Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
hätte ihn erschossen?»
Sie nickte. «Verzeihen Sie, Paul», bat sie, «aber Sie sagten... Sie sagten...»
«... daß ich ihn wie einen räudigen Hund niederschießen wurde», sagte Delangua heftig. «Ich erinnere mich genau. Das war an dem Tag, als ich entdeckte, daß er Sie schlecht behandelte.»
Doch Melrose ließ sich das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen. «Dann muß ich also annehmen, Lady Dwighton, daß Sie wieder nach oben gingen, ohne äh – etwas zu sagen. Ihre Gründe müssen wir jetzt nicht diskutieren. Jedenfalls haben Sie weder den Toten angerührt, noch sind Sie in die Nähe des Schreibtisches gekommen?»
Sie schauderte. «Nein, nein, ich habe das Zimmer sofort wieder verlassen.»
«Ich verstehe. Und um welche Uhrzeit war das genau? Können Sie sich noch daran erinnern?»
«Es war gerade halb sieben, als ich in mein Schlafzimmer zurückkam.»
«Dann war Sir James um, sagen wir, fünf Minuten vor halb sieben bereits tot.» Melrose sah die anderen an. «Das mit der Uhr, das war vorgetäuscht, nicht wahr? Das haben wir sofort vermutet. Nichts ist einfacher, als die Zeiger auf jede gewünschte Zeit zu stellen. Allerdings machten sie den Fehler, die Uhr auf die Seite zu legen. Das engt den Verdacht auf den Butler oder den Kammerdiener ein, aber ich kann nicht glauben, daß der Butler der Mörder ist. Sagen Sie, Lady Dwighton, hegte Jennings irgendeinen Groll gegen Ihren Gatten?»
Laura blickte auf. «Nicht gerade einen Groll, aber... ja, James erzählte mir heute morgen, daß er ihn entlassen hat. Er hatte ihn beim Stehlen ertappt»
«Aha! Jetzt kommen wir der Sache näher. Jennings wäre ohne Empfehlung entlassen worden. Eine böse Sache für ihn.»
«Sie sagten etwas von einer Uhr», warf Laura Dwighton ein. «Da ist ja möglicherweise eine Chance, die Zeit genau festzulegen. James wird sicher seine Golfuhr in der Tasche gehabt haben. Könnte die nicht auch zerbrochen sein, als er nach vorn fiel?»
«Das wäre eine Möglichkeit», sagte der Colonel langsam. «Aber ich fürchte – Curtis.»
Der Inspektor nickte, verließ das Zimmer und war kurze Zeit später wieder zurück. In der Hand hielt er eine silberne Taschenuhr mit einem Golfballmuster, in der Art, wie sie von Golfspielern lose zusammen mit den Bällen in der Tasche getragen wird.
«Hier ist sie, Sir», sagte er, «aber ich bezweifle, ob sie uns von Nutzen sein wird. Sie sind sehr robust, diese Uhren.»
Der Colonel nahm sie und hielt sie ans Ohr. «Ich glaube, sie ist trotzdem stehengeblieben», stellte er fest. Er drückte auf einen Knopf, und der Deckel sprang auf. Das Glas innen war zersplittert. Aufgeregt sagte er: «Sieh da!» Die Zeiger standen genau auf Viertel nach sechs.
«Ein sehr guter Portwein, Colonel Melrose», sagte Mr. Quin: Es war halb zehn, und die drei Männer hatten gerade ein verspätetes Nachtmahl bei Colonel Melrose beendet Mr. Sattersway war besonders aufgeräumt.
«Ich hatte doch recht, Mr. Quin», kicherte er. «Sie können es nicht ableugnen. Sie sind heute abend aufgetaucht, um zwei verwirrte junge Leute davon abzuhalten, ihren Kopf in die Schlinge zu stecken.»
«Habe ich das?» fragte Mr. Quin. «Sicherlich nicht. Ich habe gar nichts getan.»
«Wie es sich herausstellte, war es auch nicht nötig», stimmte Mr. Sattersway zu. «Aber es hätte sein können. Die Sache stand auf Messers Schneide. Ich werde niemals den Augenblick vergessen, als Lady Dwighton erklärte: ‹Ich habe ihn getötet› Ich habe niemals etwas auf der Bühne gesehen, was auch nur halb so dramatisch war.»
«Ich bin geneigt, Ihnen darin zuzustimmen», sagte Mr. Quin.
«Und ich würde nie geglaubt haben, daß solche Dinge auch außerhalb eines Romans geschehen könnten», erklärte der Colonel, bestimmt das zwanzigste Mal an diesem Abend.
«Passiert das denn?» fragte Mr. Quin.
Der Colonel starrte ihn an. «Ja, verdammt, heute abend ist es passiert»
«Wohlgemerkt», wandte Mr. Sattersway ein, wobei er sich zurücklehnte und seinen Portwein schlürfte, «Lady Dwighton war großartig, ganz großartig, aber sie machte einen Fehler. Sie hätte nicht behaupten sollen, daß ihr Ehemann erschossen wurde. Desgleichen war Delangua ein Dummkopf, weil er nur aufgrund der Tatsache, daß ein Dolch auf dem Tisch vor uns lag, schloß, der Lord wäre erstochen worden. Es war ja nur bloßer Zufall, daß Lady Dwighton ihn mit herunterbrachte.»
«War es das?» fragte Mr. Quin.
«Wenn sie sich nun einfach dazu bekannt hätten, Sir
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