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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erwischen. Ich werde dafür sorgen, daß auch du stirbst. Daß du leidest; du wirst leiden, genau wie wir, ohne Unterschied. Ich werde dich erwischen; ich schwöre bei Gott, daß ich dich irgendwann erwischen werde. Und es wird wehtun. So wie ich jetzt Schmerzen habe.
    Er schloß die Augen.
    Brutal wurde er geschüttelt. Und dann hörte er Mr. Komo Okubaras Stimme. »Aufstehen, Trunkenbold. Stehen Sie auf!«
    Ohne die Augen zu Öffnen, sagte er: »Besorgen Sie mir ein Taxi.«
    »Taxi wartet schon. Sie fahren nach Hause. Nach dieser Schande! Sie haben eine schreckliche Szene gemacht.«
    Unsicher kam er wieder auf die Beine, öffnete die Augen und sah an sich herab. Unser Führer, dem wir folgen, dachte er, ist der Einzige, der Wahre Gott. Und der Feind, den wir bekämpft haben, ist ebenfalls Gott. Es stimmt, es ist wahr – er ist allgegenwärtig. Aber bisher hatte ich nicht verstanden, was das bedeutet. Er starrte den Protokollbeamten an und dachte: Auch du bist Gott. Deshalb gibt es keinen Ausweg, nicht einmal, wenn man sich zu Tode stürzt. Wie ich es instinktiv versucht habe.
    »Sie haben gleichzeitig Alkohol und Drogen zu sich genommen«, bemerkte Okubara tadelnd. »Haben Ihre Karriere ruiniert. Ich habe das schon oft erlebt. Hauen Sie bloß ab.«
    Taumelnd näherte er sich dem großen Hauptportal der Villa am Jangtse. Zwei Diener, die wie mittelalterliche Ritter gekleidet waren und Federbuschhelme trugen, öffneten zeremoniell für ihn die Tür, und einer sagte: »Gute Nacht, Sir.«
    »Gleichfalls«, erwiderte Chien und verschwand in der Nacht.
    Morgens um zwei Uhr fünfundvierzig saß er schlaflos im Wohnzimmer seines Konaps, rauchte eine Cuesta Rey Astroria nach der anderen und hörte, wie jemand an der Tür klopfte.
    Er öffnete und stand Tanya Lee gegenüber, die ihren Regenmantel trug und völlig verfroren aussah. Fragend leuchteten ihre Augen auf.
    »Sieh mich nicht so an«, sagte er heiser. Seine Zigarre war erloschen; er setzte sie wieder in Brand. »Ich bin schon genug angesehen worden«, fügte er hinzu.
    »Du bist ihm begegnet«, erkannte sie.
    Er nickte.
    Sie setzte sich auf die Couchlehne, und nach einer Weile fragte sie: »Was kannst du mir erzählen?«
    »Geh so weit wie möglich fort«, erklärte er. »So weit du kannst.« Und dann kam die Erinnerung; nein, es gab keinen Weg, der lang genug war. Und er erinnerte sich, daß er auch das schon einmal irgendwo gelesen hatte. »Vergiß es«, sagte er und erhob sich, betrat unsicheren Schrittes die Küche, um Kaffee aufzusetzen.
    Tanya folgte ihm. »War… war es so schlimm?«
    »Wir können nicht gewinnen«, erwiderte er. »Du kannst nicht gewinnen, und ich erst recht nicht. Ich habe nichts mehr damit zu tun; ich möchte nur noch in meinem Ministerium arbeiten und alles vergessen. Das ganze verdammte Erlebnis einfach vergessen, aus meinem Gedächtnis streichen.«
    »Ist es ein extraterrestrisches Wesen?«
    »Ja«, nickt er.
    »Ist es uns feindlich gesinnt?«
    »Ja«, sagte er. »Nein. Beides trifft zu. Aber überwiegend ist es uns feindlich gesinnt.«
    »Dann müssen wir…«
    »Geh nach Hause«, forderte er sie auf, »und lege dich schlafen.« Nachdenklich sah er sie an; lange Zeit hatte er dagesessen und über vieles nachgedacht. Über sehr vieles. »Bist du verheiratet?« wollte er wissen.
    »Nein. Nicht mehr. Früher schon.«
    »Dann bleibe heute nacht bei mir«, bat er. »Zumindest den Rest dieser Nacht. Bis die Sonne aufgeht.« Er fügte hinzu: »In der Nacht ist es schrecklich.«
    »Ich werde bei dir bleiben«, versprach Tanya und löste den Gürtel ihres Regenmantels, »aber du mußt mir noch einige Fragen beantworten.«
    »Was meinte Dryden«, murmelte Chien, »als er sagte, daß die Musik zum Himmel steigen wird? Ich verstehe das nicht. Was hat Musik mit dem Himmel zu tun?«
    »Die himmlische Ordnung des Universums endet dann«, entgegnete sie, während sie ihren Regenmantel in den Schlafzimmerschrank hing. Sie trug jetzt einen orange gestreiften Pullover und Stretchhosen.
    »Und ist das schlimm?« fragte er.
    Sie schwieg nachdenklich. »Ich weiß es nicht. Vermutlich schon.«
    »Damit traut man der Musik sehr viel Macht zu«, bemerkte er.
    »Nun, du weißt doch, was der alte Pythagoras von der ,Sphärenmusik’ gehalten hat.« Sie setzte sich auf das Bett und streifte ihre sandalenartigen Schuhe ab.
    »Du glaubst daran?« fragte er. »Glaubst du auch an Gott?«
    »Gott!« Sie lachte. »Seit Erfindung der Eisenbahn ergibt dieser Begriff

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