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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Herr in der Tasche trägt Wenn er die Schreibtischuhr verstellt hätte, würde er die Taschenuhr auch verstellt haben. Diese beiden jungen Leute verstehen nichts von der menschlichen Natur. Sie sind nicht wie Mr. Sattersway.»
    Mr. Sattersway schüttelte den Kopf «Ich habe mich gründlich geirrt», murmelte er zerknirscht «Ich nahm an, Sie wären gekommen, um die zwei zu retten.»
    «Das habe ich auch getan», entgegnete Mr. Quin. «Nein, nicht diese zwei, sondern die beiden anderen. Vielleicht haben Sie keine Notiz von der Zofe genommen. Sie trug kein Gewand aus blauem Brokat und spielte keine Hauptrolle. Aber sie ist ein wirklich reizendes Mädchen und ich glaube, daß sie diesen Jennings liebt. Ich hoffe, daß es Ihnen gelingen wird, ihren Liebhaber vor dem Galgen zu retten.»
    «Wir verfügen aber über keinerlei Beweise», sagte Colonel Melrose betont Mr. Quin lächelte. «Doch, Mr. Sattersway verfügt darüber.»
    «Ich?» Mr. Sattersway war erstaunt.
    «Sie haben den Beweis», fuhr Mr. Quin fort, «daß die Golfuhr nicht in der Tasche von Sir James zerbrach. Man kann eine solche Uhr nicht zerbrechen, ohne daß man sie öffnet.
    Versuchen Sie's einmal! Irgend jemand nahm die Uhr heraus, öffnete sie, stellte die Zeiger zurück, zerbrach das Glas, schloß sie wieder und steckte sie in die Tasche zurück. Dabei ist ihm entgangen, daß ein Glassplitter fehlte.»
    Überrascht schrie Mr. Sattersway auf. Schnell griff er in die Westentasche und zog einen gebogenen Glassplitter heraus.
    Dies war sein Auftritt.
    «Damit», sagte er bedeutungsvoll, «werde ich einen Mann vor dem Tod retten.»

Der vierte Mann

    Der Domherr Parfitt schnaufte ein wenig. Für einen Mann in seinem Alter wurde es langsam beschwerlich, Zügen nachrennen zu müssen. Einmal war seine Figur nicht mehr die alte, und mit dem Verlust seiner Schlankheit hatte sich gleichzeitig eine rasch eintretende Atemnot bemerkbar gemacht Diese entschuldigte der Domherr, wie auch jetzt, stets würdevoll mit den Worten: «Mein Herz, verstehen Sie?»
    Er sank mit einem Schnaufer der Erleichterung in die Ecke des Abteils erster Klasse. Die Wärme des geheizten Zuges empfand er als äußerst angenehm. Draußen fiel Schnee. Er hatte Glück gehabt, für die lange Nachtreise noch einen
    Eckplatz zu erwischen. Diese Reise war sowieso lästig.
    Die anderen drei Eckplätze waren schon besetzt. Während er dies feststellte, bemerkte der Domherr Parfitt, daß ihn der Mann in der entfernten Ecke ihm gegenüber freundlich und erkennend anlächelte. Dieser Mann war glattrasiert, sein Gesichtsausdruck war leicht spöttisch, und die Haare an den Schläfen begannen grau zu werden. Auf den ersten Blick stand fest, daß sein Beruf mit dem Gesetz in Zusammenhang stehen mußte. Niemand hätte ihn auch nur einen Moment lang einer anderen Berufsgruppe zugeteilt. Tatsächlich war Sir George Durand ein berühmter Rechtsanwalt.
    «Guten Abend», bemerkte er freundlich, «Sie mußten wohl ordentlich rennen, was?»
    «Ist für mein Herz gar nicht gut, fürchte ich», sagte der Domherr. «Welcher Zufall, Sie hier zu treffen, Sir George. Fahren Sie weit nach Norden?»
    «Nach Newcastle», sagte Sir George lakonisch. Dann fügte er hinzu: «Kennen Sie übrigens Dr. Campbell Clark?»
    Der Mann, der auf derselben Seite des Abteils saß wie der Domherr, verbeugte sich höflich.
    «Wir trafen uns auf dem Bahnsteig», fuhr der Rechtsanwalt fort. «Ein zweiter Zufall.»
    Parfitt musterte Dr. Campbell Clark mit deutlichem Interesse. Den Namen hatte er schon oft gehört. Dr. Clark war einer der ersten Nervenärzte und Spezialist für Geisteskrankheiten, sein letztes Buch. Das Problem des Unbewußten gehörte zu den meistdiskutierten Büchern des Jahres.
    Parfitt sah ein viereckiges Kinn, eindringliche blaue Augen und rötliches Haar, in dem noch kein grauer Schimmer zu bemerken war, das jedoch dünn zu werden schien. Er empfing auch den Eindruck einer starken Persönlichkeit.
    Als wäre es das Natürlichste von der Welt, musterte der Domherr nun den Mann, der ihm gegenübersaß. Parfitt erwartete bereits, auch dort einem erkennenden Blick zu begegnen, doch der vierte Mitreisende erwies sich als ein völlig Fremder – ein Ausländer, wie der Domherr annahm. Er war dunkler im Typ, als Erscheinung unbedeutend. In einen dicken Mantel gemummt, schien er fast eingeschlafen zu sein.
    «Der Domherr Parfitt aus Bradchester?» fragte Dr. Campbell Clark mit angenehmer Stimme.
    Der Domherr sah geschmeichelt

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