Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Jetzt hatte sie mit drei Männern geschlafen. Und mit diesem dritten Mann … Sie schloss die Augen, sah Davids Gesicht über sich, für immer eingebrannt ins Innere ihrer Lider. Mit dem dritten war es … wundervoll, unerwartet, besonders gewesen.
Dieser dritte Mann hatte alles verändert.
Er hatte sie berührt, als fände er sie wunderschön und würde nichts mehr wollen, als sie in den Armen zu halten. Sie hatte einen Orgasmus gehabt, nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal in dieser Intensität. Mit Körper, Herz und Geist im Einklang. Zum ersten Mal, ohne sich darum zu bemühen, nur um Gerry zu Gefallen zu sein.
Während sie ihr bleiches Gesicht mit Feuchtigkeitscreme massierte, beschloss sie, die Erinnerung an letzte Nacht zu löschen. Sie war keine Ehebrecherin. Sie war keine Frau, die Affären hatte. Keine Frau, die Sex mit dem Mann ihrer besten Freundin hatte, mochte dieser nun Witwer sein oder nicht. Keine Frau, die einen Mann begehrte, auf den eine ihrer Freundinnen ein Auge geworfen hatte.
Eine jähe Übelkeit überfiel sie.
O Gott, was sollte sie nur Mona erzählen?
Bis Lizzie angekleidet und hinuntergegangen war, hatte sie diese Frage für sich beantwortet. Sie würde es Mona nicht erzählen. Weder Jo noch Mona. Niemandem. Und David würde das bestimmt genauso handhaben.
Es wäre so, als hätte es diesen Abend nie gegeben. Sie würde sich eine Weile von David fernhalten, bis Gras über die Sache gewachsen war. Den anderen würde es gar nicht auffallen, da sie jeden Tag ins Pflegeheim fahren musste. David würde wahrscheinlich erleichtert sein. Und Gerry würde es niemals erfahren.
David hatte sich nicht weiter gewundert, als Lizzie auf seine erste SMS nicht reagierte. Gut, sie hatte versprochen, ihm eine Nachricht zu schicken, sobald sie zu Hause angekommen wäre, doch es war spät gewesen und sie beide müde. Wahrscheinlich war Gerry zu Hause und …
Verdammt, dachte David, knipste die Nachttischlampe aus und starrte an die Decke, auf die das Licht der Straßenlaterne ein Geflecht aus hellen Streifen warf. Was zum Teufel hast du dir dabei nur gedacht, David Morrison?
Was hätte Nicci wohl dazu gesagt? Du hast gar nichts gedacht, oder denkst du neuerdings mit dem Unterleib? Ach, Nicci.
Doch beim Einschlafen dachte er an Lizzie und erwachte mit der Erinnerung an ihre weichen Lippen, an ihre plötzlichen Tränen, die er weggeküsst hatte.
Als auch die zweite SMS um sechs Uhr früh und die dritte zwei Stunden später unbeantwortet blieben, begann David sich ernsthaft Sorgen zu machen. Was, wenn Lizzie nicht zu Hause angekommen war? Wenn sie mit ihrer Schrottkiste von Wagen gegen einen Laternenpfosten geknallt war? Es war unsinnig, aber immer wieder ging er in Gedanken die Strecke durch, die sie vermutlich genommen hatte, und überlegte, ob sich dort unfallträchtige Punkte befanden.
Rechtzeitig zu ihrer Kaffeepause rief er sie auf dem Handy von seinem Büroapparat aus an, damit sie nicht sah, wer der Anrufer war. Er wusste selbst nicht, warum er das machte.
»Hallo?«
Beim Klang ihrer Stimme atmete er erleichtert auf. Es war ihr nichts passiert.
»Lizzie, ich bin es!«, sagte er. »Alles in Ordnung? Ich war besorgt, weil ich nichts von dir gehört habe.«
»Oh … Hi, David.« Ihr Ton war verhalten. Es hörte sich nicht so an, als würde sie sich über seinen Anruf freuen. »Ähm … Entschuldige, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber heute früh war es etwas chaotisch.«
»Schon in Ordnung. Ich wollte nur sichergehen, dass du gut zu Hause angekommen bist.«
»Natürlich. Nett, dass du nachfragst. Jetzt muss ich aber leider aufhören. Die vierte Klasse wartet.«
»Okay.« David merkte, wie seine Zuversicht schwand. Er musste sich schon schwer täuschen, wenn sich das nicht nach Abwimmeln anhörte. »Ähm, Lizzie, ich wollte dir nur …«
Doch sie hatte das Gespräch bereits beendet.
Niedergeschlagen starrte David auf den Hörer.
Er hatte das befürchtet, seit sie gestern Abend aufgestanden war und hektisch nach ihren Kleidungsstücken gesucht hatte. Dennoch hatte er – egoistisch, naiv und dumm, wie er war – gehofft, sie würde anders reagieren.
Es spielte keine Rolle, was er erhofft hatte. Weil Lizzie ihm unmissverständlich zu verstehen gab, wie sie die Sache sah. Der gestrige Abend war ein Fehler gewesen. Ein wunderschöner Fehler, was David betraf. Aber dennoch ein Fehler.
42. Kapitel
Die Freundinnenclique belagerte mal wieder seine Küche. Zumindest zwei
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