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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nachdrücklich. Obwohl die Abendgesellschaften selten per Fernsehen übertragen wurden; sie waren einfach zu obszön.
    Okubaras Untergebene durchsuchten ihn nach Waffen, und diese Untersuchung schloß auch den Analbereich ein. Anschließend erhielt er seine Kleidung zurück. Jedenfalls hatten sie das Phenothiazin nicht gefunden – weil er es bereits genommen hatte. Die Wirkung derartiger Drogen hielt, soweit er wußte, ungefähr vier Stunden an; das war mehr als genug Zeit. Und, wie Tanya angedeutet hatte, war es eine größere Dosis. Er fühlte sich müde, schlapp und deprimiert, und seine Zunge verkrampfte sich wie die eines Menschen, der an der Parkinsonschen Krankheit litt – ein unerfreulicher Nebeneffekt, den er allerdings hinnehmen mußte.
    Ein Mädchen, von der Hüfte aufwärts nackt, mit langen, kupferfarbenen Haaren, die über ihre Schultern hingen, spazierte an ihm vorbei. Interessant.
    Aus der entgegengesetzten Richtung näherte sich ein splitternacktes Mädchen. Auch das war interessant. Beide Mädchen wirkten desinteressiert und gelangweilt und vollkommen selbstbewußt.
    »Sie werden ebenfalls in dieser Aufmachung hineingehen«, wurde Chien von Okubara informiert.
    Überrascht entgegnete Chien: »Ich dachte, Frack und weiße Binde seien vorgeschrieben.«
    »Ein Witz«, erklärte Okubara. »Auf Ihre Kosten. Nur die Mädchen laufen nackt herum. Solange Sie nicht homosexuell sind, können Sie das auch, wenn es Ihnen Spaß macht.«
    Nun, dachte Chien, ich hätte etwas Derartiges erwarten sollen. Er mischte sich unter die anderen Gäste – wie er trugen sie Frack und Binde oder, die Frauen, bodenlange Abendkleider – und fühlte sich mit einem Mal unwohl, trotz der beruhigenden Wirkung des Stelazins. Warum bin ich hier? fragte er sich. Die Unvereinbarkeit seiner Absichten entging ihm keineswegs. Er war hier, um seine Karriere innerhalb des Parteiapparates voranzutreiben, um von Seiner Hoheit ein zustimmendes, aufmunterndes Nicken zu erhalten… und gleichzeitig war er hier, um Seine Hoheit als Betrüger zu entlarven. Er wußte nicht, um welche Art von Betrug es sich handelte, doch es war einer: Betrug an der Partei, an allen friedliebenden, demokratisch gesinnten Menschen der Erde. Es ist absurd, sagte er sich. Und dennoch kann ich nicht anders.
    Ein Mädchen mit kleinen, hell leuchtenden Brüsten bat ihn um Feuer; geistesabwesend holte er sein Feuerzeug hervor. »Wieso leuchtet dein Busen?« fragte er. »Sind radioaktive Injektionen dafür verantwortlich?«
    Sie zuckte die Achseln und ging weiter, ließ ihn allein zurück.
    Vermutlich hatte er falsch reagiert.
    Möglicherweise liegt es an einer kriegsbedingten Mutation, dachte er.
    »Getränke, Sir.« Beflissen hielt ihm ein Diener ein Tablett entgegen. Er griff nach einem Martini – dem derzeitigen Lieblingsgetränk der höheren Parteimitglieder in Volkschina – und nippte an der eisgekühlten Flüssigkeit. Guter englischer Gin, sagte er zu sich selbst. Oder vielleicht sogar die Originalmischung aus Holland; mit Wacholder veredelt. Nicht schlecht. Er schlenderte weiter und fühlte sich ein wenig besser; um es genau zu sagen, fand er die Atmosphäre hier ausgesprochen angenehm. Alle Anwesenden wirkten sehr selbstbewußt; sie hatten Erfolg gehabt und konnten sich jetzt ein wenig entspannen. Offenbar waren die Gerüchte, daß die Gegenwart Seiner Hoheit zu Angstneurosen führte, falsch; zumindest er selbst spürte kaum etwas davon.
    Ein schwergewichtiger, glatzköpfiger Mann mittleren Alters stellte sich Chien in den Weg und hielt ihm sein Glas vor die Brust. »Dieses kleine Ding, das Sie um Feuer gebeten hat«, kicherte der Unbekannte, »diese Biene mit den Brüsten, die wie Christbaumschmuck wirken – in Wirklichkeit war das ein junger Bursche.« Er kicherte wieder. »Hier müssen Sie verdammt vorsichtig sein.«
    »Und wo«, fragte Chien, »finde ich richtige Frauen – falls es sie hier überhaupt gibt? Tragen die vielleicht Frack und weiße Binde?«
    »So ungefähr«, bestätigte der Unbekannte und schloß sich einer Gruppe ausgelassener Gäste an, ließ Chien mit seinem Martini allein zurück.
    Eine attraktive, hochgewachsene, gutgekleidete Frau, die in Chiens Nähe stand, legte ihm plötzlich ihre Hand auf den Arm; deutlich spürte er, wie ihre Finger zitterten, als sie sagte: »Da kommt Seine Hoheit. Heute treffe ich zum erstenmal mit ihm persönlich zusammen; ich bin ganz durcheinander. Ist meine Frisur auch in Ordnung?«
    »Natürlich«,

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