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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Nachthemd hinunter, damit es die Oberschenkel bedeckte.
    »Wenn du fertig bist, bin ich wahrscheinlich schon weg.« Er kniff sie in die Wange. »Wirst du zum Abendessen hier sein, oder fährst du wieder ins Heim?«
    »Ich fahre ins Heim. Gegen neun müsste ich wieder zurück sein. Vielleicht früher. Ist das für dich in Ordnung?«
    Er zuckte die Achseln. »Was bleibt mir anderes übrig«, erwiderte er, doch in seiner Stimme schwang kein boshafter Unterton. »Ich werde mir ein Take-away holen. Soll ich dir auch etwas mitbringen?«
    Scheiße, scheiße, scheiße . Lizzie sperrte die Badezimmertür hinter sich ab, lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Tief durchatmen, mahnte sie sich. Du musst dich beruhigen.
    Letzten Endes war sie dann doch mit dem Auto nach Hause gefahren.
    David hatte versucht, sie davon abzubringen, doch sie hatte darauf bestanden. Sie hätte David heute früh unmöglich unter die Augen treten können, um den Wagen abzuholen. Und mal ganz abgesehen davon, wie hätte sie das Gerry erklären sollen?
    Was eigentlich die normalste Sache der Welt gewesen wäre – ein Taxi, nachdem man mit einem alten Freund ein Glas zu viel getrunken hatte –, erschien ihr plötzlich in höchstem Maße verdächtig. Also war sie im Schneckentempo über Seitenstraßen nach Hause gekrochen und hatte sich dabei noch heuchlerischer gefühlt. Wie oft hatte sie Gerry Vorhaltungen gemacht, wenn er sich angetrunken ans Steuer setzte? Wiewohl das gestern Abend noch ihre geringste Sünde gewesen war.
    Gott sei Dank war Gerry mit den Japanern unterwegs gewesen.
    Sie hatte Gerrys Dinner vollkommen vergessen gehabt, bis sie nach Hause kam und das Haus dunkel, die Garage leer vorfand. Nachdem sie sich geduscht hatte, war sie sofort ins Bett gegangen und in einen unruhigen Schlaf gefallen, ihre Träume eine Mischung aus euphorischen Teenagerfantasien und von Schuldgefühlen durchsetzten Albträumen.
    Was hast du getan?, dachte sie. Innerhalb eines Abends hast du einen Freund verloren und deinen Ehemann be trogen. Sie wischte den Wasserdampf vom Spiegel und unterzog ihr Gesicht einer kritischen Musterung. Der innere Aufruhr war ihr nicht anzusehen. Es war dasselbe Gesicht wie immer: bleich, herzförmig, ein paar vereinzelte Sommer sprossen, violette Schatten unter den Augen, verquollen von Schlafmangel und zu viel ungesundem Fast Food, das sie auf dem Weg zu oder von ihrer Mutter in sich hineinstopfte. All dies umrahmt von wild gelocktem kastanienrotem Haar. Doch der Ausdruck in ihren blaugrünen Augen war anders als sonst. Funkelnd vor Angst und erwachter Begierde. Ihre Gedanken wanderten zur gestrigen Nacht zurück, und einen Moment lang lag sie wieder auf dem Schuppenboden, spürte David in sich. Ihr Unterleib krampfte sich vor Verlangen zusammen, und ein leises Stöhnen entfuhr ihr.
    Was nun?
    Sie musste sich von David fernhalten. Das war ihre einzige Option. Sie war zu so etwas nicht geschaffen.
    »Du bist verheiratet«, flüsterte sie und drehte den Wasserhahn an, für den Fall, dass Gerry noch im Schlafzimmer sein sollte. »Verheiratet mit Gerry. Bis dass der Tod uns scheidet.«
    Das hatte sie mit lauter Stimme gelobt. Vor allen Hochzeitsgästen. Vor David. Vor Nicci. Ganz zu schweigen von ihrer Mutter, deren Lächeln Lizzie verraten hatte, dass sie zum ersten Mal im Leben stolz auf ihre Tochter war.
    Und Lizzie hatte es so gemeint. Sie hatte diese Ehe gewollt und war glücklich damit.
    Während sie sich wusch und die Zähne putzte, hakte sie mental all die Dinge ab, für die sie dankbar sein sollte. Dinge, die sie als junges Mädchen als Inbegriff eines glücklichen Lebens betrachtet hatte.
    Ein erfüllender Beruf.
    Ein schönes Heim.
    Ein Mann, der für sie sorgte. Der nichts lieber wollte, als dass sie ihren Beruf aufgab und Kinder bekam. Das hatte sie sich immer gewünscht, sogar damals schon, als es absolut uncool gewesen war.
    Wie viele Frauen konnten behaupten, dies alles zu haben?
    Außerdem hatte Lizzie Verantwortung zu tragen. Für ihren Ehemann. Für ihre Mutter, die im Koma lag. Sie hatte Verpflichtungen, die nicht zuließen … Nun, die das, was sie gestern getan hatte, nicht zuließen.
    Wie konnte sie nur? Ausgerechnet sie, die bisher nur mit zwei Männern geschlafen hatte; einem Jungen im zweiten Semester, mit dem sie nur ins Bett gegangen war, um mit Nicci, Mona und Jo mithalten zu können und nicht als Freak dazustehen; und mit Gerry, den sie nun betrogen hatte.
    Verzweifelt fuhr sich Lizzie durchs Haar.

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