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Die besten Stories

Die besten Stories

Titel: Die besten Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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spricht mit sich selbst.«
    »Er spricht mit sich selbst?« Mrs. Walton zog ihre glänzende Plastikschürze aus und hängte sie über die Türklinke. »Ted? Aber warum denn? Er spricht doch nie mit sich selbst. Geh jetzt und sage ihm, er soll hereinkommen.« Sie goß kochendheißen schwarzen Kaffee in die blau-weißen chinesischen Tassen und begann Rührei auf die Teller zu füllen. »Was ist mit dir los? Geh schon und rufe ihn!«
    »Ich weiß nicht, wen von den beiden ich rufen soll«, stieß Charles verzweifelt hervor. »Sie sehen beide gleich aus.«
    June Waltons Finger lösten sich von dem Stiel der Aluminiumpfanne und das Rührei drohte zu Boden zu fallen. Rechtzeitig griff sie wieder zu. »Junger Mann«, begann sie ärgerlich, aber in diesem Augenblick betrat Ted Walton die Küche, atmete tief durch, schnüffelte und rieb sich die Hände. »Ah«, rief er fröhlich. »Rührei und Lammsteak.«
    »Beefsteak«, murmelte June. »Ted, was hast du da draußen gemacht?«
    Ted nahm auf seinem Stuhl Platz und entfaltete seine Serviette. »Ich habe die Scheren scharf wie ein Rasiermesser geschliffen. Geölt und geschärft. Besser, du faßt sie nicht an – sie könnten dir die Hand abschneiden.« Er war ein gutaussehender Mann Anfang Dreißig mit dichtem blonden Haar, kräftigen Armen, geschickten Händen, einem breiten Gesicht und leuchtenden braunen Augen. »Mann, dieses Steak sieht verdammt gut aus. War ein harter Tag im Büro – du weißt ja, wie es freitags zugeht. Das Zeug stapelt sich zu wahren Bergen und wir sind nur zu fünft, um die ganzen Rechnungen auszustellen. AI McKinley behauptet, die Abteilung könnte zwanzig Prozent mehr erledigen, wenn wir unsere Frühstückspause organisieren würden; wenn wir sie so einteilen, daß sich immer jemand im Büro aufhält.« Er nickte Charles zu. »Setz dich, damit wir anfangen können.«
    Mrs. Walton servierte die Erbsen. »Ted«, sagte sie, während sie sich langsam hinsetzte, »beschäftigt dich irgend etwas?«
    »Ob mich etwas beschäftigt?« Er blinzelte verwirrt. »Nein, nichts Ungewöhnliches. Alles ist wie immer. Warum?«
    Unbehaglich blickte June Walton zu ihrem Son hinüber. Charles saß kerzengerade auf seinem Stuhl, und sein Gesicht war ausdruckslos und weiß wie Kalk. Er hatte sich bisher nicht gerührt, weder seine Serviette auseinandergefaltet, noch seine Milch getrunken. Spannung lag in der Luft; sie fühlte es deutlich. Charles hatte seinen Stuhl so weit wie möglich von dem seines Vaters fortgeschoben, mied jeden Kontakt mit ihm. Seine Lippen bewegten sich, aber sie konnte nicht verstehen, was er sagte.
    »Was ist?« fragte sie und beugte sich zu ihm.
    » Der andere«, murmelte Charles gepreßt. »Der andere ist hereingekommen.«
    »Was meinst du damit, mein Schatz?« erkundigte sich June Walton laut. »Welcher andere?«
    Ted fuhr zusammen. Ein seltsamer Ausdruck überschattete sein Gesicht, verschwand gleich darauf wieder; aber in dem kurzen Moment verlor Ted Waltons Gesicht alle Vertrautheit. Etwas Fremdes und Kaltes leuchtete auf, eine zuckende, sich windende Masse. Die Augen flammten auf und erloschen wieder, als ob ein absonderlicher Glanz sie erhellt hätte. Der vertraute Eindruck eines müden Mannes im besten Alter existierte nicht mehr.
    Und dann kehrte er wieder zurück – oder kehrte fast zurück. Ted lächelte und begann sein Steak und die Erbsen und das Rührei hinunterzuschlingen. Er lachte, rührte in seinem Kaffee, scherzte und aß. Aber etwas war schrecklich falsch .
    »Der andere«, murmelte Charles mit bleichem Gesicht, zitternden Händen . Plötzlich sprang er auf und floh vom Tisch . »Hau ab!« schrie er . »Verschwinde von hier!«
    »He«, brummte Ted drohend . »Was ist eigentlich mit dir los?« Streng deutete er auf den Stuhl des Jungen . »Du setzt dich jetzt dorthin und ißt deinen Teller leer, junger Mann . Deine Mutter hat ja schließlich nicht zum Spaß gekocht.«
    Charles wirbelte herum und rannte aus der Küche, die Treppen hinauf, in sein Zimmer. June Walton keuchte und zitterte vor Bestürzung. »Was in aller Welt…«
    Ted fuhr mit dem Essen fort. Sein Gesicht besaß einen grimmigen Ausdruck; seine Augen waren kalt und dunkel. »Dieser Busche«, knirschte er, »wird gleich ein paar Dinge lernen müssen. Vielleicht wäre es vernünftig, wenn er und ich ein kleines privates Gespräch führen würden.«
    Charles duckte sich und lauschte.
    Das Vater-Ding kam die Treppe hinauf, kam näher und näher. »Charles!« rief er

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