Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Hand liegen. Sofort griff er danach und zog die Hand von der Tür zurück. Er wollte nichts weiter, als den verfluchten Schwangerschaftstest aus ihrer Nähe zu entfernen. Und das wusste sie auch.
»Siehst du?«, sagte sie. »Es klappt nicht. Ich bin nicht schwanger.«
Si brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Er wollte vermeiden, dass ihm die Stimme versagte. »Das hat man uns doch gesagt«, versuchte er sie zu trösten. »Die Ärztin hat uns gewarnt, dass wir damit rechnen müssten. Weißt du nicht mehr? Nur zwanzig Prozent der Paare werden gleich beim ersten Versuch mit künstlicher Befruchtung schwanger. Und bei manchen Paaren …«, zu den nächsten Worten musste er sich zwingen, »… wird es nie funktionieren.«
Lautes Schluchzen ertönte, und Si nutzte die Gelegenheit, die Tür weit genug aufzustoßen, um hineinzuschlüpfen. »Wir werden es schaffen, meine Liebste, das verspreche ich dir.« Zärtlich nahm er Jo in die Arme.
»Meinst du das wirklich?« Sie schluchzte in sein frisches Hemd, das er vor einer Stunde zusammen mit seinem neuen Autograph-Anzug angezogen hatte. »Woher willst du das wissen?«
Die Wahrheit war, dass Si es nicht wusste.
Wie Jo konnte er nur hoffen. Und beten. Und schwören, seine Seele dem Meistbietenden zu verkaufen. Sie wusste das und er wusste das. Ein Jahr lang hatten sie versucht, auf normalem Weg ein Baby zu bekommen, bis sie dann dreitausendachthundert Pfund, die sie sich nicht leisten konnten, für die erste Versuchsreihe mit künstlicher Befruchtung bezahlt hatten und der Spaß am Sex mit jeder Monatsblutung geschwunden war.
Drei Versuche hatten sie sich zugebilligt. Drei und nicht einen mehr. Sie würden nicht wie manch andere Paare ewig weitermachen. Sieben, acht, neun erfolglose Versuche. Gebrochene Herzen, kaputte Ehen, zerstörte Leben. Sie würden nicht zulassen, dass ihnen das widerfuhr.
Drei Versuche und dann Schluss. Das war der Deal.
Einen Versuch konnten sie nun abhaken. Wie würde es erst nach drei Versuchen aussehen, wenn Jo schon beim ersten Mal völlig zusammenbrach?
Sis Magen krampfte sich zusammen. Warum hatte sie den Test ausgerechnet heute früh machen müssen? Während er ihr übers Haar strich, merkte er, wie ihre Schluchzer langsam abklangen. Warum hatte sie nicht bis heute Abend oder morgen gewartet, wenn sie Zeit hätten, die Enttäuschung zu verarbeiten? Doch Si kannte die Antwort, und er konnte sie nachvollziehen. Wäre das Ergebnis ein anderes gewesen, wäre Jo mit einem Lächeln im Herzen und im Gesicht durch die Taufe geschwebt, hätte das geheime Wachstum in ihrem Bauch gespürt und nicht jenes frustrierte Gefühl, das an ihr nagte, seit Nicci ihr von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte.
An dem Tag war sie nach Hause gekommen und hatte sich stundenlang im Bad eingeschlossen.
»Ich kann da nicht hin, Si. Du musst ohne mich gehen.« Mit geröteten Augen blickte Jo zu ihm auf. »Bitte …« Sie hatte so heftig geweint, dass die Äderchen unter ihren Augen geplatzt waren. Es würde viel Make-up brauchen, um das zu überdecken.
»Du musst, meine Liebste.« Si zog sie hoch und lehnte sie gegen das Waschbecken, während er den Stöpsel einsteckte und den Hahn aufdrehte. »Du hast keine andere Wahl. Du bist die Taufpatin.«
Das Herz wurde ihm schwer, als er sah, wie sich ihr Gesicht erneut verzog. Er sehnte sich genauso sehr nach einem Baby wie sie. Vielleicht sogar noch mehr. Insgeheim hatte er den Verdacht, sie habe sich nur wegen ihm auf diese Unternehmung eingelassen. Doch dieses Drama wollte er nicht. Er wollte sie haben, seine Jo, seine große Liebe, seine zweite Chance.
»Nicci hat noch zwei andere Taufpatinnen«, stieß sie weinend hervor. »Sie wird mich nicht vermissen.«
»Du weißt, dass das Blödsinn ist, Jo. Du bist die Hauptpatin.« Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du bist die wichtige Patentante. Ohne dich kann die Show nicht stattfinden.«
Ihr Weinen ließ nach, und er spürte, dass seine Worte bei ihr angekommen waren.
»Komm.« Er tauchte einen Waschlappen ins Waschbecken, wrang das Wasser aus und drückte ihn ihr in die Hand. »Wasch dir das Gesicht und schmink dich.« Er küsste sie auf die Stirn, auf die Nase und den Mund. »Und nimm ganz viel Make-up.«
War da ein Lächeln? Ja, dachte er, ein Hauch nur, aber zumindest ein Lächeln.
Sie schafften es auf den letzten Drücker. Und auch das nur, weil Si Nicci eine SMS schickte, um zu sagen, sie stünden im Stau (was in gewisser Weise auch
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