Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
geantwortet. »Nur so lernt man.«
So macht Ben es auch. Er schlägt einfach drauflos. Er rudert mit beiden Armen. Er holt aus. Er trifft den Ball. Er schlägt ihn übers Netz. Weit außerhalb des Feldes titscht er wieder auf.
Ich bleibe gelassen. Er muss üben. Er muss ja zuallererst ein Gefühl für den Ball und den Schläger entwickeln.
Plötzlich ruft jemand unsere Namen. Mir fährt der Schreck in den Tennisarm, und ich schlage daneben. Auf der Böschung entdecke ich einen Jungen mit einem Fahrrad. Zum Glück ist es Galip.
»He, Fritz, Ben, was macht ihr da?«
»Wir spielen Tennis«, brülle ich zurück und denke: Komische Frage, das sieht man doch.
Ben schaut mich entsetzt an, dann ruft er: »Wir machen nichts. Wir stehen nur so rum.«
»Keine Panik. Ich sage deiner Mutter nichts, Ben!« Galip hat das Fahrrad die Böschung hinuntergeschoben und guckt durch den Zaun.
»Aber warum steht ihr denn so rum?«, fragt er.
»Ich bringe es Ben gerade erst bei. Er hatte noch nie einen Schläger in der Hand.«
»Gute Idee!«, sagt Galip. »Wird echt Zeit, dass du mal Sport machst!«
»Erzähl es bitte Nike nicht. Die könnte sich verquatschen.«
»Nee, Nike hat schon immer gesagt, dass du mehr Bewegung brauchst. Sie findet das doof, dass eure Mutter immer Angst um dich hat.«
Ben schaut Galip überrascht an. »Wirklich? – Ich werde jetzt alles trainieren, was Fritz schon kann. Ich werde endlich normal.«
»Ich unterstütz dich. Auf mich kannst du dich verlassen«, schwört Galip und hält zwei Finger in die Luft, »ich verrate nichts. Vielleicht wirst du noch ein Bundesliga-Spitzenfußballer.«
»Sehr komisch. Von der vierzehnten Liga in die erste, oder wie?«
»Vierzehn gibt’s doch gar nicht!«, sage ich.
»Jetzt trainiere ich mich zuerst auf die Tennisweltrangliste.«
Galip grinst. »Ich muss los, Nike wartet mit Güneş. Tschüss, ihr zwei!«
Wir winken mit den Schlägern.
Er steigt auf sein Rad und fährt davon.
Wir üben weiter. Ben rast wie ein Irrer über den Platz. Es ist ziemlich heiß. Außerdem ist es schwierig, jemandem Tennisspielen beizubringen, der so unsportlich ist. Ich schwitze mehr als Ben.
»Ben«, rufe ich über den Platz, »sollen wir Schluss machen für heute?«
Er bückt sich gerade und rettet eine Hummel aus der Asche.
»Warum?« Er klingt empört.
»Weil wir schon lange spielen.«
»Lang findest du das? Es ist erst eine Stunde und vierzig Minuten.«
»Das ist lang.«
»Aber mir macht es Spaß. Dir nicht?«
»Geht so.«
»Wieso?«
»Du triffst halt selten.«
»Ja, ich übe ja noch.«
»Ich weiß. Können wir an einem anderen Tag weitermachen?«
»Morgen?«
»Nee, morgen bin ich bei meinen Großeltern. Wenn ich wieder Zeit habe.«
»Übermorgen? Nach dem Schulsport?«
»Vielleicht. Du weißt ja, wie meine Woche aussieht: Montags ist Tennis, dienstags habe ich Schlagzeugunterricht, Mittwoch und Samstag Fußball, am Freitag ist Sport in der Schule, und donnerstags bin ich bei Oma und Opa, weil meine Mutter den Sprachkurs gibt.«
»Vielleicht fällt was aus.«
»Vielleicht. Jetzt zeige ich dir noch, wie man den Platz sauber macht.«
»Hä?«
»Sorry, hier gibt es keine Putzfrau«, grinse ich ihn an. »Man muss die Asche wieder richtig verteilen. Nimm die grüne Matte vom Haken und lauf im Kreis. Danach ziehen wir mit dem Besen die Linien nach.«
»Muss man im Kreis laufen? Da wird mir schwindlig!«
Ich schüttel den Kopf. »Nein, du kannst auch gehen. Aber im Kreis, das ist wichtig.«
Ben findet diesen Teil der sportlichen Betätigungnicht spannend, das sehe ich an seinem missmutigen Gesicht. Ich glaube sogar, dass ihm das Netz zu schwer ist. Er keucht und flucht und stolpert und schwitzt.
»Also, das mit dem Platz, muss man das wirklich jedes Mal machen?«, fragt er.
»Ja! Man muss!«, antworte ich.
»Das finde ich trotteldoof. Aber Tennis macht mir großen Spaß.«
Ich nicke. Da habe ich mich auf was eingelassen. Jetzt muss ich es mit ihm durchziehen. Bis er spielen kann.
»Komm, wir gehen noch zu mir und föhnen deine Sachen trocken, damit deine Mutter nichts merkt.«
Er zieht seine Sandalen an.
Ich packe Schläger und Bälle in meinen Rucksack. Ben schleppt gar nichts, außer sich selber. Die Tennisschuhe stellen wir wieder an ihren Platz.
Auf dem Heimweg hängt Ben zwei Schritte hinter mir. Für ihn war der Weg bestimmt doppelt so lang wie für mich. Er hat überhaupt keine Ausdauer.
Ausdauer braucht man natürlich, aber das sage ich
Weitere Kostenlose Bücher