Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Typen jede Menge Spaß an einem Samstagabend haben, aber bewährt er sich auch am Sonntagmorgen? Bei Si war das so. Das wurde mir klar, als er nicht sofort zur Tür hinausgerannt ist. Okay, er ist hinausgerannt, aber nur, um Brot, Milch, Frühstücksspeck und die Sonntagszeitung zu holen.« Errötend fügte sie hinzu: »Wahr scheinlich bin ich deshalb so versessen darauf, die Sonntagszeitung im Bett zu lesen.«
Nachdenklich nippte Mona an ihrem Wein. Jo meinte fast zu sehen, wie hinter ihrer Stirn die Gedanken rasten. Könnte sie diese doch nur lesen! »Klingt gut«, sagte Mona schließlich. »Ich habe so jemanden zwar noch nie getroffen, aber ich verstehe, dass man darauf abfährt.«
»Was um Himmels willen ist das denn?« Mona zog aus Niccis Schrank ein weißes besticktes Gebilde heraus und hob es mit spitzen Fingern in die Höhe. Ihrer angewiderten Miene zufolge fand sie es genauso hässlich wie das Hasenfellbolerojäckchen, das ihnen am ersten Abend ihrer Kleiderschrankaktion in die Hände gefallen war.
»Von Weitem sieht es wie ein Kopfkissenbezug aus«, sagte Jo. »Wo hast du es gefunden?«
»Hintere Hälfte, linke Seite. Das kann unmöglich Nicci gehört haben. Sie wäre eher gestorben, als so etwas anzuziehen.« Erschrocken hielt Mona inne. »Oh, das war dumm.«
»Schmeiß her.« Jo fing den weichen weißen Stoff auf und blickte auf das Label an der Nackeninnenseite. »Ah, dachte ich es mir doch!«, rief sie triumphierend. »Chloé.«
»Chloé?«, wiederholte Mona verdattert. »Heißt das, dieses Ding hat mehrere Hundert Pfund gekostet?«
Ohne auf Monas Frage einzugehen, fuhr Jo begeistert fort: »Daneben müssten ein Paar Jeans mit Schlag hängen.«
»Mit Schlag? Nicci trug keine Schlaghosen … Moment, da ist tatsächliche eine. Woher wusstest du das? Und gehören diese Schuhe auch dazu?« Ein Paar Sandalen mit Keilabsätzen aus Kork in den Händen, tauchte Mona aus dem Schrank auf.
»Richtig, die gehörten zu diesem Outfit. Erinnerst du dich nicht? Du warst doch bei der Taufe dabei, oder?«
»Natürlich«, erwiderte Mona schroff. Nur weil sie die Hochzeit verpasst hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie alle Events verpasst hatte. In Wahrheit erinnerte sie sich lebhaft an die Taufe, wenn auch aus anderem Grund: Neil hatte ihr gerade den Laufpass gegeben.
»Dann musst du dich auch daran erinnern«, sagte Jo. »An die Chloé-Tunika. Das war das Must-have der Saison. Soweit ich weiß, war es das einzige Mal, dass Nicci ein gesamtes Outfit direkt vom Laufsteg gekauft und getragen hat. Wahrscheinlich hatte ihr die Schwangerschaft das Hirn vernebelt. Ich musste damals wirklich lachen, denn das einzige Mal, dass Nicci auffällig schwanger aussah, war drei Monate danach bei der Taufe, als sie dieses Hängerchen trug.«
Als Mona sie ansah, verzog Jo die Lippen zu einem Lächeln. Zum Glück war Mona kurzsichtig und zu eitel, um ihre Brille zu tragen. Denn Jo war sich sicher, dass ihr Lächeln nicht bis zu ihren Augen reichte.
43. Kapitel
Die Chloé-Tunika
2006
»Jo, Liebste, komm raus! Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät. Und das geht nicht. Schließlich bist du die Taufpatin.« Akkurat, wie er war, verbesserte sich Si sofort. »Vielmehr eine der Taufpatinnen.«
Sein Gesicht war nur Zentimeter von Jos entfernt, wenn auch getrennt durch das Holz der Badezimmertür, hinter der sich Jo seit etwa einer Stunde verschanzt hatte. Die meiste Zeit über hatte sie auf den kalten Keramikfliesen gesessen, ihr weites altes T-Shirt, das sie zum Schlafen trug, wie ein Zelt über die Knie gespannt. Alle paar Sekunden blickte sie auf den weißen Stab neben ihr und betete, er möge etwas anderes anzeigen.
Bisher hatte Si sie verständnisvoll in Ruhe gelassen, damit sie sich ausheulen konnte, doch jetzt wurde die Zeit knapp. »Jo, Liebling …«
»Ich komme nicht mit.«
»Du musst.«
»Si, ich kann nicht … Ich schaffe das nicht.«
»Ich verstehe dich ja«, sagte er geduldig, »aber lass mich wenigstens rein.«
Jo griff nach oben, schob den Riegel zurück und rutschte dann gerade so weit zurück, dass Si die Tür einen Spalt weit öffnen und die Hand durchstrecken konnte.
»Zeig mir den Test, Schatz.«
»Ich weiß selbst, wie man das Ergebnis abliest. Schließlich habe ich genügend Tests gemacht …« Ihre Stimme brach ab.
»Sch, Joey, es ist okay. Das weiß ich doch. Ich will es nur selbst noch einmal sehen. Bitte.«
Der weiße Teststab rutschte über die Fliesen und blieb kurz vor seiner
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