihre Aussage zurücknehmen, jetzt, wo es noch möglich war?
    «Ich weiß genau, was ich sage. Ich habe ihn erschossen.»
    Drei der Männer in dem Zimmer atmeten mühsam, der vierte gab keinen Ton von sich. Lady Dwighton beugte sich weiter nach vorn. «Haben Sie mich nicht verstanden? Ich kam nach unten und erschoß ihn. Ich gestehe es.»
    Das Buch, das sie in der Hand gehalten hatte, fiel zu Boden. In ihm steckte ein Brieföffner; er hatte die Form eines Dolches mit einem edelsteinbesetzten Griff Mr. Sattersway bückte sich gewohnheitsmäßig, hob ihn auf und legte ihn auf den Tisch. Dabei dachte er: Was für ein

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