Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Drittel davon. Die Treffen fanden immer in seiner Küche statt, nur war ihm das vor Niccis Tod nie aufgefallen. Oder es war ihm egal gewesen.
»Mann, David«, rief Jo, nahm sein Jackett von der Lehne des Küchenstuhls und drückte es ihm in die Hand. »Wolltest du nicht schon längst im Pub sein?«
»Immer mit der Ruhe«, erwiderte er. Ich gehe, wann ich will , dachte er. Und nicht, wenn du es mir befiehlst. Er blickte an Monas Kopf vorbei auf die Uhr. Mona nahm gerade zwei Gläser aus dem Geschirrspüler, stellte sie auf ein Tablett und kramte im Schrank nach einer Schüssel für die Wasabinüsse. Jo stand neben ihr und entkorkte eine Flasche Rioja.
Rotwein?, dachte David stirnrunzelnd. Seines Wissens trank Lizzie keinen Rotwein.
»Lizzie ist spät dran«, bemerkte er beiläufig. »Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Sie ist doch sonst superpünktlich.«
»Habe ich das nicht erwähnt?«, fragte Jo. »Lizzie kommt nicht.«
»Sie ist im Pflegeheim«, fügte Mona hinzu.
»Ach.« David schluckte. »Geht sie immer noch jeden Tag dorthin?«
»Ja. Ehrlich gesagt, mache ich mir Sorgen um sie«, warf Mona ein. »Wir haben sie seit zwei Wochen nicht mehr richtig zu Gesicht bekommen. Als ich das letzte Mal mit ihr telefonierte, hörte sie sich an, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch.«
»Ach, herrje!« Um sich zu beschäftigen, wühlte David in der Schublade herum. »Was ist passiert?«
»Wahrscheinlich Knatsch mit ihrer Schwester«, sagte Jo, während sie den Rotwein einschenkte. »Eine dumme Kuh, diese Karen … Schau, David«, fügte sie hinzu. »Ich will ja nicht unhöflich sein, schließlich ist es dein Haus und so, aber wenn du hier bleiben willst, dann setz dich hin und trink was, okay? Und wenn nicht, dann zieh endlich Leine, du machst mich nämlich total nervös.«
»David war komisch.« Mona stellte das Tablett auf das Nachtkästchen und zog die Vorhänge zu. Draußen war es bereits dunkel, und es wehte ein frischer Herbstwind.
»Mal was anderes. Sonst bist du ja diejenige, die in seiner Gegenwart komisch ist.«
Mona verdrehte die Augen. »Hey, haben wir das nicht schon längst hinter uns? Ich war ein paarmal hier und habe mit Lynda Kaffee getrunken …« Abrupt hielt sie inne, überlegte, ob sie dieses heikle Thema weiter ausführen sollte.
Doch Jo nickte nur nachdenklich.
»Und das war immer richtig gemütlich«, fuhr Mona fort. »Auch Dan genießt es, dass er David nun öfter sieht. In sei nem Alter braucht er einfach eine männliche Bezugsperson.«
»Ich will das Schicksal ja nicht herausfordern«, sagte Jo und strich geistesabwesend über das Fensterbrett. »Aber es kommt mir vor, als hätten wir das Schlimmste überstanden. David ist auch bei den Kindern entspannter geworden. Er hat sofort eingewilligt, als ich ihn gefragt habe, ob die beiden übernächste Woche bei uns übernachten dürfen.«
Mona zog ihre Stiefel aus, ließ sich in den Samtsessel im Erker fallen und massierte ihre Zehen. »Ein Krampf«, erklärte sie. »Was meint Si dazu?«
»Kein Problem. An dem Wochenende sind auch die Jungs da. Er meinte, zwei mehr oder weniger spielen keine Rolle.«
»Wow.« Mona massierte nun ihren Fußballen. »Vier Kids zwischen drei und zehn unter einem Dach? Da beneide ich dich nicht. Si gehört eindeutig zu den guten Kerlen, was?«
Argwöhnisch musterte Jo ihre Freundin, doch Mona blickte nicht auf. »Ja. Wie kommst du darauf?«
»Ach, ich habe nur über Beziehungen nachgedacht. Du und Si – ihr habt eure Höhen und Tiefen, aber ihr seid ein Team. Bei Nicci und David war es genauso. Zwei von den Paaren, die zusammen mehr sind als die Summe ihrer Teile.«
Jo lachte. »Brad und Angelina, Victoria und David Beckham, Samantha und David Cameron … Si und ich! Nicht schlecht!«
»Du weißt, was ich meine.«
Ein versonnener Ausdruck trat in Jos Gesicht. »O ja. Es klingt vielleicht schmalzig, aber schon nach der ersten Nacht, die wir zusammen verbracht haben, wusste ich, dass Si ein Kümmerer ist.«
»War der Sex so gut?«, feixte Mona.
Jo packte das am nächsten liegende Kissen und schleuderte es in Monas Richtung. »Nein, am Sex lag es nicht. Obwohl der super war. Entscheidend war der Morgen danach.«
»Häh?« Mona warf das Kissen neben sich auf den Boden. »Der Morgen danach?«
»Weißt du noch, was Nicci immer gesagt hat? Nicht der Samstagabend zählt, sondern der Sonntagmorgen. Es geht im Leben nicht um Samstagabende. Es geht um den Sonntagmorgen. Man kann mit einem
Weitere Kostenlose Bücher