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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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einem Satz sprang das Vater-Ding auf ihn zu.
    »Komm her!«
    Charles rannte. Er kannte sich hier besser aus als das Vater-Ding; es wußte zwar eine Menge, hatte sehr viel erfahren, als es seinen Vater übernommen hatte, aber niemand konnte sich in der Umgebung besser orientieren als er. Charles erreichte den Zaun, kletterte hinüber und sprang in den Garten der Andersons, hastete an der Wäscheleine entlang, den Weg hinunter, der am Haus vorbeiführte, und dann erreichte er die Maple Street.
    Er horchte, kauerte sich nieder und atmete nicht. Das Vater-Ding verfolgte ihn nicht mehr. Es war zurückgegangen. Oder es näherte sich ihm von der Seitenstraße.
    Er holt tief Atem. Weiter – er mußte in Bewegung bleiben. Früher oder später würde es ihn finden. Er blickte nach rechts und links, überzeugte sich, daß ihn niemand beobachtete, und begann dann mit gleichmäßigen Bewegungen zu laufen.
    »Was willst du?« fragte Tony Peretti kriegerisch. Tony war vierzehn. Er saß am Tisch in dem eichengetäfelten Eßzimmer der Perettis, und auf dem Tisch lagen verstreut Bücher und Schreibstifte, ein halbes, mit Erdnußbutter und Schinken belegtes Sandwich und eine Flasche Cola. »Du bist Walton, oder?«
    Tony Peretti arbeitete nach der Schule in Johnsons Elektrogeschäft und packte dort Öfen und Kühlschränke aus. Er war groß und besaß ein offenes Gesicht, schwarze Haare, olivfarbene Haut, weiße Zähne. Schon mehrfach hatte er Charles verhauen, und nicht nur Charles, sondern jedes Kind in der Nachbarschaft.
    Charles wand sich. »Sag mal, Peretti. Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    »Was willst du?« Peretti fühlte sich belästigt. »Bist du auf ein paar Ohrfeigen aus?«
    Unglücklich zu Boden blickend, die Fäuste geballt, berichtete Charles mit knappen Worten, was geschehen war.
    Als er geendet hatte, pfiff Peretti leise vor sich hin. »Soll das ein Witz sein?«
    »Es ist die Wahrheit.« Er nickte rasch. »Ich werde es dir beweisen. Komm mit und ich zeige es dir.«
    Peretti stand langsam auf. »Ja, zeig es mir. Ich möchte es sehen.«
    Er holte sein Luftdruckgewehr aus seinem Zimmer, und die beiden Jungen gingen schweigend die dunkle Straße hinunter und näherten sich Charles’ Haus. Die ganze Zeit sprach keiner von ihnen ein Wort. Peretti war tief in Gedanken versunken, wirkte ernst, und sein Gesicht war undurchdringlich. Charles war noch immer wie betäubt; in seinem Kopf herrschte eine seltsame Leere.
    Sie erreichten den Gehweg, der zum Haus der Andersens führte, schlichen sich durch den Hinterhof, kletterten über den Zaun und betraten vorsichtig den Hof der Waltons. Nichts rührte sich. Alles war still. Die Vordertür des Hauses war verschlossen.
    Sie äugten durch das Wohnzimmerfenster. Die Jalousie war heruntergelassen, aber durch einen schmalen Schlitz fiel ein dünner, gelber Lichtstrahl. Auf der Couch saß Mrs. Walton und strickte einen Wollpullover. Ihr Gesicht besaß einen traurigen, besorgten Ausdruck. Sie arbeitete lustlos, ohne Interesse. Ihr gegenüber saß das Vater-Ding. Es hatte es sich in dem Sessel seines Vaters bequem gemacht, die Schuhe ausgezogen, und las die Abendzeitung. Der Fernseher war eingeschaltet und spielte in der Zimmerecke vor sich hin. Eine Bierflasche stand auf der Lehne des Sessels. Das Vater-Ding saß genauso da wie sein Vater immer dagesessen hatte; es hatte sehr viel gelernt.
    »Sieht aus wie dein Vater«, flüsterte Peretti mißtrauisch. »Bist du sicher, daß du mich nicht auf den Arm nehmen willst?«
    Charles führte ihn zur Garage und zeigte ihm die Abfalltonne. Peretti griff mit seinen langen gebräunten Armen hinein und zog die vertrockneten, knusprigen Überreste heraus. Sie breiteten sie aus, falteten sie auseinander, bis sich die Umrisse seines Vaters abzeichneten. Peretti legte die Überreste auf den Boden und schob die abgebrochenen Teile an ihren Platz. Die Überreste waren farblos. Fast durchsichtig. Ein Bernsteingelb, dünn wie Papier. Trocken und leblos.
    »Das ist alles«, sagte Charles. Tränen traten ihm in die Augen. »Das ist alles, was von ihm übriggeblieben ist. Das Ding hat sich die Innereien angeeignet.«
    Peretti war bleich geworden. Mit zitternden Händen stopfte er die Überreste zurück in die Abfalltonne. »Es stimmt also wirklich«, murmelte er. »Du sagtest, du hast sie beide zusammen gesehen?«
    »Sie sprachen miteinander. Sie sahen sich völlig ähnlich. Ich lief ins Haus.« Charles wischte die Tränen fort und schneuzte sich; er war am

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